Premier League:Nach 323 Tagen

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Zurück nach Deutschland: Leroy Sané, hier noch im Einsatz für Manchester City, ist bald ein Münchner. (Foto: Lynne Cameron/Imago)

Manchester Citys glanzvoller 5:0-Sieg über den FC Burnley wird von einem Rassismus-Vorfall überschattet. Der deutsche Nationalspieler Leroy Sané kehrt zehn Monate nach seinem Kreuzbandriss zurück - zunächst nur mit einem Kurzauftritt.

Keine Sekunde Zeit hat Ben Mee, 30, nach dem Schlusspfiff in der leeren Arena verloren. Er werde gern auch über das Spiel sprechen, erklärte der Kapitän des FC Burnley mit tiefen Sorgenfalten auf der Stirn. Aber zuerst müsse er dringend Stellung beziehen: "Ich bin getroffen und beschämt." Die Aktion, die er vom Rasen aus beobachtete, "hat nichts mit dem zu tun, wofür wir stehen!".

Im Etihad Stadion von Manchester City hatten die Fußballprofis und Mitarbeiter beider Teams vor Beginn der Montagspartie gerade das Knie gebeugt, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen, alle Spieler trugen Trikots mit dem Schriftzug der Menschenrechtsbewegung "Black Lives Matter" ("Schwarze Leben zählen") auf dem Rücken, da erschien ein Flugzeug am Himmel. Es kreiste tief genug, dass auf dem Banner, das es hinter sich her zog, die Worte "White Lives Matter - Burnley" zu lesen waren. Er sei geschockt, sagte der Verteidiger Ben Mee, dass eine kleine, dumme Minderheit von Leuten versuche, alle Anstrengungen des Klubs, der Spieler und der Mehrheit der Fans auf diese Weise zu diskreditieren. Das Management des Traditionsvereins aus der Grafschaft Lancashire verurteilte die Aktion aufs Schärfste; die Polizei nahm Ermittlungen auf.

Die Empörung über die mutwillige Störung der Anti-Rassismus-Kampagne des englischen Fußballs war so groß, dass darüber der glanzvolle 5:0-Sieg des Tabellenzweiten Manchester City weitgehend in den Schatten geriet. Trainer Pep Guardiola hatte acht Positionen umbesetzt nach dem 3:0 über den FC Arsenal zum Auftakt des Re-Starts der Premier League; unter anderem gab er zunächst dem 20-jährigen Phil Foden statt Kevin De Bruyne eine Chance. Foden, der seit seinem achten Lebensjahr bei Manchester City spielt, traf zweimal, zum 1:0 und 5:0, und verschaffte sich Eindruck beim Coach: "Er wird ein wichtiger Spieler für das nächste Jahrzehnt dieses Vereins." Schließlich wurde er in der 79. Minute von Leroy Sané ersetzt.

Für Sané (im Bild) war es 323 Tage nach seinem Kreuzbandriss die lang ersehnte Rückkehr auf den Rasen. "Endlich!", so lautete der Stoßseufzer des deutschen Nationalspielers bei Twitter: Er habe das Spiel "wirklich vermisst". Mit Interesse wird der FC Bayern den Kurzauftritt verfolgte haben; der deutsche Meister hat bekanntlich seit langem ein Auge auf den Flügelflitzer geworfen. Manchester City hat nun 20 Punkte Rückstand auf den Klassenprimus FC Liverpool, der an diesem Mittwoch Crystal Palace empfängt. City hat tags darauf einen Termin beim FC Chelsea. Englands Titelrechnung geht nun so: Falls Liverpool gewinnt und City verliert, ist Jürgen Klopps Team endlich Meister.

© SZ vom 24.06.2020 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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