Pferdesport:Millionen-Serie hält Derby am Leben

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Hamburg (dpa) - Ein Klassiker sucht seinen Weg in die Pferdesport-Moderne. Im Zeitalter der Millionen-Turniere überall in der Welt wirkt das 94 Jahre alte deutsche Spring-Derby wie ein Relikt der Vergangenheit.

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Hamburg (dpa) - Ein Klassiker sucht seinen Weg in die Pferdesport-Moderne. Im Zeitalter der Millionen-Turniere überall in der Welt wirkt das 94 Jahre alte deutsche Spring-Derby wie ein Relikt der Vergangenheit.

Der seit 1920 unveränderte Kurs mit legendären Hindernissen wie Wall, Planke oder Pulvermanns Grab ist spektakulär und publikumswirksam - zeitgemäß ist er nicht.

Ohne die Global Champions Tour, die weltweit lukrativste Springsport-Serie, wäre die Traditionsveranstaltung im feinen Hamburger Stadtteil Klein Flottbek im Kampf mit anderen hochkarätigen Events möglicherweise längst in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. „Wenn wir den Schritt nicht gemacht hätten, hätten wir heute sicherlich nicht den Stellenwert“, sagt auch Veranstalter Volker Wulff. Der Derby-Macher, der seit 2000 verantwortlich ist, ist überzeugt: „Die Mischung macht das Derby zu etwas Besonderem.“

Seit 2008 zählt das Turnier zu der mit neun Millionen Euro dotierten Champions Tour. Allein in dem Springen am Samstag, zugleich auch der Große Preis von Hamburg, gibt es 285 000 Euro zu gewinnen. Die Qualifikation ist immerhin mit 70 000 Euro dotiert, darunter ein Nobelauto im Wert von 50 000 Euro für den Sieger. Am Donnerstag durfte der französische Europameister Roger Yves Bost eine Ehrenrunde mit seinem neuen Gefährt drehen.

Diese Prämien und Gelder sind es vor allem, die die Topstars locken. Das eigentliche Derby am Sonntag lassen die meisten von ihnen hingegen aus. Früher jagten die Spitzenkräfte im Sattel noch mit ihren Championats-Pferden über die Naturhindernisse.

Jetzt stehen in den Siegerlisten der vergangenen Jahre zumeist Namen, die beispielsweise im Notizbuch von Bundestrainer Otto Becker nicht auftauchen. Andre Thieme (2007, 2008, 2011), Thomas Kleis (2009), Nisse Lüneburg (2012) oder Gilbert Tillmann (2013) sind nicht gerade die Stars der Szene.

„Das Derby zieht nach wie vor“, glaubt Becker dennoch. Dass die Topreiter den Spezial-Parcours meiden, kann er bei aller Wertschätzung für den klassischen Kurs verstehen: „Die Pferde, die das Derby gehen können, sind ganz andere.“ Solche Spezialisten haben nur die wenigsten Reiter im Stall. Und die Einsatzmöglichkeiten sind nur begrenzt. Es sei „schwer, ein solches Pferd heranzuziehen“, weiß auch Wulff.

Das Preisgeld des Derbys von 100 000 auf 300 000 oder gar 400 000 Euro erhöhen, um die Besten der Besten auf den Kurs zu bringen, will er nicht. Vielmehr möchte er den speziellen Charakter des Springens erhalten. „Nicht der Topreiter ist der Star, sondern der, der den Derby-Parcours bezwingt“, betont er.

Wulff sieht sein Turnier in Hamburg auf einem guten Weg. Es sei in Deutschland nach dem CHIO in Aachen die Nummer zwei in der Welt. Dennoch muss sich einiges tun, um die Stellung der Veranstaltung national wie international zu halten. Für das gesamte Derby-Gelände sieht Wulff einen Investitionsbedarf von 15 Millionen Euro in den nächsten Jahren. Sein Ziel: Er will 2019 die EM der Springreiter an die Elbe holen.

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