Pferdesport:Mehr als ein PS unter dem Sattel

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Gut in Form: Frederic Wandres und sein Duke of Britain. (Foto: Hubert Fischer/HF Fotografie / oh)

An vier Tagen zieht die Pferd International in München bis zu 80 000 Zuschauer an. Beim Dressurhöhepunkt setzt sich der Niedersachse Frederic Wandres durch. Doch es gibt auch bayerische Erfolge.

Von Sabine Neumann

Rossnarrisch nennt man in Bayern Menschen, die ihr Herz an Pferde verlieren. Eine Portion Verrücktheit gehört wohl auch dazu, wenn man viel Zeit, Anstrengung und eine Unmenge Geld in etwas investiert, das den meisten höchstens eine ideelle Rendite bringt. Nach drei Corona-Jahren hat die Pferd International auf der Olympiareitanlage in München-Riem jedenfalls gezeigt, dass sie noch immer ein großes Publikum anzieht: Auf rund 85 000 schätzte Turnierleiter Jürgen Blum die Zuschauerzahl über die vier Tage.

Da einige noch wenig erfahrene Pferde bzw. Paare teilnahmen, hatte der klassische Grand Prix Special im 5*CDI diesmal deutlich mehr Starter als die Kür. Für den Freestyle am Sonntag, traditionell eigentlich der Turnierhöhepunkt, entschieden sich nur drei Dressurpaare. Der Sieg ging wie bereits im Grand Prix an Frederic Wandres (Hagen am Teutoburger Wald) und sein Championatspferd Duke of Britain. Der Fuchs hatte seit den Weltmeisterschaften 2022 in Herning eine Turnierpause. Bundestrainerin Monica Theodorescu war erfreut, dass sich der 16-jährige Wallach, mit dem Wandres Team-Bronze gewann, in guter Form zeigte.

Zweiter wurde U25-Triple-Europameister Raphael Netz (Aubenhausen) mit Great Escape Camelot. Für den 24-jährigen Berufsreiter war es ein ganz besonderes Turnier. Zum ersten Mal durfte er auf internationalem Fünf-Sterne-Niveau starten, ebenso wie Lisa Müller (Otterfing) und Katharina Hemmer (Borken). Anders als diese beiden entschied er sich jedoch für die Kür, obwohl er den zwölfjährigen Wallach erst seit fünf Monaten unter dem Sattel hat. "Ich bin heute zum ersten Mal zur fertigen Kürmusik geritten. Die Choreografie hatte ich in sechs, sieben Wochen. Wir geben jetzt ordentlich Gas", erzählte Netz nach seinem Erfolg in seiner ersten Grand-Prix-Saison in der Klasse der Reiter.

Im Grand Prix Special am Samstagnachmittag hatte die schwedische Championatsreiterin Therese Nilshagen mit dem 16-jährigen Hengst Dante Weltino vor der zweimaligen Mannschaftsolympiasiegerin Dorothee Schneider mit ihrer Zukunftshoffnung First Romance gewonnen. Im Dressur-Derby setzte sich Schneiders ehemalige Auszubildende Laura Strobel gegen drei erfahrene Berufskollegen durch. Die Qualifikation für das Finale des Nürnberger Burg-Pokals sicherte sich Nilshagen mit dem achtjährigen Hengst La Vie. Beste bayerische Reiterin war Christine Eglinski (Bad Aibling) mit Viva Waldi.

Die ehemalige Weltmeisterin Simone Blum wird Zweite

So nah wie auf der Pferd International kommt man sonst selten an die Abreiteplätze heran. Viele nutzten deshalb die Gelegenheit, die Profis beim Training und bei der Prüfungsvorbereitung zu beobachten. Eine Lehrstunde in pferdegerechtem Reiten boten Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl und ihr Championatspferd TSF Dalera BB. Das Paar startete zwar nicht, trainierte aber unter Turnierbedingungen mit Co-Bundestrainer Jonny Hilberath. Dabei zeigte sich, dass die elegante Kürspezialistin auch ganz anders kann. Nach getaner Arbeit spurtete die Stute plötzlich aus dem Schritt los und drehte ihre PS voll auf. Von Bredow-Werndl hatte die Zügel schnell wieder in der Hand und lachte. Solche Eskapaden sind für Hochleistungspferde nicht ungewöhnlich. Wer einen Ferrari hat, muss ihn auch fahren können.

Die Springen waren ebenfalls gut besetzt. Die Qualifikation für den Großen Preis auf Drei-Sterne-Niveau gewann die championatserfahrene Französin Penelope Leprevost vor der früheren Weltmeisterin Simone Blum (Freising) mit ihrer erst neunjährigen Ciara und Wolfgang Puschak (Bonstetten) mit seinem bewährten Number One. Im Großen Preis, zugleich eine Wertungsprüfung für die Riders Tour, ließen Michael Kölz (Leisnig) und Cellato die Konkurrenz hinter sich, gefolgt von Penelope Leprevost mit Bingo del Tondou und Max Weishaupt aus Jettingen mit Omerta Incipit.

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