Reitsport:Gefährliche Pferdeseuche ist ausgebrochen

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Auch für den deutschen Reiter Marcus Ehning, hier auf Comme il Faut, fallen wegen der Pferdeseuche vorerst alle internationalen Turniere aus. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Ein besonders ansteckendes Herpesvirus hält die Reitszene in Atem: Europaweit werden Turniere abgesagt, vier Pferde sind bereits gestorben - und mehr als 80 zeigen Symptome.

Von Gabriele Pochhammer

Wegen eines Ausbruchs des Pferdeherpes-Virus EHV1 hat die Internationale Reiterliche Vereinigung FEI bis zum 28. März alle internationalen Turniere in Deutschland und neun weiteren Ländern abgesagt.

Ausgebrochen ist die Viruserkrankung in Valencia in Spanien, wo sich zur Zeit hunderte von europäischen Spring- und Dressurpferden aufhalten, um an der dort ausgerichteten Turnierserie teilzunehmen. Diese gilt als eine der wenigen Möglichkeiten, im Corona-geschüttelten Europa überhaupt Reit-Wettkämpfe zu bestreiten. Die Pferdeseuche ist hochansteckend, geht mit hohem Fieber und Lähmungserscheinungen einher, viele Tiere sind nicht mehr zu retten, einen sicheren Impfstoff gibt es nicht. Das Virus überträgt sich nicht auf Menschen.

Mindestens vier Pferde sind in Valencia bereits an der Seuche gestorben, mehr als 80 zeigen Symptome. Die FEI meldet Ausbrüche in drei weiteren europäischen Ländern. Vor Ort bemühen sich 21 Tierärzte um das Leben der Pferde. Es handele sich um einen besonders gefährlichen Virusstamm, so der Weltverband.

Einige Pferde haben Valencia ohne Attest verlassen

Turnierserien in Ländern mit mildem Klima, außer Spanien in Italien und Portugal, aber auch in Belgien, werden seit einigen Jahren von vielen Reitern für den Saisoneinstieg genutzt, um junge Pferde zu schulen oder zu verkaufen. Die Pferde bleiben mehrere Wochen am Turnierort und haben dort zahlreiche Startmöglichkeiten.

Um zu verhindern, dass auf einmal mehrere hundert Pferde aus den betroffenen Gebieten ausreisen und sich in ganz Europa verteilen, dürfen die Serien in Vilamoura (Portugal), Vejer de la Frontera (Spanien), San Giovanni und Gorla Minore (Italien) vorläufig nur unter strengen Auflagen weiterlaufen, solange es an dem Turnierort keine weiteren EHV-Ausbrüche gibt. Neue Pferde dürfen nicht anreisen, kein Pferd darf ohne Genehmigung den Turnierplatz verlassen. Es sei illegal, Pferde ohne eine offizielle Gesundheitsbescheinigung zu transportieren, so FEI-Generalsekretärin Sabrina Ibanez.

Das allerdings ist längst geschehen, wie Ibanez einräumt: "Wir wissen, dass eine große Anzahl von Pferden Valencia ohne ärztliches Attest verlassen hat. Das bedeutet, ihr Gesundheitszustand war unklar. Einige Pferde waren bereits krank und das Ansteckungsrisiko durch diese Pferde macht uns große Sorgen."

Abgebrochen wurde auch die Mittelmeertour in Oliva Nova, an der zahlreiche deutsche Reiter teilnehmen. "Es war keine leichte Entscheidung, Turniere in Europa abzusagen" sagt Ibanez, "insbesondere da der Turnierkalender schon durch die Corona- Pandemie völlig durcheinander geraten ist. Aber dieser EHV1-Ausbruch ist wahrscheinlich der schlimmste seit vielen Jahrzehnten in Europa und wir haben diese Entscheidung auf der Basis eindeutig definierter epidemiologischer Risikofaktoren getroffen."

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