Olympische Spiele in London:Hände weg beim Wettkampf

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Der Chefmediziner der britischen Olympia-Mannschaft hat einen skurrilen Rat ausgesprochen: Bei der Begrüßung sollten Sportler lieber auf den Handschlag verzichten! Der Grund sind Keime, Keime, Keime. Die auf Etikette bedachten Inselbewohner sind über den Vorschlag "not amused".

René Hofmann

550 Athleten: Die Mannschaft, die Großbritannien im Sommer zu den Olympischen Spielen in London aufbieten will, soll die größte seiner Geschichte werden. Die Heimspiele - das ist ein großes Thema im Königreich, ein ernstes. So groß und so ernst, dass die Gastgeber dafür auch bereit sind, uralte Sitten und Traditionen zu opfern.

Michael Phelps verhält sich bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking medizinisch korrekt: Laszlo Cseh (links) und Takeshi Matsuda geben sich die Hand, Phelps steht einfach nur da. (Foto: AP)

Dr. Ian McCurdie, dem Chefmediziner der Olympia-Mannschaft, wird ganz schummrig, wenn er an die Gefahren denkt, die im Olympischen Dorf lauern. Keime, Keime, nichts als Keime sieht er dort, weshalb er schon jetzt einen Rat ausgesprochen hat: Bei der Begrüßung lieber auf den Handschlag verzichten! Damit die Gruppe ja bloß um keinen dezimiert wird.

Keine Shakehands. Und das ausgerechnet in dem Land, in dem es schon im späten 16. Jahrhundert Brauch war, Händel vor Gericht mit dieser Geste zu beenden. Wo das Essen mit Händen für alle Klassen quasi erfunden wurde, sei es bei Fish and Chips oder - etwas nobler - beim Picknick.

Dort, wo die Upperclass den kleinen Finger beim Five o'Clock Tea heute noch selbstbewusst von der Porzellantasse spreizt und sich an jeder Bushaltestelle die Wartenden ordentlich zu einer peniblen Schlange aufreihen. Zu den Mundschutz-verliebten Japanern hätte die Idee gepasst. Aber zu den auf Etikette und auf ihren Ruf als ordentliche Gastgeber bedachten Briten? Niemals.

Entsprechend groß ist die Empörung über den Vorstoß. Auch dort, wo er herkommt. Dorothy Tyler-Odam, die an den Spielen 1948 in London teilnahm und vor und nach dem Gewinn der Silbermedaille im Hochsprung ausgiebig Hände schüttelte, sprach das Naheliegende aus. "Die meisten Leute werden denken: Die sind aber unfreundlich", warnt die 91-Jährige.

Die Nachrichtenagentur AP befragte eine Expertin für Manieren. Auch sie war not amused über den Rat, nannte ihn "traurig" und "nicht sehr gesellig". Komische Spiele hätten das werden können, vom 27. Juli bis 12. August. Athleten, die im Olympischen Dorf ängstlich und grußlos aneinander vorbeischleichen und sich auch auf dem Siegerpodest noch sicherheitshalber lieber den Rücken zuwenden.

Inzwischen aber hat der Sportdirektor des nationalen Olympischen Komitees eine leichte Entwarnung gegeben: Ordentliches Händewaschen reiche zur Prophylaxe auch.

© SZ vom 07.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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