Olympia
Simone Biles
Simone Biles ist ein Teenager. 19 Jahre ist die junge Frau aus Texas alt. Während viele ihrer Altersgenossinen ihren Tag auf Instagram verbringen oder sich mit Freunden treffen, lebt Biles vorwiegend in der Turnhalle - und bricht Rekorde.
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Simone Biles
Biles stellt gerade die Turnwelt auf den Kopf. Sie scheint den ganzen Sport einmal umzudrehen mit ihrer kraftvollen Art des Turnens. Zehn Titeln bei drei Weltmeisterschaften hat sie gewonnen. Biles ist die, die es in jeder Sportart alle paar Jahrzehnte gibt. Ein Ausnahmetalent unter Ausnahmetalenten, eine Grenzgängerin, wie es zuletzt die Rumänin Nadia Comaneci war, die in den Siebziger Jahren fünf Goldmedaillen gewonnen hatte.
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Simone Biles
In den USA gehört das Geräteturnen zu den am meisten beachteten Sportarten während der Olympischen Spiele, dementsprechend groß ist das Interesse an Biles, die als 16-Jährige ihren Durchbruch feierte - mit der Hilfe eines Sportpsychologen.
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Simone Biles
Bis dahin war das Leben für die 1,45 Meter große Athletin geprägt von schwierigen Momenten. Biles wuchs in Pflegeheimen auf, ihre Mutter Shannon Biles war nach Drogen- und Alkohol-Konsum nicht in der Lage, Simone und ihre Schwester Adria aufzuziehen. Mit sechs Jahren adoptierte sie ihr Großvater Ronald. Der wohlhabende Texaner erzog sie mit seiner Frau Nellie. Für Simone Biles ist er deswegen: Daddy.
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Simone Biles
"Daddy" verdankt Biles ihre Ausbildung, er ermöglichte ihr das Training in einem der besten, aber auch teuersten Gyms der Staaten. Der bisherige Höhepunkt seiner Enkel-Liebe: Bei der WM 2014 im chinesischen Nanjing motivierte er Biles mit dem Versprechen, ihr eine eigene Trainingshalle zu verschaffen, sollte sie als Weltmeisterin nach Hause kommen. Heute ist sie Dauersiegerin aller Wettbewerbe - und turnt in den eigenen vier Wänden.
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Simone Biles
In der Nacht auf Freitag turnte sie sich ein weiteres Mal in die Herzen der Zuschauer. 12 000 verfolgten live in der Olympic Arena ihren zweiten Sieg im zweiten Versuch. Im Mehrkampf distanzierte Biles die Konkurrenz. Im Gegensatz zu vielen Turnerinnen hat sie kein Spezialgerät - sie ist in jeder Disziplin besser als sehr gut. Am Boden, dem Pferdesprung, dem Stufenbarren und am Schwebebalken. Das sind auch ihre nächsten vier Gold-Ziele.
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Simone Biles
Aly Raisman, Kapitänin des Olympia-Teams von 2012, nennt Biles im New Yorker "die talentierteste Turnerin, die ich je gesehen habe".
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Natürlich hat Biles auch schon ein eigenes Sprungelement. Den "double half-layout with a half twist and a blind landing" turnte sie auch in der Nacht am Boden. Für ihren Auftritt dort bekam sie 15.933 Punkte, so viele wie keine Konkurrentin in der Nacht an irgendeinem Gerät.
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Simone Biles
Wenn Biles turnt, wirkt sie wie ein 1,45 Meter langer, 47 Kilogramm schwerer Megamuskel - bereit, wie ein Flummi über die Matte zu springen, gleichzeitig geschmeidig, um winzige Bewegungen in gnadenloser Präzision ausführen zu können. Wenn sie am Boden aufkommt, so schrieb der New Yorker, muss sie die Kraft zweier aufeinanderprallender Football-Profis wegstecken.
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Der Konkurrenz scheint in diesen Tagen nur zu bleiben, sich auf den zweiten Platz zu konzentrieren. "Der eigentliche Gewinner ist, wer den zweiten Platz belegt", sagte US-Turnerin Alexandra Raisman USA Today. Sie wurde nun - genau - Zweite (vorne), die Russin Alija Mustafina gewann Bronze.
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Simone Biles
Geschichte wird so aller Voraussicht nach weiter geschrieben. Mit ihrer nächsten Goldmedaille würde sich Biles zur erfolgreichsten US-Turnerin machen, die es je gab. In den USA geht man davon aus, dass fünf statt sechs Goldmedaillen schon eine Enttäuschung wären.
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Simone Biles
Dieses Bild nach dem zweiten Gold lässt es erahnen - Biles hat bereits ein eigenes Emoji, ein "Simoji". Und wer es bis dahin geschafft hat, der ist wirklich ganz oben.
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Elisabeth Seitz
Und die Deutschen? Mit einer spektakulären Übung am Stufenbarren machte sich die Stuttgarterin Elisabeth Seitz Hoffnung auf das Einzel an diesem Gerät. Dort will sie am Sonntag eine Medaille. Im Mehrkampf landete sie auf Rang 17.
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Sophie Scheder
Teamkollegin Sophie Scheder war am Ende 23. und chancenlos. Sie haderte anschließend: "Ich habe mir mehr vorgenommen." Doch ein Sturz am Barren kostete der Chemnitzerin eine bessere Platzierung.
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Jade Barbosa
Erneut wurden die Turn-Wettkämpfe von einer Verletzung überschattet. Die Brasilianerin Jade Barbosa verletzte sich bei einer Landung am Boden unglücklich am Fuß und musste den Wettkampf zur Enttäuschung der heimischen Fans in der Halle aufgeben. Mit schmerzverzerrtem Gesicht und Tränen in den Augen wurde sie im Rollstuhl aus der Arena gefahren.