Olympia:State of the Bart

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Robert Johansson hat auf der Normalschanze von Pyeongchang den Schanzenrekord von 113,5 Metern eingestellt. Hat der Bart geholfen? (Foto: REUTERS)

Skispringer Robert Johansson verhilft dem Schnauzer zum olympischen Durchbruch. Nach seinem Schanzenrekord in Pyeongchang musste das IOC kurz fürchten, sein Kunstwerk bringe aerodynamische Vorteile.

Von Thomas Hummel

Als Robert Johansson unten angekommen war, da verging einigen das Lachen. "Ich begann vor zwei Jahren und es war gut für mich", erklärte der Norweger, "ich erhielt Komplimente und machte damit weiter." Er sagte tatsächlich: Komplimente.

Damit war die erste Vermutung widerlegt, Johansson habe sich den kunstvollen Oberlippenbart aus aerodynamischen Gründen wachsen lassen. Heutzutage rasieren sich zum Beispiel die Schwimmer alle Haare vom Körper, um den Widerstand im Wasser zu minimieren und letzte Hundertstel rauszuholen. Warum also nicht Flugunterstützung durch Rotzbremsen? Der zweite Schnurrbartträger Richard Freitag sagte kürzlich in einem Interview mit der Welt: "Der Bart gibt mir Auftrieb. So scheint es jedenfalls. Es ist schon kurios, seit ich diesen Bart trage, läuft es sportlich besser."

Gut, dass Johansson nur Dritter wurde

Nun hatte Johansson beim zweiten Sprung auf der Normalschanze von Pyeongchang den Schanzenrekord von 113,5 Metern eingestellt. Und produzierte der Oberlippenbart in der Windlotterie nicht eine Art Flügelschlag? Man sah es schon vor sich: Die Konkurrenz eifert Johansson nach und überbietet sich bis zur nächsten Saison mit monströs zur Seite stehenden Schnurrbärten. Bei gefühlten minus 21 Grad ist auch der Wärmeeffekt nicht zu unterschätzen.

Bartist: Der Italiener Davide Ghiotto. (Foto: REUTERS)

Vermutlich hätte das IOC eine Ad-hoc-Kommission eingesetzt, um einen Schnauz-Normwert für Skispringer zu diskutieren. Gut, dass Johansson nur Dritter wurde und der eindeutig glatt rasierte Andreas Wellinger am Ende Gold gewann.

Die Sportwelt muss nun die Wahrheit akzeptieren: Johansson zwirbelt den Bart, weil er findet, es sieht gut aus. Viele Jahre lang blieb Fußballtrainer Peter Neururer aus dem Ruhrgebiet der last man standing unter den Oberlippenfellträgern im Sport. Bei Olympia in Südkorea feiert der Schnauzer nun ein Comeback auf großer Bühne. Durch Johansson sogar in seiner wilhelminischen Prägung. Hätte er sich einen Zylinder aufgesetzt und wäre mit der Pferdekutsche die Schanze heruntergefahren, niemand hätte sich gewundert. Er definiert jetzt den State of the Bart.

Auf Richard Freitag kommt einige Zwirbel-Arbeit zu. Auch die weiteren Schnurrbartträger in Pyeongchang wie der italienische Eisschnellläufer Davide Ghiotto müssen sich was einfallen lassen, wollen sie mit Johansson mithalten. Schließlich hat es nicht jeder so leicht wie Ghiottos belgischer Gegner über 5000 Meter, der den internationalen Gesichtshaar-Wettbewerb qua Geburt für sich entschieden hat. Sein Name: Bart Swings.

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