Olympia:Schutztier unter lauter Schmutztieren

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Ein Tiger macht sich immer gut: Soohorang ist das Maskottchen der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. (Foto: AFP)
  • Als Maskottchen für die Olympischen Winterspiele fungiert der weiße Tiger Soohorang.
  • Er überzeugt schon deshalb, weil man auf den ersten Blick erkennen kann, dass es sich um einen Tiger handelt.

Von Holger Gertz, Pyeongchang

Sie haben für Pyeongchang einen weißen Tiger als Maskottchen ausgewählt, und auch wenn's schwerfällt, diesem Olympiabetrieb überhaupt noch irgendetwas Positives abzugewinnen: Der Tiger ist gut gelungen, an dieser Stelle muss man jetzt nicht oberkritisch sein. Der weiße Tiger gilt als guardian animal, als Schutztier, und unter lauter bei Olympia versammelten Schmutztieren macht der weiße Tiger eine hervorragende Figur. Soohorang heißt er, der Tiger überzeugt schon deshalb, weil man auf den ersten Blick erkennen kann, dass es sich um einen Tiger handelt.

In London 2012 gab es als Maskottchen zwei einäugige Stahl-Tropfen, mit dem weißen Tiger kommen die Organisatoren jetzt also zurück zur Natur. Zwar haben sie in der Gegend zahlreiche Bäume umgelegt, um zurück zur Natur kommen zu können, aber das kann man nicht Soohorang zum Vorwurf machen, denn das Schutztier ist für den Schutz der Bäume von Pyeongchang gar nicht zuständig.

Im Duett mit dem Schwarzbären

Pyeongchang übrigens wurde ja von Franz Beckenbauer - als der noch öffentlich redete - immer Schennschang ausgesprochen. Als München damals gegen die tigerhaft wehrhaften Koreaner um Olympia kämpfte, sah der Franz das Ergebnis bereits voraus: "Schennschang sollte man nicht unterschätzen."

Das gilt erst recht für den weißen Tiger, der im Duett mit dem Schwarzbären Bandabi amtiert, dem Maskottchen der Paralympics. Bären werden gern genommen, in Sotschi 2014 gab es einen Eisbären, der einen blauen Schal umgebunden hatte. Der Schwarzbär Bandabi dagegen trägt, wie alle Bären in der Provinz Gangwon-do, eine grün-blau-rote Pudelmütze.

Der weiße Tiger ist ein koreanisches Symbol, wie es schon der orangefarbige Tiger von Seoul 1988 war - Hodori, die Aficionados werden sich erinnern. Der Tiger ist auf dem Emblem der südkoreanischen Fußball-Nationalmannschaft, ein großer koreanischer Rapper heißt Tiger JK, eine legendäre Hip-Hop-Band sind die Drunken Tigers. Stocknüchtern dagegen, am Beginn seiner Dienstzeit: der weiße Tiger von Schennschang.

© SZ vom 09.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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