Olympia-Nachrichten in Kürze:Italienischer Dreifach-Triumph im Florett

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Im Fechten der Frauen landen gleich drei Italienerinnen vorne, im Bogenschießen sind die italienischen Männer nicht zu schlagen. Im Judo präsentieren sich die Leichtgewichte Arsen Galstjan und Sarah Menezes stark, auch im Gewichtheben wird die erste Goldmedaille verteilt - ein südkoreanischer Schütze triumphiert mit der Luftpistole.

in Kürze

Elisa Di Francisca war im Florett nicht zu schlagen - die Italienerin gewann Gold.  (Foto: AFP)

Fechten, Frauen: Die Italienerinnen haben die erste Fecht-Entscheidung bei den Olympischen Spielen dominiert. Elisa di Francisca setzte sich im Florett-Finale nach "Sudden Death" 12:11 gegen ihre Landsfrau Arianna Errigo durch und holte sich die Goldmedaille. Bronze sicherte sich Altmeisterin Valentina Vezzali, ebenfalls aus Italien, durch ein 13:12 gegen die Südkoreanerin Nam Hyun-Hee. Die 38-jährige Vezzali hatte zuvor durch die 12:15-Halbfinalniederlage gegen Errigo die Chance verpasst, als erste Athletin bei vier Olympischen Spielen in Folge Gold zu gewinnen.

Tennis, Frauen-Doppel: Das deutsche Spitzen-Doppel Angelique Kerber und Sabine Lisicki hat sein Auftaktmatch beim olympischen Tennis-Turnier nach starkem Kampf gewonnen. Nach Startschwierigkeiten behauptete sich das an Nummer fünf gesetzte Paar am Samstag auf dem Wimbledon-Rasen gegen die jungen Britinnen Laura Robson und Heather Watson mit 1:6, 6:4, 6:3. Damit könnten Kerber und Lisicki im Achtelfinale auf die Williams-Schwestern treffen, die schon zweimal Olympia-Gold holten. Das zweite deutsche Damen-Doppel Julia Görges und Anna-Lena Grönefeld greift erst am Sonntag ins Turniergeschehen ein. Das norddeutsche Duo trifft auf die Lokalmatadorinnen Elena Baltacha und Anne Keothavong.

Bogenschießen, Team: Mit dem letzten Pfeil auf den Zehnerrand haben die italienischen Schützen etwas überraschend Gold im Teamwettbewerb gewonnen. Der frühere Weltmeister Michele Frangilli setzte im Finale den goldenen Schuss zum 219:218 gegen die USA, die im Halbfinale sensationell den viermaliegen Olympiasieger Südkorea ausgeschaltet hatten. Für Italien war es das erste Gold bei den Spielen von London. Marco Galiazzo, 2004 Olympiasieger im Einzel, und Mauro Nespoli, mit Galiazzo 2008 Team-Zweiter, komplettierten das Gold-Trio. Für Italien war es der erste Team-Olympiasieg. Südkorea tröstete sich nach dem 224:219 gegen Mexiko im kleinen Finale mit Bronze. Dennoch war es für den Topfavoriten die schwächste Olympiaplatzierung seit Rang fünf in Barcelona 1992. Zuletzt hatten den Südkoreanern die USA 1996 in Atlanta die Goldmedaille weggeschnappt. In der Vorplatzierungsrunde hatte Südkorea mit Weltrekorden im Team (2087) und Einzel (699) durch Im Dong-Hyun noch seine Favoritenrolle untermauert. Ein deutsches Team war nicht am Start. Im Einzel wird Camilo Mayr (Welzheim) antreten.

Judo, Arsen Galstjan: Judoka Arsen Galstjan hat Russland die erste Goldmedaille in London beschert. Der 23-Jährige siegte im Finale der Klasse bis 60 kg gegen Vizeweltmeister Hiroaki Hiraoka aus Japan durch eine große Wertung (Ippon) nach 41 Sekunden. Der zweimalige Weltmeister und große Favorit Rischod Sobirow aus Usbekistan musste sich mit der Bronzemedaille begnügen. Im zweiten kleinen Finale sicherte sich Felipe Kitadai (Brasilien) den dritten Platz. Tobias Englmaier war im Extraleichtgewicht bereits in der ersten Runde ausgeschieden. Der 24-Jährige aus Großhadern unterlag in seinem Auftaktkampf der Klasse bis 60 kg dem Armenier Howhannes Dawtjan nach Ippon 14 Sekunden vor Ende der regulären Kampfzeit. Bei den Frauen siegte brasilianische Leichtgewichtlerin Sarah Menezes. Die WM-Dritte von 2011 bezwang am Samstag in ihrer Gewichtsklasse bis 48 Kilogramm im Finale die Olympiasiegerin von 2008 in Peking, Alina Dumitru aus Rumänien. Bronze ging an Charline van Snick aus Belgien und die Ungarin Eva Csernoviczki.

Tennis, Philipp Kohlschreiber: Davis-Cup-Spieler Philipp Kohlschreiber hat seine Teilnahme am olympischen Tennisturnier kurzfristig abgesagt. Der 28-jährige Augsburger begründete seinen Entschluss nach der Finalniederlage beim ATP-Turnier in Kitzbühel gegen Robin Haase (Niederlande) mit einer Verletzung. "Ich habe schon die ganze Woche mit einem verhärteten Fuß gekämpft. Im Finale ist es schlimmer geworden", sagte Kohlschreiber. "Ich hätte gerne in London gespielt, aber auf Anraten des Arztes und des ATP-Physiotherapeuten haben wir beschlossen, dass es keinen Sinn macht."

Gewichtheben, Frauen: Die favorisierte chinesische Gewichtheberin Wang Mingjuan hat die Goldmedaille in der Klasse bis 48 kg geholt. Bei der ersten Medaillenentscheidung der Sportart in London triumphierte die viermalige Weltmeisterin im Olympischen Zweikampf aus Reißen und Stoßen mit einer Gesamtleistung von 205 kg (91/114) vor der Japanerin Hiromi Miyake (197/87/110) und der Nordkoreanerin Ryang Chun Hwa (192/109/112). Die 27-jährige Wang gab ihr Olympia-Debüt. Eine deutsche Heberin war nicht am Start.

Luftpistole, Jin Jong-oh: Der südkoreanische Schütze Jin Jong-oh hat seinem Land die erste Goldmedaille in London beschert. Der Weltrekordhalter setzte sich mit der Luftpistole mit 688,2 Ringen deutlich vor dem Italiener Luca Tesconi (685,8) und dem Serben Andrija Zlatic (685,2) durch. Vor vier Jahren in Peking hatte der 32 Jahre alte Jin Gold mit der Freien Pistole und Silber mit der Luftpistole gewonnen. Florian Schmidt hatte auch bei seiner zweiten Olympia-Teilnahme deutlich das Finale der besten Acht verpasst. Der 26-Jährige aus Frankfurt/Oder kam in den Royal Artillery Barracks auf 575 Ringe und belegte damit den 25. Platz.

Luftgewehr, Gold: Traditionell wird die erste Goldmedaille der Olympischen Spiele an eine Schützin vergeben, 2012 ist sie an Luftgewehrschützin Yi Siling aus China gegangen. Sylwia Bogacka aus Polen schoss sich auf Rang zwei, die Chinesin Yu Dan holte Branze. Die Entscheidung ging ohne deutsche Beteiligung über die Bühne. Die beiden Sportschützinnen Beate Gauß und Jessica Mager scheiterten am Samstag in London schon in der Qualifikation. Gauß kam auf 392 Ringe, Mager schoss 394. "Beide wurden unter Wert geschlagen", sagte Heiner Gabelmann, Sportdirektor des Deutschen Schützenbundes.

Tennis, DTB-Spieler: Für Mona Barthel ist ihre Premiere beim Tennis-Turnier in London bereits beendet. Die 22-jährige Neumünsteranerin, die als Einzel-Ersatzspielerin für Andrea Petkovic nachgerückt war, verlor ihre Auftaktpartie gegen die jüngere Radwanska-Schwester Urszula mit 4:6, 3:6. Dabei hatte die Jüngste des deutschen Tennis-Teams gegen die Polin im ersten Satz eine 4:2-Führung verspielt. Herren-Spieler Philipp Petzschner hatte es zuvor in Wimbledon besser gemacht. Der Rasenspezialist aus Bayreuth gewann sein Erstrunden-Spiel gegen den Slowaken Lukas Lacko mit 7:6 (7:5), 6:1.

Radfahren, Fabian Cancellara: Der Schweizer Topfahrer fürchtet sein frühes Olympia-Aus. "Wir sitzen in der Klinik im Athletendorf und warten auf das Ergebnis", twitterte der Zeitfahr-Olympiasieger von Peking nach einer Röntgenuntersuchung im Krankenhaus. Eine erste Diagnose hatte auf einen erneuten Schlüsselbeinbruch hingewiesen, damit könnte Cancellara beim Zeitfahren am kommenden Mittwoch in London definitiv nicht starten. Der Schweizer war im olympischen Straßenrennen am Samstag rund 15 km vor dem Ziel gestürzt und in die Absperrungen gekracht. Dabei fiel Cancellara auf die rechte Seite, an der er sich bei der Flandern-Rundfahrt Anfang April das Schlüsselbein vierfach gebrochen hatte. "Ich habe keine Worte mehr, die Tränen sind stärker als der Schmerz", twitterte er. Der viermalige Zeitfahr-Weltmeister galt als einer der großen Favoriten und Konkurrenten von Tony Martin (Cottbus) im Kampf gegen die Uhr.

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Jonas Beckenkamp

Rudern, Vorläufe: Der Deutschland-Achter ist souverän ins Finale der olympischen Regatta gerudert. Mit dem 35. Sieg in Folge hat das Vorzeigeboot des Deutschen Ruderverbands (DRV) eindrucksvoll seine Goldambitionen unterstrichen und die Rivalen aus Großbritannien, den Niederlanden und Kanada auf die Plätze verwiesen. Das deutsche Boot kann selbstbewusst in das Finale am Mittwoch gehen: Die Vorlaufzeit von 5:25,52 Minuten hätte auch im anderen Vorlauf locker zum Sieg gereicht - den gewannen die USA in 5:30,72 Minuten.

Der WM-Vierte Marcel Hacker hat ohne Mühe das Viertelfinale erreicht. Der ehemalige Einer-Weltmeister aus Frankfurt/Main gewann seinen Vorlauf souverän vor dem Argentinier Santiago Fernandez. Bei den Sommerspielen 2004 und 2008 hatte Hacker das Finale verpasst. Auf dem Dorney Lake rechnet sich der 35-Jährige trotz starker Konkurrenz gute Medaillenchancen aus. Das Viertelfinale findet am Dienstag statt. Der Doppelvierer der Frauen hatte zuvor als erstes deutsches Boot den direkten Einzug ins Finale der olympischen Regatta geschafft. Das Team um Schlagfrau Britta Oppelt hielt die ärgsten Konkurrentinnen aus den USA immer auf Abstand und kämpft am kommenden Mittwoch um die Goldmedaille.

Beachvolleyball, Auftakt: Julius Brink und Jonas Reckermann haben ihr erstes Gruppenspiel gewonnen. Die Medaillenkandidaten setzten sich gegen das russische Duo Konstantin Semenow und Sergej Prokopjew in zwei Sätzen mit 21:19, 21:17 durch. Auf dem Centre Court des Horse Guards Parade hatten Brink/Reckermann dabei aber besonders im ersten Durchgang mehr Mühe als erwartet. Nach 44 Minuten verwandelten die Weltmeister von 2009 ihren ersten Matchball. Einen Start nach Maß erwischten in Sichtweite des berühmten Riesenrads London Eye bei den Damen auch Katrin Holtwick und Ilka Semmler. Das deutsche Duo bezwang Hana Klapalova und Lenka Hajeckova aus Tschechien mit 21:16, 21:18.

Badminton, Gruppenspiel: Europameister Marc Zwiebler ist erfolgreich ins olympische Badmintonturnier gestartet. Der Weltranglisten-18. aus Bonn gewann sein erstes Gruppenspiel in der Londoner Wembley Arena gegen Mohammed Ajfan Rasheed von den Malediven in 32 Minuten 21:9, 21:6. Am Dienstag geht es für den 28-Jährigen um den Einzug ins Achtelfinale. Zwiebler trifft im abschließenden Gruppenspiel auf den Ukrainer Dimitri Sawadski.

Wettskandal, Irland: Ein möglicher Wett-Skandal hat im Lager des irischen Olympia-Teams für große Unruhe gesorgt. Pat Hickey, Präsident des Irischen Olympischen Komitees (OCI), bestätigte dem Irish Independent den Eingang einer anonymen Anzeige gegen einen irischen Olympia-Teilnehmer. Der Beschuldigte sei bereits informiert worden, das OCI hat juristische Schritte eingeleitet. Der rechtliche Beistand des Athleten oder der Athletin - ein Name wurde nicht genannt - wurde bereits eingeschaltet. Dem Athleten oder der Athletin wird vorgeworfen, bei Wettkämpfen in der Vergangenheit, an dem er oder sie selbst teilnahm, Wetten auf den Sieg von Konkurrenten abgeschlossen zu haben. Das ist laut Statuten des Internationalen Olympischen Komitees verboten. IOC-Präsident Jacques Rogge betonte Anfang Juli, dass der "Kampf gegen Doping und illegales Wetten für das IOC höchste Priorität" genieße. Laut Irish Independent soll der beschuldigte Athlet mit seinen beiden Wetten 3900 Euro verdient haben - bei einem Einsatz von insgesamt 300 Euro.

Handball, Frauen: Rekord-Olympiasieger Dänemark ist mit einem Sieg in das olympische Handball-Turnier der Frauen gestartet. Die von Jan Pytlick trainierten Däninnen gewannen am Samstag in London gegen die skandinavische Konkurrenz aus Schweden 21:18 (8:10). Erfolgreichste Werferin in der Copper Box war die Dänin Rikke Skov mit 6 Treffern. Isabelle Gullden erzielte für Schweden fünf Tore. In der Gruppe B trifft Dänemark nun am Montagvormittag auf Südkorea. Schweden muss am Montagabend gegen den Top-Favoriten aus Norwegen antreten.

Fußball, Frauen: Weltmeister Japan und der WM-Dritte Schweden sind beim Fußball-Turnier weiter auf Kurs Richtung Viertelfinale. Die beiden mit Siegen gestarteten Favoriten trennten sich am zweiten Spieltag im Topspiel der Gruppe F in Coventry trotz der Überlegenheit der Japanerinnen 0:0. Schweden (4 Punkte) führt die Tabelle aufgrund der besseren Tordifferenz vor den punktgleichen Japanerinnen an. Olympiasieger USA, Brasilien und Gastgeber Großbritannien sind dagegen bereits weiter. Alle drei Teams lösten mit Siegen am zweiten Spieltag das Ticket für die K.o.-Runde. Die Amerikanerinnen erreichten in der Gruppe G das erste Etappenziel ihrer Mission "Gold-Hattrick" mit einem 3:0 (1:0) gegen Kolumbien. Die Auswahl um die brasilianische Weltfußballerin Marta setzte sich in Gruppe E 1:0 (0:0) gegen Neuseeland durch, am Abend folgte Großbritannien, das mit dem 3:0 (2:0) gegen Kamerun ebenfalls den zweiten Sieg verbuchte. Im direkten Duell am Dienstag (19.45/20.45) spielen die beiden Teams um den Gruppensieg.

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