Olympia:Lange enttäuscht: «Das in Sotschi war zu krass»

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Leipzig (dpa) - Die Schuldzuweisungen für die größte Bobpleite seit 1964 nehmen kein Ende. Auch der erfolgreichste Pilot der Welt, André Lange, zeigte sich nach den Olympischen Winterspielen in Sotschi geschockt.

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Leipzig (dpa) - Die Schuldzuweisungen für die größte Bobpleite seit 1964 nehmen kein Ende. Auch der erfolgreichste Pilot der Welt, André Lange, zeigte sich nach den Olympischen Winterspielen in Sotschi geschockt.

„Es ist alles so enttäuschend. Der Absturz des Bobsports lässt sich vergleichen mit einem Vorrunden-Aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei einer Weltmeisterschaft - den es bislang noch nie gab“, sagte der viermalige Olympiasieger der Zeitung „Die Welt“. „Es kann immer mal etwas daneben gehen“, bemerkte der 40-Jährige, „doch das in Sotschi war zu krass.“

Cheftrainer Christoph Langen habe nach Vancouver 2010 alles neu gemacht, erklärte Lange, offensichtlich sei aber „nicht alles Neue immer gut“. Als Beleg dafür nannte Lange die Nicht-Berücksichtigung von ehemaligen Bob-Größen, die sich in ihrem Metier bestens auskennen. „Wenn Top-Experten wie Wolfgang Hoppe, Matthias Trübner oder Gerd Leopold nicht mehr gehört werden, die viel mehr Erfahrung und Wissen besitzen als jeder andere aus dem aktuellen Trainerteam, dann haben wir ein großes Problem.“

Doch Langen, der die volle Verantwortung für das Scheitern übernommen hat, will die Kritik seines ehemaligen Dauerrivalen nicht so stehen lassen. „Trübner hatte uns doch signalisiert, dass er im Weltcup nicht mitreisen will“, sagte Langen am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. „Und Leopold ist für die Nachwuchsarbeit beim BSD zuständig und voll integriert bei uns.“

Neben Leopold und Wolfgang Hoppe - Doppel-Olympiasieger 1984 in Sarajevo - sollte sich auch Lange in die Nachwuchsarbeit mit einbringen. „Wir hätten ihn gern dabei gehabt. Er sollte im Nachwuchs die Arbeit von Gerd Leopold und Wolfgang Hoppe unterstützen, doch es fehlte an seinem Engagement.“ Selbst die Termine beim Anschublehrgang in Oberhof hatte er laut Langen nicht wahrgenommen.

Sportdirektor und Generalsekretär Thomas Schwab vom Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) bewertete diese Diskussion als „nicht fair. Wir wären froh, wenn ehemalige Sportgrößen unseres Verbandes weiterhin ihre Erfahrung mit reinbringen. Doch André Lange tat sich unheimlich schwer, mit Christoph Langen zusammenzuarbeiten. Wir suchten daher nach Lösungen, um auch wenig Reibungspunkte zu haben.“

Der BSD hat allein fünf Trainer in Thüringen, drei davon vom Verband finanziert. Derzeit kommen aber die talentiertesten Bobteams, sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen, aus Sachsen. Das ist vor allem auf die wertvolle Arbeit von Leopold zurückzuführen. „Er stimmt sich mit Christoph Langen wirklich gut ab, die Zusammenarbeit ist sehr eng“, betonte Schwab.

Leopold hatte 1994 Harald Czudaj zum Viererbob-Olympiasieger gemacht und Thomas Florschütz sowie Francesco Friedrich als Heimtrainer in die Weltspitze geführt. Der Taktiker und Stratege reagierte nach dem Sotschi-Debakel selbstkritisch: „Man muss immer selber schauen, was hat man für Fehler gemacht - ich drücke die Verantwortung nicht weg“, sagte er der „Dresdner Morgenpost“.

Zudem kritisierte er die Startleistung seiner Schützlinge Florschütz/Friedrich und die objektive Betrachtung des Materialproblems: „Die war nicht ganz die, welche wir uns vorgenommen haben. Meine Aufgabe wäre es im September oder im Oktober gewesen, härter Gerätetests zu fordern. Damals wussten wir, dass sie für Olympia nicht reif sind.“

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