Olympia:Hosszu hängt die Weltrekord-Linie ab

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Was für eine Zeit: Katinka Hosszu feiert ihre erste Olympia-Medaille. (Foto: dpa)

Schwimm-Millionärin aus Ungarn pulverisiert die Bestmarke über 400 Meter Lagen und tönt: "Ich kann noch schneller."

Von Saskia Aleythe, Rio de Janeiro

Die Linie verfolgte Katinka Hosszu schon im Vorlauf. Es war ihr erster Start bei den Olympischen Spielen in Rio und die Linie, die den Zuschauern im Fernsehen den Weltrekord anzeigt, sie holte die Ungarin erst am Ende der 400 Meter Lagen ein. Wäre die Beckenwand einen Meter früher gekommen, wäre Hosszu schon im Vorlauf die beste Zeit der Geschichte geschwommen.

Aber die Schwimmbecken im Stadion von Rio de Janeiro sind nun mal 50 Meter lang und nicht 49, und so musste Hosszu das große Spektakel um ein paar Stunden verschieben. Als sie dann im Endlauf um kurz vor 23 Uhr Ortszeit ins Ziel kam, wussten die Tausenden Zuschauer in der Arena auch ohne TV-Linie, was gerade geschehen war. Mit einer Zeit von 4:26,36 Minuten brach Hosszu den Weltrekord der Chinesin Ye Shiwen, aufgestellt bei Olympia vor vier Jahren in London. Hosszu war ganze 2,07 Sekunden schneller, die gelbe Linie beim Anschlag eine Körperlänge hinter ihr.

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"Ich habe diesen Rekord eine ganze Weile gejagt", sagte sie, war aber insgesamt wenig überrascht. "Ich kann definitiv noch schneller schwimmen." Noch im Wasser hatte sie sich auf die Leine gesetzt und ihre Muskeln gezeigt, bei der Siegerehrung merkte man ihr auch ein paar Emotionen an: Sie leckte sich kurz über die Lippen und drehte sich leicht.

Es sind schon die vierten Spiele der 27-Jährigen, es ist ihre erste Medaille: In London 2012 hatte es nur zum vierten Platz über die 400 Meter gereicht, der bei Sportlern so beliebt ist wie Magenkrämpfe kurz vorm Start. "Viele Menschen haben gedacht, bei mir würde sich wieder dieses London-Gefühl einstellen", sagte sie nun, "aber heute hat es einfach nur Spaß gemacht".

Katinka Hosszu ist in Ungarn eine Berühmtheit, sie vermarktet sich selbst als "Iron Lady", denn nach den Spielen in London arbeitete sie so hart an ihren Zeiten wie nie zuvor. Sie wurde Welt- und Europameisterin und nutzte hauptsächlich Wettbewerbe über die Kurzbahn zum Reichwerden: Ende 2014 hatte sie so viele US-Dollar an Preisgeldern eingeheimst, dass sie Millionärin wurde. Als erste Athletin überhaupt. Auf den erfolgreichen Weg gebracht hatte sie ihr Trainer und Freund Shane Tusup, der nun auch in Rio ausgelassen mitfeierte. "Es ist ein wahnsinnig tolles Gefühl, dass ich diesen Moment mit jemandem teilen kann, den ich liebe", sagte Hosszu. In Rio tritt sie noch in vier weiteren Einzelrennen an.

Doch Hosszu war ja nicht die Einzige, die schon am ersten Tag des olympischen Schwimmens eine Weltrekord-Leistung zeigte: Vor ihr hatte in den Vorläufen der Brite Adam Peaty die Halle zum brüllen gebracht, er knackte über 100 Meter Brust seine eigene Bestmarke.

Und dann kam am Abend noch die Freistilstaffel der Frauen, wo sich erstmals bei diesen Spielen die Rivalität zwischen Team USA und Team Australien manifestierte, diesmal mit dem besseren Ausgang für Australien: Die vier Freistil-Schwimmerinnen über jeweils 100 Meter schnappten sich die Goldmedaille vor der US-Mannschaft um Katie Ledecky. Mit 1,4 Sekunden Vorsprung gar nicht so knapp, was im Konkreten bedeutete: Auch sie schwammen Weltrekord.

Für die Schwestern Cate und Bronte Campbell erfüllte sich damit ein Traum: Sie wurden zusammen Olympiasiegerinnen. Cate hatte 2012 in London schon den Staffeltitel gefeiert, Bronte schwamm damals nicht mit. Entsprechend aufgewühlt drehten sie nun ihre Runden durch die Arena, mit glitzernden Tränen in den Augen. "Besser wird es nicht", sagte Bronte später. Dabei haben die Spiele ja gerade erst begonnen.

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