Olympia:Wohin auf dem Siegerfoto?

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Simone Manuel und Penny Oleksiak: Nur die Uhr kennt die Wahrheit (Foto: Michael Sohn/AP)

Penny Oleksiak und Simone Manuel triumphieren mit gleicher Zeit im Rennen über 100 Meter Freistil. Die eine ist erst 16, der anderen liegt "die schwarze Gemeinschaft" Amerikas am Herzen.

Von Saskia Aleythe, Rio de Janeiro

Auf einmal stellten sich nie dagewesene Fragen. Wo denn nun hinstellen beim Siegerfoto? Normalerweise steht die Siegerin in der Mitte, an ihrer rechten Seite die Zweite, an ihrer linken die Dritte.

Doch nach diesem Finale über 100 Meter Freistil war gar nichts normal. Da hatten plötzlich zwei Schwimmerinnen die Goldmedaille gewonnen, zwei Hymnen wurden bei der Siegerehrung gespielt. Eine wurde die erste Kanadierin, die vier Medaillen bei den gleichen Olympischen Spielen gewinnen konnte. Und die andere die erste Afroamerikanerin, die im Schwimmen über eine Einzelstrecke eine Medaille gewann. Und dann gleich Gold.

Simone Manuel sah man als Erstes jubeln nach diesen 100 Metern, auf denen man vor allem den Campbell-Schwestern aus Australien Medaillen zugetraut hatte. Simone Manuel ist US-Amerikanerin und 20 Jahre alt, sie war als Drittschnellste ins Finale gekommen, und schlug nun mit als Erste an. "Ich habe die Lichter an meinem Startblock leuchten sehen", erzählte sie anschließend, "und dachte: Cool, ich hab eine Medaille gewonnen".

Als ihr klar wurde, dass es Gold war, riss sie den Mund weit auf und schlug sich die Hand ungläubig davor. "Ich habe viel geweint nach dem Rennen, es war ein langer Weg hierher", sagte sie. Als erst die amerikanische und denn die kanadische Hymne gespielt wurde, umarmten sich beide.

"Dieser Sieg bringt Hoffnung auf Veränderung"

Zusammen mit Penny Oleksiak aus Kanada hatte Manuel nach 52,70 Sekunden angeschlagen, was schon eine Kunst ist: Schließlich misst die Anlage im Pool auf die Hundertstelsekunde genau. Bei den Spielen 1972 in München waren die Uhren noch auf die Tausendstelsekunde genau eingestellt gewesen. Das war dem Schwimmverband jedoch zu präzise. Er stellte wieder um auf Hundertstel - und beschloss die Vergabe von zwei Goldmedaillen im Falle der Zeitgleichheit.

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Oleksiak brauchte denn auch noch länger als Manuel, um den Sieg zu begreifen, sie jubelte noch später als Manuel. "Ich habe auf der Anzeige meinen Namen gesehen und dass es olympischer Rekord ist. Da dachte ich dann schon: Das ist eine Medaille." Für sie bedeutete die Zeit sogar Juniorenweltrekord, Oleksiak ist erst 16 Jahre alt. Sie hat bei diesen Spielen schon Silber über 100 Meter Schmetterling gewonnen sowie Bronze mit beiden Freistilstaffeln.

Für Simone Manuel war die Medaille noch mehr als ein persönlicher Erfolg, "die schwarze Gemeinschaft liegt mir am Herzen". Und dann sagte sie: "Dieser Sieg bringt Hoffnung auf Veränderung." Auch Oleksiak hatte eine Botschaft, weniger als Kanadierin als als junge Athletin: "Es ist ein großartiges Gefühl, zusammen mit einem anderen jungen Mädchen zu gewinnen. Ich hoffe, dass wir andere inspirieren können."

Ihr Rennen brachte auf jeden Fall die größte Überraschung bisher beim olympischen Schwimmen. Und das Siegerfoto bekamen sie dann doch ganz gut hin: Sie stellten sich neben der Bronze-Gewinnerin Sarah Sjöström aus Schweden einfach als Doppelpack zusammen. Und an ihren Hälsen baumelten zwei Goldmedaillen.

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