Rio de Janeiro:Olympia-Eröffnungsfeier - Gisele und der Mann am Klavier

Ein einsames Model, Tausende Handylichter und ein Präsident, der "sex" statt "success" sagt: Zehn Gründe, weshalb die Eröffnungsshow schön war.

Von René Hofmann, Rio de Janeiro

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(Foto: Sergey Ilnitsky/dpa)

"Die Eröffnungsfeier in Peking war stark. Die Feier in London war smart. Unsere wird cool sein": Mit diesem Dreisatz hatten die Organisatoren der Sommerspiele in Rio den ersten Höhepunkt anmoderiert. Weil das Budget für die Show knapp war, wurde improvisiert. "MacGyvern" nannten die Veranstalter, was sie in den vergangenen zwölf Monaten probiert hatten: aus Alltäglichem Beeindruckendes zu schaffen. Weil die Zuschauerplätze im Maracanã-Stadion nach dem Umbau der Arena für die Fußball-WM sehr nahe an der Spielfläche sind, konnte keine hohe Bühne aufgebaut werden. Weil das größte Stadiontor nur 2,80 Meter hoch ist, konnten keine gewaltigen Wagen auffahren. Trotz all der Einschränkungen wurde es eine stimmungsvolle Party. Zehn Gründe dafür. 1 Die Nationalhymne Nationalhymnen lassen sich pompös inszenieren, kraftstrotzend und sogar einschüchternd. Die Version, die Paulinho da Viola vortrug, war ganz anders. Der Sänger an der Gitarre, begleitet von neun Streichern. Selten hat ein Olympia-Gastgeber so charmant leise Töne angeschlagen.

2 Eigeninitiative

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(Foto: Kai Pfaffenbach/Reuters)

Bei der Eröffnung der Sommerspiele in London gab es tausende Leuchtdioden für Lichtspiele. Bei den Winterspielen in Sotschi bekam jeder Zuschauer eine blinkende Plastikmedaille um den Hals gehängt. In Rio wurden die 60 000 im Stadion einfach gebeten, ihr Handy-Licht anzuschalten, wenn es ein wenig funkeln sollte. Funktionierte wunderbar.

3 Das Feuerwerk

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(Foto: Clive Brunskill)

Knall und Rauch gehören zu einer olympischen Feier wie der IOC-Präsident und der olympische Eid. Selten aber hat es ein Gastgeber geschafft, seinen Namen in den Himmel zu schreiben. RIO - mit Raketen neben Cristo Redentor in die Nacht getupft.

4 Gisele Bündchen

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(Foto: Lukas Coch/dpa)

Ein Fußball-Stadion ist riesig. Was lässt sich auf einer solch gewaltigen Bühne nicht alles inszenieren! An diesem Abend aber zeigte sich, dass es gar nicht mehr braucht als einen Mann am Klavier und eine Frau, die ihm entgegen schreitet, um die Welt in Bann zu schlagen.

5 Die Party

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(Foto: Damir Sagolj/Reuters)

Pop: Stimmen aus den Favelas, Dauer 4:45 Minuten. Pop: schwarze Stimmen, Dauer 1:16 Minuten. Pop: Auseinandersetzungen, Dauer 2:28. Pop: Rhythmen der Tropen, Dauer 3:30 Minuten. So stand es im Programm. Eine gelungene Mischung: Nach 42 Minuten wurde nur noch getanzt.

6 Die Bäumchen

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(Foto: dpa)

Friede, Freude, heile Welt: Bei den olympischen Feiern wird gerne ausgestellt, was sich irgendwie jeder wünscht. Natürlich wurde auch in Rio wieder gefloskelt. Dass jeder Athlet aber einen Baumsamen in Erde drücken durfte - das war nett. Was aus dem Wald wird, der aus all den Samen wachsen soll, wird sich irgendwann schon zeigen.

7 Die Gäste

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(Foto: Getty Images)

"Wie ein sonniger Tag am Strand von Ipanema" sollte der Einmarsch der Athleten wirken, das hatte sich Produzent Marco Balich vorgenommen. Die Deutschen waren dafür ein bisschen zu warm angezogen, aber immerhin kamen sie bunt daher. Vorneweg fuhren lustige Dreiräder, die Lederhosen der Österreicher, die Hüte des Teams aus Lesotho und der barbrüstige Fahnenträger aus Tonga waren ebenfalls sehenswert.

8 Mäßiger Applaus für Russland, Jubel für Flüchtlinge

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(Foto: REUTERS)

Um die Teilnahme des Teams aus Russland hatte es wegen des staatlich orchestrierten Dopings in dem Land viele Kontroversen gegeben. Die Russen, die starten dürfen und einmarschierten, wurden zurückhaltend begrüßt. Es gab Applaus, es gab auch Pfiffe. Die Flüchtlings-Gruppe, die erstmals auf IOC-Einladung mitmachen darf, war eindeutig lieber gesehen.

9  Menschliche Momente

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(Foto: REUTERS)

"Success", Erfolg, wollte er sagen. "Sex" sagte er. Der letzte Satz war der lustigste in der lang geratenen Rede von Carlos Nuzman, dem Chef des Organisationskomitees. Der Lapsus unterlief ihm, als er das Wort an Thomas Bach übergab. Der IOC-Boss filibusterte routiniert um alle kritischen Themen herum. Leben kam erst anschließend wieder ins Maracanã. Als Michel Temer, der Interims-Präsident Brasiliens, versuchte, die Spiele zu eröffnen, ohne dass es einer mitbekam. Das missglückte. Der unbeliebte Politiker wurde leidenschaftlich ausgebuht. Ein kurzes Feuerwerk rettet ihn.

10 Die Sparflamme

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(Foto: Buda Mendes/Getty Images)

Der zitternde Muhammad Ali 1996 in Atlanta. Der Pfeilschuss 1992 in Barcelona. Der klemmende Pfeiler 2010 in Vancouver. Der Moment, in dem das Olympische Feuer entzündet wird, bleibt oft im Gedächtnis. Fußball-Idol Pelé fiel aus gesundheitlichen Gründen als letzter Fackelträger aus. Vanderlei de Lima schritt zur Tat, der ehemalige Geher, der bei den Spielen 2004 in Athen um Gold gebracht wurde, als ein Zuschauer auf die Strecke sprang und ihn aus dem Rhythmus brachte. Das Olympische Feuer im Maracanã brennt bis zur Schlussfeier auf Sparflamme. Aber es wird ein zweites Feuer geben, das in der Stadt leuchtet.

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