Olympia:Beachvolleyball-Olympiasieger kritisiert IOC: "Farce"

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Julius Brink: "Brutale Verschwendung von Ressourcen" (Foto: dpa)

Julius Brink prangert Werteverfall an. Rafael Nadal holt Gold. Die deutschen Fußball-Frauen haben gegen China Riesenglück.

IOC: Beachvolleyball-Olympiasieger Julius Brink hat das IOC und zum Teil auch die Zustände in Rio de Janeiro heftig kritisiert. Ihm werde bewusst, "wie sehr dieses Propagieren von Werten von Seiten des IOC zur Farce wird und die Welt belogen wird", schrieb Brink am Samstag in einem Facebook-Beitrag. Der Goldmedaillengewinner von London 2012 arbeitet als ARD-Experte aktuell in Brasilien. Vom Gedanken der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes, der bei der Eröffnungsfeier thematisiert worden war, sehe er "hier in Sachen der Organisation nicht den Hauch eines Ansatzes", sagte Brink und kritisierte eine "brutale Verschwendung von Ressourcen" bei laufenden Motoren der Busse, überdrehten Klimaanlagen oder dem Zurücklegen kürzester Strecken im Auto.

Für seine eigene Sportart monierte der 34-Jährige: "Brauchen wir für die Produktion der Gruppenspiele diese Heli-Cam? 14 Stunden Helikopterflug pro Tag für 1,5 Sekunden Bild pro Spiel? Plastiktüten, Licht, hier gilt: Immer raus damit...". Das Internationale Olympische Komitee (IOC) liege "in Sachen Glaubwürdigkeit und Vermittlung am Boden". Wenn er beobachte, "wie sich (trotz gut funktionierender Metro und Olympiclane) die teils sehr übergewichtigen, sicher nicht mehr sporttreibenden, hohen Herren des Weltsports in ihren 'fetten' Limousinen durch die Stadt fahren lassen und dazu Straßensperren errichtet werden, dann ist dies leider die hässliche Fratze von Olympia", schrieb Brink.

Organisation: Die Kritik an der Organisation bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro reißt nicht ab. Nach dem ersten Tag der Leichtathletik-Wettbewerbe warf die österreichische Siebenkämpferin Ivona Dadic den Olympia-Machern schwere Fehler bei der Planung besonders der Fahrten zum Stadion vor. Weil die Pendelfahrt in der siebenstündigen Wettkampfpause insgesamt drei Stunden gedauert hätte, sieht die 22-Jährige "jedes kleine Meeting in Österreich besser organisiert als diese Olympischen Spiele". Dadic bemängelte im Inteview mit Laola1.at ausdrücklich fehlende Ortskenntnisse der Busfahrer: "Mein Busfahrer hat sich prompt verfahren."

Tennis: Der spanische Tennisprofi Rafael Nadal hat seine zweite Goldmedaille bei Olympischen Spielen gewonnen. Im Doppelfinale von Rio de Janeiro setzte sich der frühere Weltranglistenerste gemeinsam mit Marc Lopez gegen die Rumänen Florin Mergea/Horacio Tecau 6:2, 3:6, 6:4 durch. Bronze ging an die Amerikaner Jack Sock/Steve Johnson. Ein deutsches Duo war nach den Verletzungen von Philipp Kohlschreiber (Augsburg) und Dustin Brown (Winsen/Aller) nicht am Start. Nadal war bereits 2008 in Peking im Einzel Olympiasieger geworden, in Rio hat der 14-malige Grand-Slam-Champion sogar Chancen auf das Gold-Double. Im Einzel-Halbfinale trifft der spanische Fahnenträger am Samstag auf Juan Martin del Potro (Argentinien).

Leichtathletik: Siebenkämpferin Carolin Schäfer kann sich Hoffnungen auf eine Olympia-Medaille in Rio de Janeiro machen. Die 24-jährige Friedrichsteinerin liegt nach dem ersten Tag auf Platz fünf. Schäfer hat mit 3936 Punkten nur 28 Punkte Rückstand auf Akela Jones aus Barbados, die nach dem 200-Meter-Lauf den dritten Rang belegt. Die Leverkusenerin Jennifer Oeser (3778) rangiert auf Position zehn, Claudia Rath aus Frankfurt ist 26. (3585). "Das war ein großartiger Tag, er war super erfolgreich", sagte die zufriedene, aber sichtlich erschöpfte Schäfer. Die britische London-Olympiasiegerin Jessica Ennis-Hill (4057) geht als Führende in die letzten Disziplinen. Der abschließende 800-Meter-Lauf findet am Samstag (22.50 Uhr Ortszeit/3.50 Uhr MESZ) statt.

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Gold für Deutschland! Cosmo, jüngstes Mitglied der Dressur-Equipe, war aufgrund des Erfolgs wohl so aus dem Häuschen, dass es bei der Siegerehrung ein wenig überdrehte.

Die frühere Weltrekordlerin Betty Heidler (Frankfurt) hat bei ihren letzten Olympischen Spielen als einzige deutsche Hammerwerferin das Finale erreicht. Die EM-Zweite kam im ersten Versuch der Qualifikation auf eine Weite von 71,17 m und schaffte damit den Sprung in den Endkampf der besten Zwölf am Montag (10.40 OZ/15.40 MESZ). Für Kathrin Klaas (67,92/Frankfurt) war hingegen ebenso Endstation wie für Charlene Woitha (62,50). Die Berlinerin blieb dabei gleich mehr als acht Meter unter ihrer Bestleistung. Weltrekordlerin Anita Wlodarczyk (Polen) unterstrich ihre Favoritenrolle und warf den Hammer im ersten Durchgang auf die Tagesbestweite von 76,93 m. Ihre Weltbestmarke steht seit 2015 bei 81,08 m. Die früher bereits des Dopings überführte Olympiasiegerin Tatjana Lyssenko durfte wegen der Sperre der russischen Leichtathleten nicht starten.

Frauenfußball: Die deutschen Fußballerinnen sind ins Halbfinale der Olympischen Spiele eingezogen. In Salvador bezwang das Team von Bundestrainerin Silvia Neid China mit 1:0 (0:0). Nächster Gegner auf dem Weg zur angestrebten ersten Goldmedaille ist am Dienstag in Belo Horizonte der Sieger des Duells zwischen Frankreich und Kanada (19.00 Uhr OZ/24.00 Uhr MESZ). Melanie Behringer (76.) schoss die DFB-Frauen mit ihrem vierten Turniertor zum vierten Mal unter die besten vier Mannschaften. Die deutsche Elf war gegen tief stehende Chinesinnen überlegen, kam aber zu selten gefährlich zum Abschluss. Erst Behringer brach per Gewaltschuss aus 20 Metern nach einer Ablage von Anja Mittag den Bann. Wang Shuang schoss kurz vor dem Ende einen Foulelfmeter für China an den rechten Pfosten (84.). Zuvor war sie von Leonie Maier zu Fall gebracht worden. Deutschland spielte nach Gelb-Rot für Wang Shanshan (57.) über eine halbe Stunde in Überzahl. Die Weltmeisterinnen aus den USA haben indes das erste Elfmeterschießen in der Geschichte des olympischen Frauenfußball-Turniers verloren und völlig überraschend das Halbfinale verpasst. Der viermalige Olympiasieger unterlag Schweden im Viertelfinale mit 3:4 (1:1, 1:1, 0:0). Schweden trifft nun auf den Sieger des Duells zwischen Gastgeber Brasilien und Australien.

Medien: ARD-Journalist Hajo Seppelt bewegt sich in Rio nur in der Begleitung von Leibwächtern. Das berichtet das Magazin Der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe. Die zwei Personenschützer gehören demnach teils zu einer Elitetruppe der Militärpolizei von Rio de Janeiro. Seppelt hatte in den vergangenen Jahren ein staatlich organisiertes Dopingsystem in Russland aufgedeckt. Schon vor den Sommerspielen hatte die Chefetage des WDR entschieden, Personenschutz für den Investigativreporter zu organisieren. Seppelt äußerte sich nicht zu seinen Bewachern. Eine Sprecherin des WDR teilte dem Magazin mit, der Sender werde zu "Fragen der Sicherheit" seiner Mitarbeiter in Rio "nicht detailliert" Stellung nehmen.

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