Olympia-Abschluss der Florett-Fechter:Bronze-Medaille gegen den Frust

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Es ist kein Ersatz, aber ein kleiner Trost: Nach dem umstrittenen Aus im Halbfinale gegen Japan schlägt das Team der Florett-Fechter die USA und gewinnt die zweite Medaille für die deutschen Fechter. Bundestrainer Ulrich Schreck ist dennoch stinksauer.

Peter Joppich war frustriert. Fassungslos und mit starrem Blick saß der Fechter neben der Planche. Die tröstenden Gesten von Bundestrainer Ulrich Schreck verpufften, weil Joppichs olympische Goldhoffnungen nach dem mit 40:41 verlorenen Halbfinal-Krimi gegen Japan unvollendet blieben. Dass es später beim 45:27 gegen die USA Bronze wurde und Joppich bei seinen dritten Spielen die Medaillenpremiere erlebte, war für ihn fast banal.

Peter Joppich (l.) im Duell mit den USA: Versöhnlicher Abschluss (Foto: Getty Images)

Das Florett-Quartett Joppich, Benjamin Kleibrink, Sebastian Bachmann, der sich im Kampf um Bronze am Fuß verletzte, und André Weßels war am Sonntag in London so nah dran am Goldgefecht gegen Italien, ehe der "plötzliche Tod" den verzweifelten Joppich ereilte: Gegen Yuki Ota musste er eine Sekunde vor Zeitablauf den Ausgleich hinnehmen und setzte in der Verlängerung zweimal vermeintlich den Siegtreffer. Die Kampfrichter entschieden anders, Kleibrinks Peking-Finalgegner Ota war mit freundlicher Hilfe der Glücklichere, vermutete das deutsche Lager.

Schreck giftete: "Das ist die Retourkutsche für Damendegen." Zweimal schon war er vor Freude über die Bande gesprungen: "Es ist schlimm, wenn du glaubst, dass du im Finale stehst." Die Kampfrichter waren laut Schreck zu mutlos, bei Joppich und Ota auch einmal ohne Videobeweis zu entscheiden. Und ausgerechnet am visuellen Hilfsmittel saß ein Südkoreaner. Schreck mutmaßte Böses: "Dreimal entscheidet er gegen uns. Das stinkt."

Im Halbfinal-Degendrama der späteren Olympia-Zweiten Britta Heidemann war Südkoreas Shin A-Lam Leidtragende der umstrittenen Entscheidung zum 5:6. Und nun glaubt Schreck, dass fünf Tage später nicht unbedingt Neutralität herrschte. "Mir geht das sowas von auf die Nerven. Wenn am Videotisch dreimal gegen uns entschieden wird, stinkt mir das gewaltig." Damit mache man "das Fechten kaputt".

Dass es die Schreck-Jungs überhaupt in die Vorschlussrunde schafften, war das Verdienst von Joppich und Kleibrink, der im Einzel auf Rang 18 abgestürzt war. "Gegen Russland waren wir fast tot", meinte Sportdirektor Manfred Kaspar ob des Fakts, dass Kleibrink und Joppich am Schluss aus einem 22:30 noch das 44:40 machten.

Silber für Heidemann, Bronze im Herrenflorett: Nach zweimal Gold von Peking sei das trotzdem keine schlechte Bilanz, meinte Kaspar. "Wir haben die beiden Medaillen, die wir unbedingt brauchen. Vom Potenzial her war mehr möglich. Das waren keine Spiele für die Favoriten, und leider hat uns das auch betroffen." Die Säbelcrew um Nicolas Limbach wollte viel und bekam nichts. Das Damendegenteam ging im Viertelfinale k.o.

"Wir holen weniger Medaillen, als es von der Substanz her möglich war", sagte der zum 1. September aus dem Amt scheidende Kaspar. DOSB-Chef Thomas Bach, als Goldmedaillengewinner von 1976 mit dem Florett-Team Kenner der Szene, kommentierte: "Man kann mit dem Abschneiden nicht zufrieden sein." Fechter-Boss Gordon Rapp hielt dagegen: "Unsere Fechter sind keine Roboter."

Immerhin führte der Weg zu Gold fünfmal über deutsche Fechter. Rapp weiß aber auch: In Sachen Athletik und geistiger Fitness neuer Stars wie Venezuelas Degen-Olympiasieger Rubén Limardo oder Ägyptens Florett-Zweitem Alaaeldin Abouelkassem lassen sich im Vergleich Defizite erkennen. "Wir werden es analysieren", kündigte Rapp an.

© SZ.de/dpa/dapd/sid/fred - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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