NHL:Rassismus- und Gewaltvorwürfe erschüttern die Liga

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Akim Aliu war bis vor wenigen Tagen ein Eishockeyspieler, der wie viele vor und nach ihm vergeblich sein Glück in der nordamerikanischen Profiliga NHL suchte. Jetzt ist der gebürtige Nigerianer eine Symbolfigur geworden für einen aus der Zeit gefallenen Habitus in der nordamerikanischen Profiliga, für anscheinend verbreitete rassistische Tendenzen und für Machtmissbrauch von Trainern. Die Offenbarungen Alius sind der Grund, weshalb Bill Peters, der Headcoach der Calgary Flames, zurücktreten musste. Aliu hat eine Lawine losgelöst, die die Wucht entwickeln kann, die Eishockeykultur in Nordamerika von Grund auf zu verändern.

Die NHL hinkte, allein was die Integration schwarzer Spieler angeht, den anderen großen nordamerikanischen Profiligen schon immer hinterher. Der Anteil schwarzer Profis liegt bei circa fünf Prozent. Aliu hat die Liga mit seinen Rassimusvorwürfen via Twitter nun aus der Lethargie gerissen. Demnach habe sich Peters vor zehn Jahren über den Musikgeschmack des damals 20-Jährigen abfällig geäußert und dabei in der Kabine "die N-Bombe mehrfach auf mich fallen lassen". Mit der "N-Bombe" ist das beleidigende Wort "Nigger" gemeint. In der Folge sei Aliu sportlich degradiert worden. Der kanadische TV-Sender TSN berichtete, dass der Vorfall von zwei damaligen Mitspielern bezeugt wurde. Die Flames strengten eine Untersuchung der Vorgänge an, die die NHL noch fortführt. Aliu soll in dieser Woche Ligavertreter treffen. Bis dahin will die NHL die Situation nicht kommentieren.

Peters wurde nicht nur Rassismus vorgeworfen, er soll als Headcoach der Carolina Hurricanes auch gewalttätig geworden sein. Der frühere tschechische NHL-Profi Michal Jordan berichtete von einem Tritt in den Rücken während eines Spiels, ein anderer Profi habe von Peters einen Schlag auf den Kopf erhalten. "Das ist auf jeden Fall passiert", erinnert sich Rod Brind'Amour, seinerzeit Co-Trainer und inzwischen Chefcoach der Hurricanes. Folgen hatte dies für Peters nicht. Auch darüber wird derzeit heftig debattiert.

Abgesehen von der Affäre Peters werden immer mehr Anschuldigungen, auch aus Juniorenligen, nach oben gespült. Jüngst sorgte der Zwischenfall um den TV-Experten Don Cherry, 85, für Schlagzeilen, der seinen Job wegen herablassender Äußerungen über kanadische Immigranten verlor. Dann kamen nach der Entlassung von Starcoach Mike Babcock bei den Toronto Maple Leafs seltsame Methoden im Umgang mit Spielern zum Vorschein.

© SZ vom 04.12.2019 / SID - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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