Im Münchner Olympiapark geht es an diesem Wochenende um neue Verbindungen, um den Mut, es miteinander zu versuchen, sich ganz auf den anderen einzulassen - oder auch nicht. In der Eventarena heißt es: "Trau Dich. Die Hochzeitsmesse." Dort wird, glaubt man den Ankündigungen der Hochzeits-PR-Strategen, "Ambiente & Erlebnis" und "Innovation & Inspiration" geboten.
Neues Team: Bundestrainer Jakob Kölliker (im Anzug) mit seinen Spielern von der deutschen Nationalmannschaft.
(Foto: Bongarts/Getty Images)Genau darum geht es auch in der Olympiahalle beim Deutschland Cup. Es gilt, eine neue Verbindung zu bestaunen und zu überprüfen, ob daraus etwas Festes werden kann, etwas von Dauer. Nach der WM Anfang dieses Jahres haben sie sich getraut, der Deutsche Eishockey Bund (DEB) und Jakob, genannt "Köbi", Kölliker. Mit dem Deutschland Cup wird die Verbindung jetzt zum ersten Mal einer Bewährungsprobe unterzogen.
Nach zwei Spielen mit einem Sieg und einer Niederlage ist festzustellen: Die Partner sind noch nicht ganz eingespielt aufeinander - aber kriseln, das tut es auch nicht in der Beziehung. War der 4:2-Sieg zum Auftakt am Freitag gegen die Schweiz noch Grund für Schmetterlinge im Bauch, rissen starke Slowaken alle Beteiligten wieder aus den rosaroten Träumen: 3:6 unterlag das DEB-Team. Chancenlos, aber nicht kampflos - und mit einigen guten Ansätzen.
Möglicherweise haben sich ja trotz der Niederlage in der zum Eisstadion umfunktionierten Olympiahalle zwei gefunden. Das Ambiente jedenfalls stimmt, wenn auch die Zuschauer nicht ganz so zahlreich gekommen sind wie noch in den vergangenen Jahren.
Wichtiger aber als Ambiente und Erlebnis sind bei diesem Turnier: Innovation und Inspiration. Für die Deutsche Eishockeynationalmannschaft ist der Deutschland Cup das zweitwichtigste Turnier im Kalender, gleich nach der Weltmeisterschaft. Es ist eine wichtige Standortbestimmung, die erste in der Saison. Doch dieses Mal wird in München nicht die Mannschaft getestet, sondern der Trainer.
Es waren nicht die leichtesten Bedingungen, mit denen der Neue sein Amt antrat. Das mit Kölliker war keine Liebe auf den ersten Blick. Wenn man so will, ist er übrig geblieben, war nur zweite Wahl. Außerdem muss er einen ersetzen, der mit der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft eine Musterehe geführt hat: Uwe Krupp war ein ebenso beliebter wie erfolgreicher Nationaltrainer.
Es war eine Überraschung, als Kölliker schließlich nach der WM zum Nachfolger Krupps gemacht wurde: ein Schweizer als Chef der deutschen Auswahl, ein Novum in der Geschichte des DEB. Der 58-Jährige hat eine Menge Erfahrung. Er kennt das internationale Eishockey. Als Spieler war er mehr als 20 Jahre aktiv. Danach war er als Trainer in der Schweiz tätig, auch bei der U-20-Nationalmannschaft. Kölliker steht Nachwuchs aufgeschlossen gegenüber, gilt als Förderer der Jungen. Und auch international ist er als Trainer nicht ohne Erfahrung. Von 2000 bis 2010 war er Assistent von Ralph Krueger bei der Schweizer A-Auswahl.
Und Krueger ist neben dem Mustermann Krupp, die zweite, vielleicht die größere Hypothek für eine erfolgreiche Beziehung zwischen Kölliker und dem DEB. Der Deutschkanadier galt lange als Favorit auf den Posten des Cheftrainers. Doch Krueger wollte sein Amt als Assistenz-Trainer der Edmonton Oilers in der NHL nicht vor Vertragsablauf freiwillig aufzugeben. Der Vertrag in den USA läuft noch eine Saison. Köllikers Vertrag in Deutschland ebenfalls. Nur eine Saison - eine längerfristigere Bindung wollte der DEB nicht eingehen. Das schürte das Gerücht, Kölliker diene lediglich als Übergangslösung - bis Krueger kommt.