1860 München:Niederlage an der Gedenkstätte

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(Foto: Werner Scholz/imago)

Der TSV rutscht nach dem 0:1 gegen Meppen in Abstiegs­zone. Einen Durch­marsch wie 1994 an wird es in dieser Saison wohl nicht geben.

Die ins Emsland gereisten Löwen hatten gerade erst ihr schönes Plakat eingerollt, als jenes Tor fiel, das den TSV 1860 München in die Tabellenregion des Abstiegskampfs der dritten Liga beförderte. "11. Juni 1994: Durchmarsch in die Bundesliga", war auf dem Plakat zu lesen. Dazu die gemalten Gesichter vom damaligen Torschützen Peter Pacult und dem Vorlagengeber Bernhard Winkler. Winkler und Pacult hatten die Münchner damals gemeinschaftlich in die Bundesliga gehievt, bei jenem legendären 1:0 gegen den SV Meppen. 24 Jahre später trafen sich die Mannschaften am Sonntag erstmals wieder, und am Ende der bislang schwächsten Saisonpartie der Löwen waren die Ziffern im Vergleich zu damals exakt verdreht: 1:0 gewann Meppen gegen 1860. Damit ist die Mannschaft von Trainer Daniel Bierofka nur noch einen Punkt entfernt von den Abstiegsplätzen. Das Szenario eines zweiten Durchmarschs der Löwen, diesmal von der Regionalliga in die zweite Liga, ist seit dem fünften sieglosen Spiel in Serie in den Bereich der Utopie gekippt.

"Ich hatte das Gefühl, dass Meppen einfach präsenter war und spritziger in den Zweikämpfen", sagte Bierofka. Das Gefühl hatte nicht nur er. Die Partie begann aus Sicht der Löwen schon schlecht: mit einem lauten Knall. Zumindest aus der Perspektive von Verteidiger Jan Mauersberger, der nach sechs Sekunden zum Luftduell hochstieg und seinen Kopf gegen den von Luka Tankulic hämmerte. Mauersberger musste ins Krankenhaus, die niederschmetternde Diagnose folgte bald: Mittelgesichtsbruch.

Für ihn kam Christian Köppel. Die Löwen, die Bierofka taktisch auf ein 4-4-2 umstellte und denen der verletzte Standard-Spezialist Phillipp Steinhart am Sonntag sehr fehlte, hatten offensichtlich geplant, Meppen die Gestaltung dieses Spiels zu übertragen. Wohl in der Hoffnung, dass die Meppener dazu fußballerisch nicht in der Lage sein würden. "Am Anfang der Saison haben sie es fußballerisch versucht, waren damit aber nicht erfolgreich", erklärte Bierofka vor dem Anpfiff. So aber führte die passive Haltung beider Mannschaften zu einer Partie, die lange Zeit im Dämmerschlaf blieb.

Meppen war immer mal wieder gefährlich nach den von Julian von Haacke getretenen Standards und den Schüssen von Nico Granatowski. Die beste Chance der Löwen hatte Sascha Mölders, als er erstaunlich wendig durch den Strafraum marschierte und sich vor dem Abschluss noch den Ball vom Fuß stibitzen ließ (26.). Nach der Pause gab es ein strittige Szene, in der Antonio Grimaldi im gegnerischen Strafraum bei einem Zweikampf mit Vidovic zu Boden ging (68.), doch Schiedsrichterin Katrin Rafalski entschied sich gegen einen Elfmeter. Das Tor des Tages war dann tatsächlich schön herausgespielt von Meppen: Von Haacke dribbelte durchs Mittelfeld, spielte an der Strafraumgrenze einen Doppelpass mit Deniz Undav, Köppel versuchte zu klären, von seinem Fuß sprang der Ball zu Hassan Amin, der diesen vier Minuten vor der Pause aus spitzem Winkel einschoss (im Bild). Kurioserweise war es der erste Treffer, den 1860 in dieser Saison in der ersten Halbzeit bezogen hat.

© SZ vom 08.10.2018 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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