MSV Duisburg:Zwischenwelt

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Fünf Niederlagen in Serie: In Braunschweig genoss Trainer Torsten Lieberknecht Heldenstatus – in Duisburg läuft es nicht so gut. (Foto: Lars Baron/Getty Images)

Fünfte Niederlage in Serie: Der MSV Duisburg ist jetzt Letzter in der zweiten Liga, mal wieder droht dem Verein der Absturz in die Drittklassigkeit.

Von Ulrich Hartmann, Bochum

Hat man je ein Zebra im Zirkus gesehen, mit wallendem Federschmuck und kostümierten Reitern? Bernard Dietz hat also recht, wenn er als Vorstandsmitglied des MSV Duisburg witzelt: "Das Zebra ist ein Wildpferd - das kann man nicht trainieren." Für den Fußballtrainer Torsten Lieberknecht wäre das allerdings eine schlechte Nachricht. Er trainiert nämlich Zebras - so werden die MSV-Fußballer genannt, weil sie traditionell in blau-weißen Streifentrikots spielen.

Auch Dietz hat dieses Duisburger Trikot jahrelang getragen. Er hat als Abwehrspieler den Charme des Positionsungehorsams zelebriert und ist mit 77 Toren bis heute der treffsicherste Abwehrspieler der Bundesliga-Historie. Allerdings haben sich die Zebras ihre taktischen Auswüchse damals noch leisten können. Damals hatten sie individuelle Klasse. Heute ist der MSV ein Untoter im Zwischenreich zwischen zweiter und dritter Liga. Drei der jüngsten sechs Spielzeiten verbrachte er in der dritten Liga, und nach dem 1:2 im Ruhrderby beim VfL Bochum am Dienstagabend, der fünften Niederlage in Serie und dem Absturz auf den letzten Tabellenplatz, sieht es so aus, als sollte bald die vierte Drittliga-Saison binnen sieben Jahren folgen.

Lieberknecht, 45, war zehn Trainerjahre lang die Galionsfigur von Eintracht Braunschweig, ehe er im Mai 2018 dort über Bord geschickt wurde und im Oktober in Duisburg anheuerte. Er startete beim MSV mit einem Auswärtssieg in Köln und ließ sechs Pflichtspiele mit nur einer Niederlage folgen - doch seit Dezember hat man nun fünf Mal nacheinander verloren. Kevin Wolze gab die Kapitänsbinde an Gerrit Nauber weiter, fürs Tor holte man Felix Wiedwald aus Frankfurt zurück und für den Sturm verpflichtete man Havard Nielsen aus Düsseldorf.

Alle vier machten in Bochum ein ordentliches Spiel. Nauber verteidigte und lenkte mutig, Wiedwald verhinderte Schlimmeres und Nielsen erzielte auf Anhieb ein Tor (1:2/79.) - aber zum Punktgewinn reichte es am Ende nicht. "Wir nehmen trotzdem viel Positives mit aus diesem Match", sagte Lieberknecht, "die Mannschaft lebt." Von höchster Bedeutung für weitere lebenserhaltende Maßnahmen ist bereits das nächste Heimspiel gegen Darmstadt am Freitag sowie die Partie danach gegen Paderborn, weil man dort mit einem Sieg ins Viertelfinale des DFB-Pokals einziehen kann.

Den erforderlichen Mut in aussichtslosen Lagen holen sich die Duisburger auch aus den ermunternden Rhythmen des "Zebra-Twists", der vor jedem Heimspiel erklingt und 1964 exklusiv im Duisburger Geschäft "Die Schallplatte" verkauft wurde. Dieses Geschäft gibt es noch heute, was es zum ältesten Plattenladen Deutschlands macht und den derzeit leicht zermürbten MSV-Trainer bei seinen Besuchen stets ein wenig tröstet. Denn Lieberknecht ist Vinyl-Fan und besitzt mehr als 10 000 Schallplatten.

© SZ vom 31.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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