Moderner Fünfkampf:Wie in Peking: WM-Gold nach Fecht-Gala für Schöneborn

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Berlin (dpa) - Anfangs nicht hellwach, später hochexplosiv, abgeklärt und kampfstark: Lena Schöneborn hat mit ihrem historischen WM-Erfolg die umfangreiche Titelsammlung komplettiert und in der Gluthitze von Berlin vorzeitig das Olympia-Ticket für Rio 2016 gelöst.

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Berlin (dpa) - Anfangs nicht hellwach, später hochexplosiv, abgeklärt und kampfstark: Lena Schöneborn hat mit ihrem historischen WM-Erfolg die umfangreiche Titelsammlung komplettiert und in der Gluthitze von Berlin vorzeitig das Olympia-Ticket für Rio 2016 gelöst.

Von einem perfekten Wettkampftag wollte Deutschlands erste Weltmeisterin im Modernen Fünfkampf aber nicht sprechen. Auch wenn das packende Finale im Berliner Olympiapark verblüffende Parallelen zum Olympiasieg 2008 in Peking aufwies und sie nun eine Top-Favoritin in Brasilien ist.

„Ich bin total happy, aber das Schwimmen war doch miserabel“, übte die Perfektionistin sogar Selbstkritik. Dafür schlug sie wie bei Olympia im Fechten mit „großer Explosivität“, so Bundestrainerin Kim Raisner, grandios zurück. 28:7 lautete die Bilanz in Peking, in Berlin lief es mit 30 Siegen, fünf Niederlagen und 280 Punkten noch grandioser. Für den Erfolg im Bonusfechten gab es zudem zwei Zähler. „Das war schon bombig“, kommentierte die 29-Jährige ihre zuvor im Modernen Fünfkampf unerreichte Weltbestmarke.

Selbst Britta Heidemann, 2008 Olympiasiegerin im Degen-Fechten, staunte über die Gala-Show: „So viele Finten und Paraden. Lena könnte auch bei den Spezialisten mithalten.“ In den Pausen trug Schöneborn die Aktionen und die Namen der Gegnerinnen fein säuberlich in eine rote Kladde ein. Die Ruhe und mentale Stärke, die sich die Wahl-Berlinerin in zehn Jahren Weltspitze angeeignet hat, zahlte sich auch bei der letzten kniffligen Situation aus.

Beim Reiten auf dem zugelosten Pferd Ordynat riss kurz vor dem Start das Martingal. „Das ist ein Hilfszügel. Wir konnten es austauschen und Lena durfte als letzte Reiterin in den Parcours“, berichtete Raisner. Entsprechend groß war nach einem blitzsauberen Ritt ohne Abwurf die Freude. „Es ist schon lange her, dass mir so ein guter Ritt gelungen ist“, sagte Schöneborn. Sie gilt als Pferdeversteherin, doch missglückte Ritte hatten sie mehrmals um alle Chancen gebracht.

Der Rest hätte eigentlich Schaulaufen sein können. Schöneborn rannte im Combined mit dem Riesenvorsprung von 23 Sekunden vor der Chinesin Chen Qian durchs Ziel, doch die Welt- und Europameisterin kämpfte um jede Sekunde. Mit Erfolg. Auch dank ihrer 1390 Punkte gewann das deutsche Trio mit Schöneborn, Janine Kohlmann (16.) und Annika Schleu, die das Finale der besten 36 verpasst hatte, Silber in der Team-Wertung hinter Polen und vor Ungarn.

„Das ist eine große mentale Leistung. Eine Medaille zu gewinnen, ist eine Sache, den Titel zu holen, eine andere“, lobte Sportwart Nico Motchebon das Aushängeschild des Deutschen Verbandes für Modernen Fünfkampf. Angesichts der Temperaturen und der großen Anstrengungen dauerte die Doping-Kontrolle etwas länger. Zur „Belohnung“ durfte die Weltmeisterin, die weiterhin für ihren Heimatclub Bonn startet, das Konzert von Helene Fischer im benachbarten Olympiastadion kostenlos mithören.

Bei der nächtlichen Siegerparty in der Disco „Kalkscheune“ konnte „Gold-Lena“ mit ihrem Freund Alexander Nobis den Weltmeister-Tanz hotten. Nobis hatte zum WM-Start mit Marvin Dogue die Männer-Staffel gewonnen. „Zwei Titel und ein zweiter Platz sind eine sensationell gute Bilanz, auch wenn wir gerne drei Herren im Einzel-Finale dabei gehabt hätten“, erklärte Motchebon.

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