Moderner Fünfkampf:Dann eben selber springen

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Bilder, die den Sport verändern: Die deutsche Siegfavoritin Annika Schleu kommt in Tokio mit dem zugelosten Pferd nicht zurecht - und das Pferd nicht mit ihr. (Foto: Stanislav Krasilnikov/Tass/Imago)

Der Moderne Fünfkampf muss aus Tierschutzgründen ohne Pferde auskommen. Nun soll es einen Hindernis-Parcour für die Athleten geben - der Sport muss sich abermals neu erfinden.

Kommentar von Volker Kreisl

Moderner Fünfkampf ist ein Sport, der mit Problemen umgehen muss. Die nach olympischem Ideal entstandene Multi-Disziplin verlangte den Beteiligten schon immer viel ab: den Akteuren zunächst einen langen Tag, den Zuschauern manches Rätsel. Den Pferden und Reitern, die einander nicht kennen, wurde ein beachtliches Verletzungsrisiko aufgesattelt; und schließlich erfuhr die Spannung manche Bremse. Der Fünfkampf, wollte er überleben, musste sich also immer wieder reformieren, und das ist ihm mehr oder weniger auch gelungen.

Das Format, als Vielseitigkeit elitärer Einzelsportler gegründet und 1912 erstmals ausgetragen, wurde später immer mehr verdichtet. Der Verlauf ist heute transparent. Durch die Zusammenlegung von Schießen per Laser-Pistole und einem Mittelstrecken-Lauf rennen oft bis zum Schluss noch mehrere Athleten oder Athletinnen um einen Platz auf dem Podium. Reformiert zu werden, das ist diese künstlich geschaffene Disziplin also gewohnt, weshalb nun auch der stärkste Einschnitt vorgenommen wird. Die Abschaffung der bislang dritten Disziplin, des Springreitens.

Die Bilder der Spiele von Tokio im August 2021 bleiben Zuschauern, Betreuern und der gesamten Fünfkampf-Gemeinde in Erinnerung: Die deutsche Siegfavoritin Annika Schleu kommt mit dem Pferd nicht zurecht, dieses stoppt mehrmals abrupt vor einem Hindernis, die Situation eskaliert mit dem Einsatz der Gerte - ein Konstruktionsfehler dieses Sports wird deutlich. Der Fünfkampf sollte längst auch olympischen Amateuren zugänglich sein, was nur mit zugelosten Fremdpferden machbar ist, jedoch mangels einer Beziehung und eines Vertrauens zwischen Pferd und Reiter zu solch absurden und für die Tiere gefährlichen Szenen führte.

Nach Tokio hat der Weltverband das Ende des Fünfkampf-Springreitens beschlossen, nun wurde ein Ersatz gefunden. Ein Hindernislauf, nur nicht auf vier, sondern - dem Vernehmen nach - auf zwei Beinen. Die Athleten sollen gegen die Zeit klettern, springen, sich im Raum bewegen, ähnlich wie auf einem militärischen Drill-Parcours, was zwar Vielseitigkeit erfordert, aber doch nach Vorabend-TV-Show aussehen könnte.

Doch was hilft es? Viele Akteure mögen sich übergangen gefühlt haben im vergangenen Herbst, dennoch ist die Zeit der Pferde im Fünfkampf nach den Spielen 2024 in Paris zu recht vorbei. Der Pentathlon-Sport muss sich abermals neu erfinden, und die mögliche neue Disziplin mit Elementen der Leichtathletik oder der Bewegung im Raum könnte schneller akzeptiert werden, als man nun vermutet. Die Zuschauer sind Hindernisse gewohnt, auf dem Platz und in der Geschichte dieses Sports .

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