Mega-Vertrag der Premier League:Bundesliga diskutiert "unpopuläre Maßnahmen"

SC Freiburg - Eintracht Frankfurt

Samstag, 15:30 Uhr, das ist der Fans Lieblings-Anstoßzeit. Ob dies in der Bundesliga noch lange die Regel ist, wird sich zeigen. (Bild aus der Partie Freiburg - Frankfurt)

(Foto: dpa)
  • 2,3 Milliarden Euro pro Spielzeit: Der neue Fernsehvertrag der englischen Premier League ist monströs.
  • Um finanziell nicht völlig abgehängt zu werden, geht es wohl bald wieder um die Anstoßzeiten der Bundesliga-Spiele.

Der Mega-TV-Deal in der englischen Premier League vergrößert die Kluft zur Fußball-Bundesliga. Umgerechnet rund 6,9 Milliarden Euro erhalten die 20 Klubs auf der Insel für den neuen Fernsehvertrag über drei Jahre von 2016 bis 2019. Das macht pro Spielzeit eine Einnahme von 2,3 Milliarden Euro allein aus der Inlandsvermarktung.

In Deutschland läuft der bestehende Vierjahresvertrag mit einem Gesamtvolumen von 2,51 Milliarden Euro am Ende der Saison 2016/17 aus. Das sind durchschnittlich 628 Millionen Euro pro Spielzeit, wobei die Beträge gestaffelt sind. Die Vereine hoffen, dass der neue TV-Vertrag, den die Deutsche Fußball Liga (DFL) im kommenden Jahr abschließen will, zumindest eine Milliarde Euro pro Saison ergibt.

DFL-Boss Christian Seifert hat mit Blick auf die Entscheidung in rund einem Jahr eine Diskussion über "unpopuläre Maßnahmen" gefordert. Eine dieser Maßnahmen könnte nach SID-Informationen eine Umverteilung der Spielansetzungen sein, um durch unterschiedliche Anstoßzeiten höhere Erlöse vor allem aus dem Bereich des Bezahlfernsehens (Pay-TV) zu generieren. Seifert hatte bereits zuletzt erklärt, dass er im frei empfangbaren Fernsehen (Free-TV) kaum noch Wachstumschancen sehe.

"Wir benötigen eine ehrliche Diskussion in der Liga"

"Wir befinden uns in einem Verdrängungswettbewerb der Ligen", sagte Seifert, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga (DFL), der Bild-Zeitung: "Von daher benötigen wir eine ehrliche Diskussion in der Liga: Sind wir mit Blick auf den neuen TV-Vertrag bereit, notfalls auch unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen, um weiter die besten Spieler der Welt in der Bundesliga zu halten?"

Während in der Bundesliga auch auf Initiative vieler Fan-Gruppen die meisten Partien am Samstag um 15:30 Uhr angepfiffen werden, verteilt die Premier League ihre Anstoßzeiten bisweilen über das gesamte Wochenende. So findet dort regelmäßig eine Partie am Samstag um 13:45 Uhr statt. Auch am zweiten Weihnachtsfeiertag wird in England gespielt.

Der riesige Unterschied zwischen den beiden Ländern wird noch größer, rechnet man die Einnahmen aus der Auslandsvermarktung hinzu. Die DFL erlöst derzeit rund 71 Millionen Euro aus dem internationalen Geschäft. In England sind es mehr als zehnmal so viel.

"Die Zahlen der Premier League sind im Vergleich zu allen anderen Fußballligen in einer anderen Dimension, aber sie überraschen mich nicht", sagte DFL-Chef Christian Seifert. "Diese Summe ist allein auf die Konkurrenz-Situation auf dem englischen Medienmarkt zurückzuführen", fügte er hinzu. Er verwies auf den ungewöhnlichen Bieter-Wettkampf zwischen den TV-Giganten Sky und BT.

Lineker fordert billigere Eintrittskarten

Gary Lineker, früher englischer Nationalspieler und jetzt populärer Moderator der BBC, fordert im Zuge der Rekordeinnahmen für die Klubs eine Reduzierung der Ticketpreise für die Premier League. "Die Liga schwimmt im Geld. Senkt die Eintrittspreise und macht es möglich, dass die Fans die Spiele besuchen können", schrieb der ehemalige Kapitän der Nationalmannschaft auf Twitter.

Ähnlich wie Lineker beurteilten auch andere Ex-Profis den Rekord-Vertrag. "Ich sage, lasst die Fans für einen Zehner rein. Sie sind die einzigen Menschen, die niemals davon profitieren", sagte der frühere Nationalstürmer Ian Wright.

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