3. Liga:Verfluchtes Fest

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Zwei Mal nicht geklärt, beim dritten Mal ist was passiert: Der Würzburger Simon Skarlatidis trifft gegen ein Rudel Löwen zum 1:1. (Foto: Frank Scheuring / Imago)

Auch im dritten Versuch kann der TSV 1860 München zur Oktoberfestzeit nicht gewinnen. Beim frustrierenden 1:1 gegen die Würzburger Kickers reicht nicht einmal der Führungstreffer in Überzahl.

Von Markus Schäflein

Die gute Nachricht für den TSV 1860 München ist, dass das Oktoberfest bald zu Ende ist. Auch im dritten Versuch gelang dem Fußball-Drittligisten kein Sieg während der Wiesnzeit, nach dem 1:2 gegen Wehen Wiesbaden und dem 1:1 in Unterhaching stand diesmal ein 1:1 gegen die Würzburger Kickers zu Buche. Eine mehr als halbstündige Überzahl und die Führung durch Adriano Grimaldi (64.) reichten nicht für den Sieg, weil Simon Skarlatidis in der 82. Minute noch für die Würzburger ausglich. "Da machen wir das 1:0 - und danach, muss ich ehrlich sagen, fehlen mir die Worte", sagte 1860-Trainer Daniel Bierofka. Er beklagte insbesondere das taktische Verhalten in Überzahl: "Wir lassen uns von den Emotionen treiben", hat er festgestellt. "Wir müssen einfach ruhiger bleiben und warten, bis sich eine Situation ergibt." Würzburgs Kapitän Sebastian Schuppan ergründete jene Emotionen des getriebenen Gegners und berichtete von dem "Gefühl, dass Sechzig Angst hatte, in der Schlussphase wieder ein Tor zu kassieren".

Bierofka setzte in diesem Derby auf dieselbe Startformation wie zuletzt beim derbymäßigeren Derby in Unterhaching, mit einer Dreierkette in der Abwehr und Efkan Bekiroglu auf der Spielmacherposition. Diesmal funktionierte diese taktische Ausrichtung allerdings viel schlechter. Würzburg zeigte die reifere Spielanlage und kam in der lange chancenarmen Partie auch zur ersten nennenswerten Chance: Skarlatidis schoss nach einer knappen halben Stunde über den Querbalken. Kurz darauf korrigierte Bierofka seine Aufstellung, nahm Bekiroglu aus der Partie und brachte Flügelstürmer Nico Karger, was eine Rückkehr zum 4-4-2-System zur Folge hatte. "Das war keine leistungsbedingte Auswechselung, sondern taktisch und systematisch bedingt", sagte Bierofka, wobei Bekiroglu auch nicht gerade einen überragenden Tag erwischt hatte. Die zweite größere Chance des ersten Durchgangs gehörte trotz des Systemwechsels erneut den Kickers, Skarlatidis traf in der Nachspielzeit das Außennetz.

In die zweite Hälfte starteten die Löwen dann, wie schon in Unterhaching, weitaus entschlossener und mutiger. Einen ersten Akzent setzte Angreifer Adriano Grimaldi mit einem Drehschuss (52.), und dann gerieten die Würzburger in Unterzahl: Dave Gnaase musste nach wiederholtem Foulspiel und einer gelb-roten Karte den Platz verlassen (57.). Und auch die Führung für den TSV 1860 ließ dann nicht mehr lange auf sich warten. Nach einer abgeblockten Ecke kam Philipp Steinhart erneut an den Ball, seine Flanke verwertete Grimaldi per Kopf (64.). "Es war klar, dass 60 mit Vollgas draufgeht und wir den Schwung erst mal weggeben müssen. Ärgerlich, dass das 1:0 aus einem Eckball resultiert, wo der Mölders den Ball selber ins Aus befördert hat", klagte Würzburgs Trainer Michael Schiele, der zudem mit einigem Recht darauf verwies, dass die gelb-rote Karte kein Muss gewesen sei.

Den Löwen war anzumerken, dass sie sich auf diesen knappen Vorsprung lieber nicht verlassen wollten, und zunächst drückten sie auch auf das zweite Tor. Grimaldis Sturmkollege Sascha Mölders verpasste es vier Minuten später knapp, er traf die Oberkante der Latte. Die Unterfranken mussten mit zunehmender Spielzeit auch zu zehnt mehr Risiko gehen, Sechzig vermochte die Räume jedoch nicht zu nutzen, spielte seine Kontermöglichkeiten oft miserabel aus und erwies sich plötzlich defensiv als flattrig. So kam es, wie es sich angedeutet hatte: Als die Löwen eine Strafraum-Situation zwei Mal nicht klären konnten, nutzte Skarlatidis die Möglichkeit zum verdienten 1:1 (82.).

"Keine Ahnung, warum wir den Sieg so hergeschenkt haben", meinte 1860-Mittelfeldspieler Daniel Wein. "Wir spielen gut, sind ein Mann mehr, gehen in Führung - und spielen dann die Konter scheiße aus. Das kann nicht sein." Weins so ehrliche wie bittere Bilanz lautete: "Wir wollen jedes Spiel gewinnen, aber wenn wir solche Fehler machen, können wir gar kein Spiel gewinnen." Der Wiesnbesuch der Mannschaft an diesem Dienstag wird von dem Gefühl geprägt sein, dass dieses Fest doch bald zu Ende gehen möge. Eine Partie bestreiten sie noch zur Oktoberfestzeit, am Sonntag (13 Uhr) beim SV Meppen: Womöglich wirkt der Wiesnfluch ja nicht bis ins Emsland.

© SZ vom 02.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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