2. Liga:Trömmelchen!

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Ingolstadts neuer Trainer Nouri verliert seine Premiere in Köln 1:2, obwohl sein Team in der zweiten Halbzeit in Führung geht und zu einer Vielzahl an Chancen kommt.

Von Philipp Selldorf

Das Lied vom Trömmelchen ist eines der schönsten im riesigen Repertoire der Kölner Karnevalshits. Dennoch hat sich Alexander Nouri daran nicht freuen können, als der Klassiker um kurz nach acht am Dienstagabend aus den Boxen im Müngersdorfer Stadion tönte und die Leute auf den weitgehend vollen Rängen in den Refrain einstimmten, dass es eine wahre musikalische Pracht war.

Diesen magischen Moment hatte Nouri allerdings unbedingt vermeiden wollen: Für seinen ersten Einsatz als Cheftrainer des FC Ingolstadt hatte er das Wunschziel ausgegeben, keinmal die berühmte Kölner Torhymne hören zu müssen. Seine neue Mannschaft hat ihm den Wunsch nicht erfüllen können, sie verlor die Partie beim Bundesligaabsteiger 1:2 und hatte allen Grund, sich darüber zu ärgern. "Wir hätten hier auch gewinnen können", stellte Nouri später wahrheitsgemäß fest. Es war, abgesehen vom Resultat, ein gelungenes Debüt für den Trainer. Dass die Niederlage trotzdem folgerichtig war, ist kein Widerspruch. Ingolstadt steigerte sich zwar im Lauf der Partie erheblich, scheiterte aber an der Kölner Angriffskraft, die den FC zum logischen Aufstiegsfavoriten macht. "Wir sind natürlich enttäuscht, aber die Art und Weise war ein Schritt in die richtige Richtung", sagte Nouri.

Dieses Zweitligaspiel hat während der zweiten Halbzeit kaum noch wie ein Zweitligaspiel ausgesehen, es bot erstklassige Unterhaltung, und dazu hatten ganz wesentlich die Gäste aus Oberbayern beigetragen. Während der ersten Halbzeit trug das Spiel des neuformierten FCI noch die krisenhaften Züge der vergangenen Begegnungen, deren Resultate zur Ablösung des Trainers Stefan Leitl geführt hatten.

Die Dreierkette, mit der Alexander Nouri seinem Team mehr Sicherheit geben wollte, stand anfangs reichlich instabil. Schon nach einer Viertelstunde hätten die Kölner zwei, drei Treffer vorlegen können, bei der besten Gelegenheit für den FC schienen sich die Ingolstädter schon mit dem Rückstand abgefunden zu haben: Sie verzichteten darauf, Simon Terodde am Torschuss zu hindern - doch der Torjäger verfehlte sein Ziel (7. Minute). Ein weiteres scheinbar sicheres Tor des Mittelstürmers verhinderte Torwart Marco Knaller mit einem Blitzreflex (27.).

Nach einer halben Stunde drehte sich das Bild: Die Aktionen der Kölner liefen jetzt immer öfter ins Leere, der FCI ging vermehrt in den Angriff über. Sonny Kittel forderte Timo Horn mit einem gefährlichen Freistoß heraus (43.), und die Ingolstädter fühlten sich nach der Pause offenbar ermutigt, dort weiterzumachen, wo sie aufgehört hatten. Die Chancen häuften sich, und das 1:0 (53.) des stark spielenden Kittel überraschte niemanden mehr. Fünf Minuten darauf landete Marvin Matips Kopfball am Innenpfosten - es sah gar nicht mehr gut aus für die auf einmal gründlich desorientierten Hausherren.

Aber die Kölner sammelten sich wieder und drängten Ingolstadt mit Macht in die Deckung. Der bis dahin verhinderte Torjäger Terodde machte nun doch noch seinen Job und verwandelte einen Elfmeter zum 1:1 (70). Kittel hatte zwar nur ein minimales Foul an Marcel Risse begangen - aber es reichte für den Strafstoß. Noch knapper ging es beim 1:2 zu. Terodde berührte den Ball höchstens mit den Haarspitzen - trotzdem landete er im Toreck (85.) - und wieder klang das Lied vom Trömmelchen.

Nicht nur deshalb hatte Nouri nach seiner FCI-Premiere Grund zur Klage: "Wir haben von unserer Warte aus genau gesehen, dass das keine Ecke war, die das 1:2 brachte. Das fühlt sich natürlich bitter an. Aber wir sind nach diesem Spiel trotzdem positiv gestimmt."

© SZ vom 26.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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