Lewis Hamilton:Gegen die Stille

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Lewis Hamilton. (Foto: Britta Pedersen/dpa)

Der sechsmalige Weltmeister beklagt in der Formel 1 mangelnde Haltung gegen Rassismus - und erntet Zuspruch.

Der sechsmalige Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton hat in der Diskussion um Rassismus und Polizeigewalt in den USA deutlich Position bezogen und auch die Motorsport-Königsklasse kritisiert. Der 35 Jahre alte Brite, der es als erster Schwarzer in ein Formel-1-Cockpit geschafft hat und auf gutem Wege ist, der erfolgreichste Fahrer der Geschichte zu werden, kritisierte die mangelnde Anteilnahme im Elite-Motorsport an den jüngsten schweren Polizei-Übergriffen.

"Ich sehe diejenigen von euch, die still bleiben, einige sind die größten Stars und bleiben noch still mitten in dieser Ungerechtigkeit," schrieb Hamilton auf Instagram, "nicht ein Zeichen von irgendjemandem in meiner Industrie, die natürlich ein von Weißen dominierter Sport ist." Er sei einer von wenigen dunkelhäutigen Menschen dort und stehe noch allein. Hamilton ist der Sohn eines Einwanderers aus Trinidad/Tobago und wuchs in eher bescheidenen Verhältnissen im englischen Stevenage auf. Sein Vater Anthony hatte teils mehrere Arbeitsstellen, um das kostspielige Hobby seines Sohnes früh zu finanzieren.

Hamilton betonte, er stehe nicht auf der Seite derer, die plündern und Gebäude anzünden, sondern auf der Seite derer, die friedlich protestieren. "Es kann keinen Frieden geben, bis die so genannten Führer es ändern", schrieb Hamilton. Es sei nicht nur Amerika, es sei Großbritannien, es sei Spanien, es sei Italien und überall. Die Art, wie Minderheiten behandelt würden, müsse sich ändern. "Wir werden nicht mit Rassismus und Hass in unseren Herzen geboren, es wird gelehrt, von denen, zu denen wir aufschauen", schrieb Hamilton.

Die Kritik des sechsmaligen Champions blieb offenbar nicht ungehört. Ferrari-Fahrer Charles Leclerc veröffentlichte nach Hamiltons Eintrag ein Statement, ob als direkte Reaktion auf Hamiltons Tadel, blieb aber unklar. Er habe sich unwohl bei dem Gedanken gefühlt, seine Emotionen in den Sozialen Medien zu teilen und deshalb zunächst geschwiegen. "Ich lag komplett falsch", schrieb Leclerc. Rassismus müsse mit Handlungen begegnet werden, nicht mit Schweigen. "Es ist unsere Verantwortung, Ungerechtigkeit anzusprechen", sagte Leclerc und brachte seine Unterstützung für die "Black Lives Matter"-Bewegung zum Ausdruck. Der Australier Daniel Ricciardo nannte Rassismus ein "Gift", das mit Einigkeit und Maßnahmen bekämpft werden müsse. McLaren-Pilot Lando Norris äußerte sich ähnlich.

Vergangene Woche war der Afroamerikaner George Floyd von einem Polizisten in Minneapolis mit dem Knie im Nacken minutenlang zu Boden gedrückt worden und daraufhin verstorben. Der Polizist wurde später wegen Mordes angeklagt. Zum Formel-1-Start Anfang Juli, für den die österreichischen Behörden die Freigabe erteilten, verlor Hamilton in dem Posting übrigens kein Wort.

© SZ vom 02.06.2020 / dpa, sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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