Leichtathletik-WM:Usain Bolt joggt ins Halbfinale

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Locker ins Halbfinale gejoggt: Sprinter Usain Bolt (Mitte). (Foto: Getty Images)

Usain Bolt schafft problemlos den Einzug ins Halbfinale über 200 Meter. Auch die Speerwerferinnen Linda Stahl und Christina Obergföll erreichen den Endkampf ohne Mühe. Die jamaikanische 4 x 400-Meter-Staffel der Frauen wird dagegen nach dem Vorlauf disqualifiziert. Eine Läuferin hatte verbotenerweise ihre Bahn verlassen.

Kurzmeldungen zur Leichtathletik-WM

200 Meter, Männer: Usain Bolt ist bei der Leichtathletik-WM in Moskau über 200 Meter locker ins Halbfinale gejoggt. Sechs Tage nach seinem Titel über 100 Metter gewann der Jamaikaner seinen Vorlauf in 20,66 Sekunden. Seinen nächsten Auftritt hat Bolt am Abend (17.40 Uhr/ARD und Eurosport). Der 26-Jährige gilt im Luschniki-Stadion als haushoher Favorit über die halbe Stadionrunde, seit Silber bei der WM 2007 in Osaka/Japan hat Bolt kein Rennen bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften über 200 Meter mehr verloren. Ebenfalls eine Runde weiter sind der jamaikanische Olympiadritte Warren Weir (20,34), die Amerikaner Curtis Mitchell (20,37) und Wallace Spearmon (20,59) sowie Junioren-Weltmeister Delanno Williams aus Großbritannien (20,72). Christoph Lemaitre (Frankreich), WM-Dritter von Daegu/Südkorea 2011, hatte sich im 100-Meter-Finale verletzt und hat die Saison beendet. Deutsche Sprinter sind nicht am Start.

4 x 400 Meter-Staffel, Frauen: Die jamaikanische 4 x 400-Meter-Staffel der Frauen ist bei der Leichtathletik-WM in Moskau nach dem Vorlauf disqualifiziert worden. Das gab der Weltverband IAAF am Freitag nach einem Protest der ukrainischen Mannschaft bekannt. Die Kampfrichter stellten nach einem Videostudium fest, dass eine der jamaikanischen Läuferinnen für einen Moment ihre Bahn verlassen hatte. Die Staffel des Karibikstaates hatte sich eigentlich als Vorlauf-Zweiter hinter Russland für den Endlauf am Samstag qualifiziert. Für sie rückt nun das Team Rumäniens nach. Im Gegensatz zu den beiden Sprintstaffeln des Landes gehörten die jamaikanischen 400-Meter-Läuferinnen in Moskau aber nicht zu den Titelfavoriten.

Speerwurf, Finale: Die Speerwerferinnen Christina Obergföll und Linda Stahl haben die Qualifikation ohne Probleme gemeistert. Die Olympia-Zweite Obergföll aus Offenburg kam am Freitag auf 62,36 Meter, die Olympia-Dritte Linda Stahl aus Leverkusen auf 64,51. Die beiden Mitfavoritinnen benötigten jeweils nur einen Versuch, um die geforderte Weite (61,50) für das Finale (Sonntag, 14 Uhr/ARD und Eurosport) zu übertreffen. Die Topleistung gelang Maria Abakumowa aus Russland. Die Titelverteidigerin erreichte 69,09 Meter und damit beinahe die von ihr gehaltene Weltjahresbestweite (69,35). "Wie immer, wenn sie locker ist, kann sie ganz weit werfen. Aber wenn man in der Quali 75 Meter wirft, heißt das noch lange nicht, dass man das im Finale hinbekommt", sagte Stahl. Sie selbst hofft auf eine Medaille wie bei den Olympischen Spielen in London, als sie Bronze gewann. Obergfölll träumt nach fünf Silbermedaillen bei internationalen Titelkämpfen von ihrem ersten Gold-Coup.

400 Meter Hürden, Männer: Jehue Gordon aus Trinidad und Tobago ist erstmals Weltmeister über 400 Meter Hürden. Er setzte sich am Donnerstag bei den Titelkämpfen in Moskau in der Weltjahresbestzeit von 47,69 Sekunden in einem Fotofinish durch. Silber ging an Michael Tinsley aus den USA, der sich um nur eine Hundertstelsekunde geschlagen geben musste. Emir Bekric aus Serbien holte überraschend Bronze (48,05). Der 35 Jahre alte Felix Sanchez aus der Dominikanische Republik, Olympiasieger von 2004 und 2012 und Weltmeister von 2001 und 2003, belegte Rang fünf. Der Chemnitzer Silvio Schirrmeister hatte sich beim Aufwärmen vor dem Vorlauf verletzt.

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:Doppel-Harting und die "eifrige Betty"

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Von Saskia Aleythe

Hochsprung, Männer: Top-Favorit Bogdan Bondarenko aus der Ukraine hat bei der Leichtathletik-WM in Moskau Gold im Hochsprung gewonnen. Der 23-Jährige sprang mit 2,41 m neuen WM-Rekord und verwies den Olympia-Dritten Mataz Essa Barshim aus Katar (2,38) in einem hochklassigen Wettbewerb auf Rang zwei. Bronze gewann der Kanadier Derek Drouin (ebenfalls 2,38) mit Landesrekord. Als sein Sieg feststand, ließ Bondarenko mit 2,46 m einen möglichen neuen Weltrekord audflegen, scheiterte aber knapp an der Bestmarke. Olympiasieger Iwan Uchow aus Russland wurde Vierter (2,35). Titelverteidiger Jesse Williams aus den USA war in der Qualifikation gescheitert. Ein deutscher Springer war in Moskau nicht am Start.

400 Meter Hürden, Frauen: Die Olympiadritte Zuzana Hejnová hat Tschechien über 400 m Hürden die erste Goldmedaille bei der Leichtathletik-WM in Moskau beschert. Die 26-Jährige steigerte ihre Weltjahresbestzeit auf 52,83 Sekunden und gewann vor den Amerikanerinnen Dalilah Muhammad (54,09) und Titelverteidigerin Lashinda Demus (54,27). Olympiasiegerin und Lokalmatadorin Natalja Antjuch (Russland) war bereits im Vorlauf ausgeschieden. Deutsche Sprinterinnen waren nicht am Start. "Es ist eine fantastische Saison für mich, ich bin immer noch ungeschlagen", sagte Hejnová: "Ich habe gar nicht erwartet, Gold zu gewinnen, ich wollte nur eine Medaille. Der Grund für meine Leistungssteigerung ist, dass ich einen neuen Trainer habe und jetzt mit Jungs trainiere. Sie sind schneller als ich und motivieren mich."

1500 Meter, Frauen: Die gebürtige Äthiopierin Abeba Aregawi hat Schweden bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Moskau Gold über 1500 Meter beschert. Die 23 Jahre alte Favoritin setzte sich am Donnerstag in 4:02,67 Minuten durch. Sie war erst im vergangenen Sommer eingebürgert worden. Zweite im Luschniki-Stadion wurde die Amerikanerin Jennifer Simpson in 4:02,99 Minuten vor der Kenianerin Hellen Obiri (4:03,86). Die Hamburgerin Diana Sujew war im Vorlauf ausgeschieden.

Dreisprung, Frauen: Dreispringerin Catarina Ibergüen hat das erste WM-Gold der Leichtathletik-Geschichte für Kolumbien gewonnen. Die Olympia-Zweite siegte am Donnerstag in Moskau mit der Weltjahresbestleistung von 14,85 Metern mit vier Zentimetern Vorsprung auf die Russin Ekatarina Konewa. Bronze holte Titelverteidigerin Olga Saladuga aus der Ukraine mit 14,65 Metern. Eine deutsche Teilnehmerin war nicht am Start.

Hindernislauf, Männer: Ezekiel Kemboi aus Kenia hat bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Moskau zum dritten Mal hintereinander Gold über 3000 Meter Hindernis gewonnen. Der Olympiasieger von 2004 und 2012 setzte sich am Donnerstag im Luschniki-Stadion mit 8:06,01 Minuten sicher durch. Zweiter wurde sein Landsmann Conseslus Kipruto in 8:06,37 vor dem Franzosen Mahiedine Mekhissi-Benabbad (8:07,86). Zuletzt hatte auf dieser von den Kenianern dominierten Distanz Moses Kiptanui (1991-1995) dreimal in Serie gesiegt. Steffen Uliczka (Kronshagen/Kiel) war im Vorlauf ausgeschieden.

4x400 Meter, Männer: Die deutsche 4 x 400-Meter-Staffel der Männer hat den Endlauf bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Moskau verpasst. David Gollnow (München), Eric Krüger, Thomas Schneider (beide Magdeburg) und Jonas Plass (München) wurden am Donnerstag in ihrem Vorlauf Dritter in 3:02,62 Minuten hinter Russland und Australien. Titelverteidiger USA rannte in 2:59,85 Minuten Weltjahresbestzeit. Das Finale ist an diesem Freitag. Bei der WM 2011 in Daegu/Südkorea hatten Deutschland Rang acht belegt. Eine Frauenstaffel über 4 x 400 Meter hatte der Deutsche Leichtathletik-Verband diesmal nicht nominiert.

Kugelstoßen, Männer: Titelverteidiger David Storl hat sich für das Kugelstoß-Finale der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Moskau qualifiziert. Der 23-jährige Chemnitzer übertraf am Donnerstag im dritten Versuch mit 20,71 Meter die verlangte Qualifikations-Weite um sechs Zentimeter. Der Medaillenkampf der zwölf besten Athleten wird am Freitag ausgetragen. Für Storl wird es nicht einfach werden, den WM-Sieg von 2011 zu wiederholen. Der US-Amerikaner Ryan Whiting schaffte im ersten Versuch 21,51 Meter.

Speerwerfen, Männer: Junioren-Europameister Bernhard Seifert hat bei seiner ersten Leichtathletik-WM nur knapp das Speerwurf-Finale verpasst. Der 20-Jährige wurde mit 80,02 Metern 14. der Qualifikation. Für einen Platz im Finale der besten Zwölf fehlten ihm lediglich 16 Zentimeter. Der deutsche Meister Thomas Röhler und auch der erst im letzten Moment für die WM qualifizierte Lars Hamann enttäuschten dagegen in diesem Ausscheidungswettkampf. Röhler wurde mit 74,45 Metern 30., Hamann mit 77,10 Metern 24. Auch Olympiasieger Keshorn Walcott aus Trinidad und Tobago scheiterte in der Qualifikation (78,78).

200 Meter, Frauen: 100m-Weltmeisterin Shelly-Ann Fraser-Pryce hat problemlos das Halbfinale erreicht. Die Jamaikanerin gewann ihren Vorlauf in 22,78 Sekunden. Ebenfalls eine Runde weiter sind Olympiasiegerin Allyson Felix aus den USA (22,59) und Murielle Ahoure von der Elfenbeinküste (22,66), die mit Silber als erste Afrikanerin eine 100-m-Medaille gewann. Deutsche Sprinterinnen sind im Luschniki-Stadion über 200 m nicht am Start, Titelverteidigerin Veronica Campbell-Brown (Jamaika) fehlt wegen eines Dopingvergehens. Die dreimalige Sprint-Olympiasiegerin war im Mai mit dem verbotenen Diuretikum Lasix im Blut erwischt worden, dessen Wirkstoff Furosemid Doping verschleiern kann.

Hochsprung, Frauen: Die deutsche Hochsprung-Meisterin Marie-Laurence Jungfleisch hat nach einer Zitterpartie das Finale erreicht. Die 22-Jährige aus Tübingen meisterte die geforderten 1,92 m erst im dritten Versuch und qualifizierte sich als eine von 13 Springerinnen für die Medaillenentscheidung am Samstag (16 Uhr). "Ich war schon ziemlich nervös und angespannt vor dem dritten Versuch", sagte Jungfleisch, "ich bin froh, dass es geklappt hat". Die angehende Erzieherin, deren Bestleistung bei 1,95 m steht, hatte sich die Finalteilnahme zum Ziel gesetzt, "und ich wusste, dass ich gut drauf bin". Ohne einen einzigen Fehlversuch schaffte es Olympiasiegerin und Titelverteidigerin Anna Tschitscherowa (Russland) ins Finale. Ihre größte Konkurrentin um Gold, die Olympiazweite Brigetta Barrett (USA), musste überraschend bei 1,83 m zittern (3. Versuch), qualifizierte sich letztlich dennoch sicher. In Moskau fehlen die WM-Dritte von 2009 Ariane Friedrich (Frankfurt) und Ex-Weltmeisterin Blanka Vlasic (Kroatien). Friedrich hatte nach einer Serie von Verletzungen die Norm verpasst, Vlasic pausiert wegen einer Fußverletzung.

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