Leichtathletik:Hammerwerfen: Eiszeit zwischen Heidler und Klaas

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Zürich (dpa) - Betty Heidler stand in den Stadionkatakomben von Zürich ein paar Meter hinter Kathrin Klaas. Die Weltrekordlerin stellte sich nicht zu ihrer Teamkollegin, wie es sonst üblich ist, wenn die Athleten nach dem Wettkampf von den Journalisten befragt werden.

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Zürich (dpa) - Betty Heidler stand in den Stadionkatakomben von Zürich ein paar Meter hinter Kathrin Klaas. Die Weltrekordlerin stellte sich nicht zu ihrer Teamkollegin, wie es sonst üblich ist, wenn die Athleten nach dem Wettkampf von den Journalisten befragt werden.

Auf die Frage nach ihrem Verhältnis zu Heidler sagte Klaas in diesem Moment: „Sie nimmt mich nicht wahr, schon seit zwei Jahren nicht.“ Da war die deutsche Meisterin gerade Vierte der Leichtathletik-EM geworden, einen Platz vor ihrer großen Rivalin. Seit dem Freitagabend jedenfalls ist die Hackordnung bei den deutschen Hammerwerferinnen auf den Kopf gestellt. Und den Begriff Clubkameradinnen kann man bei diesem Duo getrost streichen.

Jahrelang trainierten die beiden zusammen unter der Regie von Bundestrainer Michael Deyhle in Frankfurt am Main. Jahrelang besiegte Heidler Klaas ohne Mühe, wurde 2007 in Osaka Weltmeisterin, 2009 und 2011 WM-Zweite, 2010 Europameisterin und 2012 Olympia-Dritte. Die ebenfalls 30 Jahre alte Klaas warf in der Weltklasse mit, hat aber bis heute nie eine Medaille gewonnen: Im Letzigrund-Stadion lag die Polizistin bis zum letzten Durchgang mit 72,67 Metern auf dem Bronze-Rang, ehe die Polin Joanna Fiodorow mit 73,67 noch an ihr vorbeizog. Vierte wie vor zwei Jahren in Helsinki - Klaas trug es mit Fassung und tröstete sich mit einem vielsagenden Satz: „Ich bin die beste Deutsche, damit hat vorher auch keiner gerechnet.“

Betty Heidler, die seit 2011 mit 79,42 Metern den Weltrekord hält, enttäuschte - wie schon öfter in dieser Saison. 72,39 Meter und Rang fünf - „ich weiß auch, dass diese Weite bei einer WM oder bei Olympischen Spielen nicht für den fünften Platz reicht“. Zumal die neue und alte Europameisterin Anita Wlodarczyk aus Polen den Hammer auf 78,76 Meter hinausschleudert und Heidler um den Bestand ihres Weltrekords fürchten muss.

Ob sich die Rangordnung zwischen ihr und Klaas endgültig verändert hat? „Das ist mir ziemlich scheißegal. Viele machen ein Thema darum, ich nicht“, entgegnete Heidler. Klaas hatte Deyhles Trainingsgruppe 2012 verlassen, weil sie sich „zwischenzeitlich alleine gefühlt“ hat. Sie wird von Helge Zöllkau in Leverkusen betreut, der jahrelang Speerwerferin Steffi Nerius, die Weltmeisterin von 2009, trainierte.

In Zürich bezwang Klaas Heidler nun zu vierten Mal in diesem Jahr. Bereits bei den deutschen Meisterschaften hatte sie verhindert, dass Heidler ihren zehnten Titel hintereinander gewann. Dass Heidler ihr in Ulm nicht gratuliert habe, bestätigte die EM-Vierte erneut: „Das wird auch nicht passieren.“

Die Weltrekordlerin ist im vergangenen Jahr nach Berlin gezogen, ebenso wie Deyhle. Bei Weltmeisterschaften, das ließ Heidler Ende vergangenen Jahres überraschend verlauten, werde sie nie mehr antreten. 2013 in Moskau war sie in der Qualifikation gescheitert. In Zürich sprach Heidler davon, dass die 80 Meter immer noch ihr Ziel seien. Die WM 2015 in Peking? „Ach, jetzt haben wir gerade mal die EM hinter uns...“, sagte die Jurastudentin.

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