Konflikt in Nahost:Der Krieg erschüttert den Sport

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Da war ihre Welt noch nicht erschüttert: Fans von TuS Makkabi Berlin beobachten im August die DFB-Pokal-Partie ihrer Mannschaft gegen den VfL Wolfsburg. (Foto: Engler/Nordphoto/Imago)

Wenige Tage nach dem verheerenden Angriff der Hamas auf Israels Zivilbevölkerung werden Partien abgesagt - Makkabi Deutschland ermahnt jüdische Vereine in Deutschland, "besonders wachsam" zu sein und antisemitische Vorfälle konsequent zu melden.

Von Javier Cáceres, Berlin

Die Auswirkungen des Krieges in Nahost auf den Sport nehmen zu. Wenige Tage nach der vorläufigen Absage aller Fußballpartien auf israelischem Boden - darunter das in Tel Aviv geplante Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft 2024 zwischen Israel und der Schweiz - wurde am Donnerstag ein weiteres Spiel der Israelis verschoben: die für Sonntag in Pristina geplante Partie zwischen Kosovo und Israel.

Für die Partie zwischen Israel und Schweiz hat die Uefa inzwischen den 15. November als Nachholspieltermin angekündigt. Ob der absehbaren Eskalation des Konflikts war es aber am Donnerstag mehr als fraglich, ob, wann und wo die verlegten Spiele stattfinden könnten. In der Zeitung Jerusalem Post hieß es am Donnerstag, die Chancen auf eine Austragung der Schweiz-Partie in Tel Aviv lägen "nahe Null". In vergangenen Jahrzehnten war Israels Fußballteam in Konfliktsituationen auf Plätze in Zypern oder Griechenland ausgewichen. Ob dies diesmal möglich sein wird, ist offen. In Uefa-Kreisen wurde darauf verwiesen, dass es israelischen Sportlern derzeit von der Regierung bis auf Weiteres untersagt sei, das Land zu verlassen.

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Bis zum Donnerstag lagen keine offiziellen Statements der großen Fußballverbände des Planeten zur Lage in Nahost vor. Wohl aber, oder immerhin, ein Brief des Präsidenten der europäischen Fußballunion Uefa, Aleksander Ceferin, der an Shino Moshe Zuares, den Vorsitzenden des israelischen Verbandes, gerichtet war. Darin sprach Ceferin angesichts "der tragischen Gewaltakte" dieser Woche von der "tiefen Betroffenheit" der europäischen Fußballfamilie. Er bete darum, dass "die tiefen Wunden heilen" und "eine Welt" entstehen möge, "in der solche sinnlosen Gewalttaten keinen Platz haben".

Der israelische Bayern-Torwart Daniel Peretz verurteilt auf Instagram die Taten der Hamas-Miliz

Israel ist seit den Neunzigerjahren Teil der Uefa. Das Land hatte den asiatischen Verband in den Siebzigerjahren wegen der offenen Feindseligkeiten verlassen. In der laufenden Qualifikationsrunde zur Fußball-EM hatte Israel nach elf Punkten aus sechs Spielen der Gruppe I bislang realistische Aussichten auf die erste EM-Teilnahme seiner Geschichte. Die Europameisterschaft wird im kommenden Jahr in Deutschland stattfinden.

Dort erneuerte Makkabi Deutschland jetzt seine Mahnung an die jüdischen Vereine in Deutschland, "besonders wachsam" zu sein und antisemitische Vorfälle konsequent zu melden. Dass der Klub TuS Makkabi Berlin wegen schwerer antisemitischer Drohungen seinen Trainings- und Spielbetrieb eingestellt habe, dementierte er am Donnerstag: Beides laufe unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen weiter, hieß es in einer Pressemitteilung.

Unterdessen haben vereinzelt Spitzensportler ihre Solidarität mit Israel bekundet, darunter der frühere Boxweltmeister Floyd Mayweather jr. Er belud seinen Privatflieger mit Hilfsgütern für die israelischen Truppen. Der israelische Torwart des FC Bayern, Daniel Peretz, verurteilte auf Instagram die "brutalen und mörderischen Terrorangriffe vom Samstag" und "die monströsen Grausamkeiten" der palästinensischen Hamas-Miliz. Zuvor hatte sich der FC Bayern in einem Sozialnetzwerk erklärt, dass es "keine Rechtfertigung für die Tötung und die brutale Gewalt gegen die zivile Bevölkerung" gebe. "Wir sorgen uns um unsere Freunde in Israel und hoffen auf ein friedvolles Zusammenleben aller Menschen" im Nahen Osten. Der englische Verband kündigte am Donnerstag an, beim Freundschaftsspiel vom Freitag gegen Australien mit Trauerflor antreten zu wollen.

In Schottland steht der Traditionsklub Celtic Glasgow derweil vor einer Zerreißprobe. Die linksradikalen Ultras des Klubs hatten nach dem verheerenden Überfall der Hamas vom Samstag, dem Hunderte Menschen zum Opfer fielen, beim Punktspiel gegen Kilmarnock ihre Solidarität mit Palästina bekundet. Auf der Tribüne wurden Plakate und palästinensische Flaggen hochgehalten. Celtics Vereinsführung distanzierte sich umgehend. Zu einer Zeit, da so viele Menschen Verlust und Leid ertragen müssten, sei es "völlig unangebracht, dass eine Gruppe von Personen den Celtic Park als Vehikel für solche Botschaften nutzt", teilte der Verein mit.

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