Kommentar:Kein Lamparter in Sicht

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Elitärer Kreis: Die deutschen Skispringer starteten zum Abschluss der WM mit Gold im Teamwettbewerb von der Großschanze doch noch eine kleine Party. Der Nachwuchs im nordischen Skisport tut sich aber schwer, in die Spitze vorzudringen. (Foto: Tomasz Markowski/Newspix/Imago)

Nur sechs Medaillen: Bei der Nordisch-WM in Oberstdorf haben die lange bewährten Sportler für deutsche Erfolge gesorgt. Fraglich ist, ob der Generationswechsel rechtzeitig gelingt.

Von Volker Kreisl

Zum Schluss stieg in Oberstdorf doch noch so etwas wie ein Fest in der Arena am Schattenberg. Ein kleines Feuerwerk gab es am Abend, eine Light-Show erleuchtete die Hänge und strahlte in den Himmel über der Weltmeisterschaft. Und tatsächlich hatte die Mannschaft des WM-Gastgebers noch einmal eine richtige Sport-Party veranstaltet mit ihrer Goldmedaille im Skispringen.

Andererseits liegen hinter den Organisatoren des Ortes und Funktionären des Deutschen Skiverbandes trotz einer reibungslos durchgeführten Veranstaltung zwei schwierige Wochen. Nur sechs Podestplätze und kein Einzelsieger - schlechter war die Nordisch-Abteilung des DSV in den vergangenen 20 Jahren nur bei der WM 2001. Die Langläufer, das war schon vorher deutlich, brauchen noch einige Jahre, bis sie wenigstens um Medaillen mitlaufen können, und die Skispringerinnen waren verletzt oder gemeinsam außer Form. Im Übrigen stach nur Karl Geiger als Einzelkönner heraus, den Rest der deutschen Erfolge besorgten Teamleistungen - von Sportlern im Ü30-Durchschnittsalter. Mit anderen Worten, die Deutschen hatten diesmal Geiger, Markus Eisenbichler, Katharina Althaus, Anna Rupprecht, Eric Frenzel und Fabian Rießle - aber keinen Lamparter.

Johannes Lamparter könnte der österreichische Frenzel der Zukunft werden, weil er schon als 19-Jähriger in der Nordischen Kombination beide Disziplinen beherrscht. Zweimal Gold gelang ihm in Oberstdorf. Seine weitere Perspektive ist blendend, ebenso wie die der jungen norwegischen Kombinierer. Bei den Deutschen schaffen es die Talente bis auf den Skispringer Martin Hamann gerade nur sehr selten in die Weltcup-Mannschaften. Sie üben im zweitklassigen Continental-Cup, die besten Sprung-Begabungen des DSV stehen dort jenseits der Top 30. Und die jungen deutschen Kombinierer sind zwar besser platziert, stecken aber im selben Dilemma: Alle haben Talent, aber womöglich bald immer weniger Lust, ihre Jugend zu verschwenden.

Denn die Plätze vor ihnen sind - zu Recht - wohl noch einige Jahre besetzt. Nur selten gelingt es ja, Generationen rechtzeitig neu zu besetzen, wenn aktuelle Jahrgänge über ein Jahrzehnt dominieren. Die goldene Generation um Karl Geiger, Frenzel und Rießle wird noch bis zu den Olympischen Spielen in Peking 2022 und vielleicht auch zur darauffolgenden WM dabeibleiben. Gut möglich ist es, dass erst dann ein Neuaufbau ansteht, wenn manche Heranwachsenden schon länger keine konkrete Perspektive für die Zeit dazwischen mehr sehen. Doch diese zu ermöglichen, wäre gar nicht so schwer. Einer zum Beispiel hatte diese Wartezeit genutzt und schon mal sein Studium beendet: Weltmeister Karl Geiger.

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