Kim Ja-Scho:Feuersoße

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(Foto: N/A)

Köche in olympischen Speisesälen verfügen über eine Art Geheimzutat, die auf wundersame Weise fast jedes Aroma vertreibt - und einen angenehmen Nebeneffekt hat.

Von Johannes Knuth

Eine alte Olympia-Weisheit besagt, dass die Köche in den olympischen Speisesälen über eine Art Geheimzutat verfügen. Es ist ein Mittel, das sie in fast jede Speise mischen, und das auf wundersame Weise fast jedes Aroma aus der Mahlzeit vertreibt. Man muss den Köchen in Pyeongchang lassen, dass sie diese Zutat offenbar mit Bedacht einsetzen. Aber nach knapp zwei Wochen, in denen der Olympia-Reporter das kulinarische Angebot etwas eingehender studiert hat, wirkt manches, nun ja, eher vertraut.

Eine der letzten Herausforderungen für Olympia-Reporter bieten die südkoreanischen Nudelsuppen, die sie in den Medienzentren kostenlos aushändigen. Es gibt diese Suppen in drei Varianten, blau, gelb und rot. Blau ist mild, gelb schon feuriger, rot bedeutet "hot", so steht es auf der Verpackung. Auf der Verpackung sind außerdem abgebildet: Nudeln, ein Ei, Frühlingszwiebeln, ein paar Rindfleischfetzen, ganz vorne im Bild eine aufgeschnittene Peperoni.

Es dauert ein bisschen, ehe man die Suppenverpackung von der Plastikummantelung befreit hat. Drinnen, in der Suppenschale, liegen ein Klumpen Fertignudeln und ein weiteres, blaues Plastiktütchen; die Koreaner lieben es, Dinge zu verpacken, die bereits ausgiebig verpackt sind. Heißes Wasser auf die Nudeln gießen, das blaue Tütchen mit der Spezial-Feuersoße vorsichtig aufreißen, dazugeben. Nach vier Minuten den Deckel vorsichtig anheben, die Nasenhaare stellen sich kurz auf, die Kollegen am Nebenplatz rutschen ein wenig unruhig auf den Sitzen hin und her. Der erste Löffel: geht noch. Der zweite auch. Dann kommt die Hitze, und sie kommt in Wellen. Die erste wärmt angenehm, die zweite löst den chronischen Schnupfen, die dritte könnte wohl auch in der Unfallmedizin zum Einsatz kommen, als Reanimierungsmaßnahme.

Kurz darauf steht man im Zielraum, es weht ein ekliger Wind, selten war es während eines Skirennens in Pyeongchang so kalt und ungemütlich. Und selten war einem so wohlig warm.

© SZ vom 23.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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