Jahn Regensburg:Schon mal nicht schlecht

Lesezeit: 2 min

Erneuter Beweis für die Ligatauglichkeit: Beim 0:0 in Rostock bemängelte Regensburgs Trainer Herrlich allein die Chancenauswertung. (Foto: Matthias Kern/Bongarts/Getty Images)

Die Regensburger Spieler versuchen, sich trotz der Affären um den Klub auf den Fußball zu konzentrieren.

Von Christoph Leischwitz

Das Thema "nervt", findet Heiko Herrlich. Als Trainer sei es ja seine Aufgabe, die Konzentration der Spieler auf das Sportliche zu lenken. Und zurzeit gibt es beim Fußball-Drittligisten SSV Jahn Regensburg allerdings auch sehr viel anderes zu besprechen, "und das ist natürlich auch Thema in der Kabine, ich kriege das ja mit", sagt der 45-jährige. So etwas hat auch der ehemalige Champions-League-Sieger noch nicht erlebt: eine Stadt, in der der Oberbürgermeister in Untersuchungshaft sitzt, weil er krumme Geschäfte mit einem Baumäzen abgewickelt haben soll - beide befinden sich gerade in Untersuchungshaft; ein Baugrund im Wert von etwa 100 Millionen Euro, im Gegenzug ein paar Millionen für den Jahn. So lief das wohl, glaubt die Staatsanwaltschaft. Stoff, der auch außerhalb Regensburgs für Kabinengespräche taugt.

Seit dem vergangenen Wochenende hatte Herrlich immerhin die Möglichkeit, seine Spieler ein wenig abzulenken: Die Drittliga-Rückrunde begann. Die Partie bei Hansa Rostock taugte zwar nicht, um zu Hause mit dem Fußball wieder die Themenhoheit über die Stammtische zu gewinnen - 0:0, obendrein bei einem trostlosen Geisterspiel, das Herrlich übrigens anprangerte: Hansa Rostock war vom DFB für das Fehlverhalten seiner Fans bestraft worden. "Wir werden mitbestraft", findet Herrlich, der gute Atmosphäre im Stadion für leistungsfördernd hält und es darüber hinaus für die eigenen Anhänger schade findet.

Doch mit der Leistung der Mannschaft war er durchaus zufrieden. "Zu Null in Rostock, das ist schon mal nicht schlecht", findet er. Zumal seine Mannschaft in der zweiten Hälfte das deutlich bessere Team war und mehrere gute Chancen vergab. Für einen Auswärtsauftritt sei die Partie aber "mehr als passabel" gewesen.

Ein guter Start in den zweiten Teil der Saison ist wichtig, um die Ligatauglichkeit des Kaders zu bestätigen. "Ich denke, wir haben das vorher schon bewiesen", sagt Herrlich allerdings, immerhin überwinterte der Aufsteiger mit 27 Punkten auf Rang elf. Trotz zahlreicher Verletzungsprobleme, vor allem während der ersten Spieltage, punktete die Mannschaft regelmäßig. Und sie stand dabei unter besonderem Druck: Die Affäre um den Unternehmer Volker Tretzel betrifft indirekt nämlich auch den aktuellen Etat der sportlichen Abteilung. Das Geld aus einem Tretzel-Darlehen über 500 000 Euro ist im Sommer nämlich nicht geflossen, und deshalb musste schlagartig gespart werden. Mit anderen Worten: "Eine zusätzliche Verpflichtung wäre für uns aber auch gar nicht möglich gewesen", sagt Jahn-Geschäftsführer Christian Keller. Der SSV ist der einzige Drittligist, der in der Winterpause personell überhaupt nicht nachjustierte. Da traf es sich gut, dass die sportliche Leitung keinen Bedarf gesehen hatte - auch weil gleich mehrere Langzeitverletzte zurückkehren sollen, wie Kapitän Markus Palionis, der wohl noch bis Ende Februar einen Bänderriss im Knie auskuriert.

Man sei in Sachen Sponsoren als auch beim Geld einsparen "nicht unerfolgreich gewesen", sagt Keller. Was zum Beispiel überhaupt nicht zur Diskussion stehe, das sei die Zahlung der Spielergehälter. Doch der Liquiditätsausfall ist zugleich auch keine gute Grundlage für weitere Verhandlungen mit den Spielern. Rund 20 Verträge laufen zum Saisonende aus. "Wenn einige mehr Geld wollen, können wir Stand heute nicht alle halten", sagt Keller. Prominente Verpflichtungen wird es wohl nicht geben, vielmehr soll ein Stamm zusammen gehalten werden. Inklusive jenen, die anderswo Begehrlichkeiten wecken: Jann George und Marco Grüttner zum Beispiel haben bislang jeweils acht Tore geschossen.

Trainer Herrlichs Konzentration gilt nun vor dem ersten Heimspiel des Jahres (Samstag, 14 Uhr) der SG Sonnenhof Großaspach. "Die gefallen mir, sie haben eine gute Spielanlage", sagt er. Das Hinspiel hatte sein Team recht spektakulär 4:3 gewonnen, es dabei aber unnötig spannend gemacht. Herrlich ist überzeugt, dass die Mannschaft eine wichtige Voraussetzung für mehr Konstanz mitbringt: Der aktuelle Kader sei groß genug, um den nötigen Konkurrenzkampf für eine gute Restsaison zu schüren.

© SZ vom 02.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: