Jahn Regensburg:Mit letzter Kraft

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Torschütze Marc Lais ist beim Jahn aus vielen Gründen Mann des Abends. Sollte der Aufstieg gelingen, dann auch seinetwegen.

Von Christoph Leischwitz

Marc Lais war oft genau richtig gestanden an diesem Abend. In der 55. Minute zum Beispiel, als der Mittelfeldspieler des SSV Jahn Regensburg am eigenen Fünfmeterraum eine scharfe Flanke von Sechzigs Levent Aycicek gerade noch aus der Gefahrenzone köpfelte - unweit jener Stelle, an der er in der zweiten Spielminute dieses Relegationsspiels genau richtig gestanden hatte. Da hatte der 26-Jährige nämlich das 1:0 per Kopf erzielt und im Regensburger Stadion kurzzeitig schon mal Zweitliga-Atmosphäre geschaffen, mindestens. "Es gibt wohl nichts Schöneres, als in der Relegation ein Tor zu schießen", sagte er später.

Die ganz großen Gefühle aus der Anfangsphase konnte Lais hernach zwar nicht mehr bis in die Interviewzone hinüberretten. Trotzdem wirkte er noch selbstbewusst genug, dem aus seiner Sicht ungerechten Ergebnis etwas Gutes abzugewinnen. "Jetzt haben wir halt 1:1 gespielt und fahren nach München. Mit breiter Brust." Die Gewissheit, dass der Drittligist über weite Strecken besser gespielt hatte, wirkte stärker nach als der verschossene Elfmeter in der 84. Minute, der wohl den Sieg bedeutet hätte. Neben dem Kampfgeist sei es ja eine der Regensburger Stärken, sagte er, nach Rückschlägen zurückzukommen.

In der Tat hatte der Jahn vor allem kämpferisch gegen Sechzig dominiert. "Wir hatten in der ersten Halbzeit die Chance zum 2:0, auch ich hab' sie leider nicht genutzt", sagte er später, und sprach unter anderem seinen Torschuss aus der 27. Minute an, der knapp am linken Pfosten vorbeistrich. Er war in der ersten Halbzeit an fast allen Regensburger Offensivaktionen beteiligt, und hatte in der zweiten Halbzeit auch noch die Kraft gefunden, hinten auszuhelfen.

Das war gar nicht so selbstverständlich gewesen. Doch es zeigt beispielhaft, wie sehr das Team versucht hatte, das Spiel über Kampfgeist an sich zu reißen. "Ich habe mich zur Pause nicht so gut gefühlt", sagte Lais später - dem Vernehmen nach hatte er sich in der Kabine zweimal übergeben. "Ich hab's dann nochmal probiert, dann habe ich das Zeichen gegeben." Seine Auswechslung in der 76. Minute fiel in die erste Drangphase der Sechziger, die wenig später den Ausgleich erzielten. Doch Lais war eben auch von einer Gelbsperre bedroht, Trainer Heiko Herrlich erklärte später, er habe gesehen, dass seine Konzentration nachließ, er wollte ihn für das Rückspiel schonen.

Lais hat nie höher als in der dritten Liga gespielt. "Er merkt jetzt so langsam, was für Möglichkeiten er hat", sagt Herrlich - das trifft auf einige Regensburger zu. Wenn am Dienstag der Aufstieg in die zweite Liga noch gelingen sollte, dann auch wegen Lais. Selbst wenn er am Freitagabend nicht bis zum Ende durchspielen konnte.

© SZ vom 27.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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