Hockey:Komplimente für später

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Auf einem guten Weg: Die Handschrift von Trainer Jakob Cyrus ist bei den Frauen des Münchner SC klar zu erkennen. (Foto: Oliver Zimmermann/Foto2press/Imago)

Die Hockey-Frauen des Münchner Sportclubs scheitern im Halbfinale um die deutsche Hallenmeisterschaft knapp.

Von Katrin Freiburghaus

Es gibt Dinge, die an Wert gewinnen, wenn man sie eine Weile liegen lässt: Weine, Briefmarken, Antiquitäten. Aber auch manche Komplimente werden mit etwas Abstand deutlich besser. Zum Beispiel jene, die die Hockey-Frauen des Münchner Sportclubs am Wochenende in Frankfurt beim Final-Four um die deutsche Hallenmeisterschaft einheimsten. Vom "attraktivsten Hockey der vier Halbfinalisten" sprach U21-Bundestrainer Akim Bouchouchi nach der Partie des MSC gegen den favorisierten Club an der Alster - und meinte damit die Leistung der Münchnerinnen. Dummerweise verloren sie nach 4:4 (1:2) in der regulären Spielzeit trotzdem im Penalty-Shoot-Out (2:3), weshalb ihnen das Lob wenig nützte.

Es sei zwar "Balsam auf die geschundene Seele", sagte MSC-Trainer Jakob Cyrus, "aber so richtig werden wir davon erst in einer Woche was haben, im Moment hätte ich lieber den Finaleinzug als schlechteres Team genommen". Der MSC hatte sich zum ersten Mal seit neun Jahren für eine Endrunde in der Halle qualifiziert und war ohne überzogene Erwartungen angereist. Nach einer nervösen Anfangsphase, in der die Münchnerinnen diszipliniert verteidigt, sich im Angriff aber wenig zugetraut hatten, fanden sie zur Mitte des zweiten Viertels zu ihrem frechen Offensivspiel.

Sie lagen zu diesem Zeitpunkt bereits 0:2 zurück, was bei der schnelleren Hallen-Variante im Hockey aber eine Angelegenheit von wenigen Minuten sein kann. Vier zum Beispiel: Als Joana Boehringer in der 29. Minute zum 1:2 traf, wirkte es, als habe ihr Torjubel einen Schalter umgelegt. In der 33. versenkte Jule Bleuel eine Strafecke zum Ausgleich. "Und ab da", sagte Cyrus, "haben wir das Hockey gespielt, das uns auszeichnet." Der MSC war fortan nur noch im Vorwärtsgang und dem Finaleinzug mit vielen gefährlichen Kreisszenen lange wesentlich näher als seine Gegnerinnen, die im Finale dann gegen Düsseldorf verloren. Cyrus' einziger Kritikpunkt war der Umstand, dass sein Team das Spiel in der regulären Spielzeit mehrfach für sich hätte entscheiden können. "Wir waren die überlegene Mannschaft und haben die zweite Halbzeit dominiert", resümierte er. Entsprechend groß sei die Enttäuschung nach dem Shoot-Out gewesen.

Bis November trainierte Cyrus neben den MSC-Frauen auch das Team von Wiesbaden

Die Tatsache, dass sich der MSC überhaupt für die Endrunde qualifizierte, ist hingegen ein erster Vorgeschmack auf das, was sich die Münchner von der langfristigen Zusammenarbeit mit Cyrus versprechen. Das Arbeitsverhältnis mit dem 29-Jährigen hatte im Sommer ja mit dem einigermaßen gewagten Experiment begonnen, dass der Übungsleiter bis zum November gleichzeitig noch in Wiesbaden tätig war. Die gesamte Feld-Hinrunde über pendelte er zwischen Hessen und seinem neuen Team, die MSC-Trainingseinheiten unter der Woche leiteten in enger Abstimmung andere im Klub. "Das war für so eine junge Mannschaft eine sehr schwierige Situation", sagte Cyrus.

Ihre Folgen werden ihn und sein Team trotz der erfolgreichen Hallensaison noch eine Weile begleiten: Die Hallenliga läuft unabhängig vom Wettbewerb im Feld, wo der MSC auf einem Playdown-Platz überwintert und die Hauptrunde dort womöglich auch beenden wird. Das während der Pandemie eingeführte krisensicherere Spielsystem sieht eine komplette Hinrunde und eine halbierte Rückrunde in zwei Staffeln vor. In den noch verbleibenden fünf Spielen hält es Cyrus für "nicht ausgeschlossen, aber unwahrscheinlich", dass der Sprung unter die ersten Vier der Staffel A als aktuell Letzter noch gelingt.

Verzagt ist er deshalb nicht, der Plan sei auf eine langfristige Entwicklung angelegt. Wenn in zwei Wochen das Athletiktraining für die Rückrunde beginnt, gehe sein Team mit vielen positiven Erfahrungen aus der Halle in die Vorbereitung. "Wir hatten viele Momente, in denen es auf Messers Schneide stand, die wir gut gelöst haben und die uns letztlich ins Halbfinale gebracht haben", sagte Cyrus. Auf diese Erlebnisse könne das Team zurückgreifen - egal, auf welchem Belag.

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