Hertha - Freiburg (15.30 Uhr):Bloß kein Joker mehr

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Luca Waldschmitt im Duell mit Kevin Volland. Am siebten Spieltag (vor der Länderspielpause) trennten sich Freiburg und Leverkusen torlos. (Foto: Patrick Seeger/dpa)

Luca Waldschmidt wechselte im Sommer für Millionen Euro zum SC Freiburg. Dort will der U21-Nationalspieler nun zur Stammkraft reifen. Gegen Berlin bekommt er wohl die Chance, sich zu beweisen.

Von Leon Wohlleben, Freiburg/München

Bei den vergangenen beiden Einsätzen von Luca Waldschmidt trennten ihn nur wenige Zentimeter von Glück und Freude. Vor zwei Wochen gegen Leverkusen schlenzte er den Ball gegen den Pfosten, er hätte mit dem Siegtreffer in den letzten Minuten der Mann des Spiels werden können. Aber der Ball entschied sich dazu, nicht den Weg über die Torlinie zu gehen und prallte wieder zurück aufs Spielfeld. Eine Woche später im Spiel für Deutschlands U21 gegen Norwegen spielte sich fast genau die gleiche Szene ab - erneut fand der Ball nicht den Weg ins Tor. "Das kann nicht sein", beschrieb er seine Gedanken in dieser Szene. Hatte sich bei Luca Waldschmidt etwa auch jene Präzisionsarmut vor dem Tor eingeschlichen, mit der seine Kollegen aus der A-Nationalmannschaft derzeit solche Probleme haben?

Waldschmidt hatte darauf eine einfache Antwort: "Die nächste Chance kam ja ziemlich schnell danach und dann habe ich mir die andere Ecke ausgesucht - da hat es besser geklappt." Es war das zwischenzeitliche 2:0 für Deutschland, sein erstes Tor für die U21 und ein kurzer Ausflug aus dem Bundesliga-Alltag, der für Luca Waldschmidt im Moment kein einfacher ist.

Im Sommer-Trainingslager, kurz nach seinem Wechsel vom Hamburger SV zum SC Freiburg, sagte Waldschmidt dem kicker noch: "In Hamburg habe ich regelmäßig gespielt, wenn man nur die Spiele zählt. Von den Minuten her war es aber zu wenig. Ich will spielen, um einen Stammplatz kämpfen und nicht mehr nur von der Bank kommen."

Chance in Berlin

Doch ganz genau so ergeht es Waldschmidt gerade beim SC Freiburg wieder: Sechs Einsätze bekommt er zwar zusammen, davon stand er allerdings nur am ersten Spieltag in der Startformation. Ansonsten wurde er - wie schon in Hamburg - stets eingewechselt. Dabei ist er eigentlich, so denkt der Verein, für Höheres bestimmt. Freiburg bezahlte eine Ausstiegsklausel über fünf Millionen Euro, damit Waldschmidt in den Breisgau wechselt. Er ist der zweitteuerste Einkauf in der Vereinsgeschichte.

Diese Summe rechtfertigt Waldschmidt trotz seiner erst 22 Jahre mit seiner Erfahrung im Bundesliga-Abstiegskampf. Am letzten Spieltag der Saison 2016/17 köpfelte er den HSV mit dem entscheidenden Siegtreffer zum sicheren Klassenerhalt gegen Wolfsburg. Vielleicht etwas übereifrig imitierte er damals in der Euphorie des Volksparkstadions einen Jubel des französischen Stürmers Antoine Griezmann. Von solchen Größen will natürlich noch niemand reden, dennoch bekam Waldschmidt nach seinem Spiel für die U21 Deutschlands am vergangenen Wochenende die Frage gestellt, ob er denn irgendwann auch an die A-Nationalmannschaft denkt - schließlich werden ja gute Stürmer dort gesucht. "Ich glaube, das ist noch weit weg", sagte Waldschmidt, der sich derzeit erst einmal um mehr Einsatzminuten in der Bundesliga kümmern muss.

Am Sonntagnachmittag im Berliner Olympiastadion gegen Hertha BSC dürfte sich eine Gelegenheit für ihn auftun: Seine Sturmkollegen müssen passen. Florian Niederlechner fällt aus, Tim Kleindienst kommt gerade erst aus einer Verletzungspause zurück und wird wohl nicht von Anfang an auflaufen. Bei Nils Petersen, der auch gerade erst eine Blessur an der Schulter auskuriert hat, lässt Trainer Christian Streich alles offen. Petersen könne zuhause bleiben, in Berlin auf der Bank sitzen oder gleich in der Startelf stehen.

Somit liegen die besten Chancen bei Luca Waldschmidt, sich von seiner Rolle als Dauer-Joker vorerst zu lösen - womöglich auch noch gegen eine geschwächte Hertha-Defensive ohne die Stamminnenverteidigung Niklas Stark und Karim Rekik.

© SZ vom 21.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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