Hertha BSC:Gute Wertanlage

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„Die Tage waren sehr emotional für mich“: Mateus Cunha wurde gerade Vater eines Sohnes. (Foto: Stuart Franklin/dpa)

Berlins Aufschwung hat auch viel mit einem cleveren Transfer zu tun: Zugang Matheus Cunha blüht nach seinem Wechsel auf - nun trifft er auf seinen alten Klub.

Von Javier Cáceres

In der Nacht vor der Rückkehr in die Arena in Leipzig wird Matheus Cunha wieder ausreichende Nachtruhe genossen haben können, zum ersten Mal seit Tagen. Am Wochenende hielt der Stürmer von Hertha BSC seinen ersten Sohn in den Armen, und er machte durch, was in solchen Fällen üblich ist: "Ich habe nicht viel geschlafen, aber das ist egal", ließ er über die Medienabteilung der Hertha ausrichten. "Die Tage waren sehr emotional für mich, einfach ein unglaubliches Gefühl. Ich freue mich total." Das Wichtigste sei nun, dass Frau und Kind wohlauf seien. Und dass die Hertha im Spiel an diesem Mittwoch (18.30 Uhr) in Leipzig, wo Cunha bis Januar angestellt war, den dritten Sieg in Serie feiern könne - am Tag seines 21. Geburtstags übrigens.

Wenn man sich bei der Hertha in diesem durch und durch frappierenden Jahr auf eine Konstante zwischen Prä- und Post-Corona-Pause einigen müsste, fiele die Wahl wohl auf Cunha. Ihm hatte es die Hertha (und ihr damaliger Trainer Alexander Nouri) zu verdanken, dass sie in Düsseldorf einen 0:3-Rückstand drehte; und ohne sein Tor wäre Hertha gegen Bremen nach 0:2-Rückstand nicht noch zum Ausgleichstreffer gekommen. Nach der Zwangspause traf Cunha für die unter dem neuen Coach Bruno Labbadia runderneuerten Berliner bereits zweimal: in Hoffenheim und am Freitag gegen Union, kurz bevor ihn, als er noch Arbeitskleidung trug, die Nachricht erreichte, dass die Wehen bei seiner Frau eingesetzt hatten und er vom Rasen ins Spital eilte. Eigentlich müssten fünf Tore aus sechs Partien zu Buche stehen - die Bürokraten der Liga sprachen aber einen Treffer, den er in Paderborn erzielt hatte, nach Ansicht der Videobilder einem Abwehrspieler des Gegners zu.

Knapp 20 Millionen Euro soll die Hertha nach Leipzig überwiesen haben, und das dürfte sich, nach allem, was man gesehen hat, als brillante Wertanlage entpuppen. Zumal Cunha in der brasilianischen Heimat als Neuner der Zukunft gefeiert wird, seit er die U23 des fünfmaligen Weltmeisters beim südamerikanischen Olympia-Qualifikationsturnier in Kolumbien nach Tokio schoss.

"Wenn er gesagt hätte, er wolle unbedingt bleiben, hätte er gerne bleiben dürfen", betonte RB-Trainer Julian Nagelsmann am Dienstag, "dass er ein großes Talent und ein guter Fußballer ist, das ist jedem klar gewesen." Cunha habe auch, wenn er die Chance bekam, "keine schlechten Spiele gemacht". Allein: Er habe in Leipzig "seine Position nicht so gefunden" und auch trotz guter Chancen keine gute Torquote gehabt, in Zahlen: neun Treffer in 52 Pflichtspielen. Das war zu wenig angesichts der großen Konkurrenz im Leipziger Ensemble - dort hatte Cunha hinter Timo Werner, Christopher Nkunku, Yussuf Poulsen und schließlich auch Patrik Schick das Nachsehen. "Ich war zufriedener mit den Spielern, die ich spielen lassen habe. Das ist relativ einfach zu erklären", erklärte Nagelsmann: "Wenn ich jetzt sein Trainer wäre - ich wäre aktuell mit seiner Leitung zufriedener, als ich es war, als ich noch sein Trainer war."

Und so ist es nun Berlins neuem Trainer Bruno Labbadia vorbehalten, ein Hosianna auf Cunha anzustimmen. Oder ihn, wie nach dem 4:0 gegen Union, mit klaren Worten zu fordern. Da habe Cunha trotz seines Treffers zum 3:0 gar nicht mal sein bestes Spiel gemacht. Dass der Brasilianer in Leipzig übermotiviert ins Spiel gehen könnte, glaubt Labbadia ausdrücklich nicht, er habe dort eine gute Zeit gehabt und Freunde hinterlassen. Und: "Bremsen tue ich Spieler nur sehr ungern. Cunha kann ruhig Vollgas geben, da habe ich nichts dagegen", sagte Labbadia.

© SZ vom 27.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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