Hertha BSC:Ende der Leberwursttage

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Trainer Ante Covic führt sein Team momentan mit großem Erfolg. (Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images)

Berlin gelingt auch deshalb der dritte Sieg in Serie, weil die Mannschaft unter Trainer Covic endlich als Kollektiv arbeitet und persönliche Motive zurückgestellt werden.

In der Nacht nach dem befreienden dritten Sieg in Serie schaute sich Ante Covic das klare 3:1 gegen Düsseldorf noch einmal auf dem heimischen Bildschirm an. "Ich hatte nochmal die Gier, das Spiel anzugucken", sagte der Chefcoach von Hertha BSC am Samstag. Nach dem besorgniserregenden Saison-Fehlstart hat der 44-Jährige, der in der Fußball-Bundesliga in der Position noch ein Novize ist, den Umschwung geschafft. "Es wäre gelogen zu sagen, das fühlt sich nicht gut an, dreimal hintereinander zu gewinnen", bemerkte Covic in einem Hertha-Kapuzenpullover mit der Aufschrift "Spandau". Sein Team hatte Fortunas Friedhelm Funkel das Bundesliga-Jubiläum (500. Match als Bundesliga-Trainer) vermiest.

Gerade einmal zwei Wochen ist es her, da ging Hertha als Tabellenletzter in die Heimpartie gegen Paderborn, die sie glücklich mit 2:1 gewann. Es folgten das 4:0 in Köln und nun die erste wirklich überzeugende Heimvorstellung unter Covic. "Wir wollten unsere Fans zufriedenstellen" nach den schwächeren Heimauftritten zuvor, sagte der Trainer und ergänzte: "Es war ein rundum gelungener Tag für uns."

Die taktischen und personellen Umstellungen griffen. Per Skjelbred brachte als erfahrener Sicherheit. Gegen Düsseldorf spielte der 32 Jahre alte Norweger teilweise auf der Position des klassischen Liberos. "Der Ansatz war, einen Spieler mehr im Aufbauspiel zu haben, damit wir mehr in Überzahl agieren und flach rauskommen aus der Defensive", berichtete Covic. Dazu werden die Außenbahnspieler Javairo Dilrosun und Marius Wolf immer mehr zu einer Gefahr für den Gegner. Und vorn trifft "der alte Mann" Vedad Ibisevic wieder, ob als Joker oder von Beginn an.

Lukebakio ist kaum zu bremsen

"Wichtig ist es immer", wenn ein Spieler auf seiner Position funktioniert, bemerkte Covic: "Wenn das greift, wird der Glaube an den Trainer immer größer." Und die Berliner Profis haben inzwischen auch registriert, dass der Nachfolger von Hertha-Idol Pal Dardai mit seinen Einwechslungen immer wieder Positives bewirkt. Als der Ex-Düsseldorfer und Hertha-Rekordeinkauf Dodi Lukebakio nach einer Stunde für Dilrosun gegen die Fortuna aufs Feld durfte, war der junge Belgier kaum zu bremsen und bereitete mit einem Sololauf das entscheidende 3:1 von Vladimir Darida vor.

Ibisevic und Dilrosun hatten zuvor vor 37 128 Zuschauern nach einem 0:1-Rückstand durch einen Foulelfmeter von Rouwen Hennings das Spiel schon gedreht. "In den letzten Wochen haben wir genug gelitten, was fußballerische Elemente betrifft. Wir steigern uns stetig", betonte Covic. "Es war sehr wichtig, diesen Lauf zu behalten. Diese Momente muss man in einer Saison ausnutzen. Wenn es läuft, läuft's", ergänzte Ibisevic. Mit nun 128 Bundesliga-Treffern steht der Bosnier in der ewigen Torschützenliste gemeinsam mit dem ehemaligen Dortmunder Torjäger Frank Mill nun auf Rang 28. Gerade die Qualität und die Mentalität der Spieler, die nicht immer von Beginn an spielen durften, sind für Covic der Schlüssel für die positiven Veränderungen. "Die reinkommen, spielen niemals beleidigte Leberwurst. Sie sagen: Wir haben einen auf der Seite, der schon darauf achtet, wer fleißig ist, ackert, wer sein Herz auf den Platz mitnimmt. Also gilt es für mich, die Ärmel hochzukrempeln und dem Alten zwei, drei schlaflose Nächte zu bereiten'". Und der Alte, eben Trainer Covic, kann in diesen Nächten ja zur Not wieder Hertha-Spiele schauen.

© SZ vom 06.10.2019 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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