Hawaii:Lange gewinnt Ironman in Rekordzeit

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Patrick Lange triumphiert zum zweiten Mal nach 2017 beim Ironman auf Hawaii. (Foto: dpa)
  • Patrick Lange hat als erster Ironman die Acht-Stunden-Schallmauer auf Hawaii durchbrochen und mit seinem zweiten WM-Triumph nacheinander die deutsche Ära fortgesetzt.
  • Der 32 Jahre alte Triathlet aus Hessen nutzte die optimalen Bedingungen am Samstag bei einer taktischen Meisterleistung für eine erneute Demonstration seiner Lauf-Klasse.
  • Bei den Damen wurde Anne Haug bei ihrer Hawaii-Premiere Dritte.

Patrick Lange hat erneut die Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii gewonnen. Der 32 Jahre alte Triathlet und Vorjahresgewinner aus dem hessischen Bad Wildungen benötigte für 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen 7:52:39 Stunden - nie zuvor war ein Teilnehmer beim härtesten Rennen der Welt unter acht Stunden geblieben.

Überwältigt machte Lange seiner Freundin Jule nach dem Zieleinlauf einen Heiratsantrag. "Es ist unglaublich. Danke für die Energie da draußen, danke Deutschland", sagte er im ZDF.

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Die Entscheidung fiel wie im Vorjahr im abschließenden Marathon. Der starke Läufer Lange ging mit einem Rückstand von 6:46 Minuten zum führenden Australier Cameron Wurf auf die Strecke, übernahm 25 km vor dem Ziel aber erstmals die Führung und gab diese bis zum Schluss nicht mehr her. Lange gewann vor dem Belgier Bart Aernouts (+4:02 Minuten) und dem Briten David McNamee (+8:30). Es war der fünfte deutsche Sieg im Ironman-Mekka in Serie.

Jan Frodeno, 2015 und 2016 Hawaii-Champion und wegen der Leistungen in dieser Saison der eigentliche Top-Favorit, konnte wegen einer Stressfraktur in der Hüfte nur zuschauen. Sebastian Kienle, der 2014 die deutsche Serie mit seinem Erfolg eingeleitet hatte, gab - demoralisiert von den Folgen eines Raddefekts - vorzeitig auf.

Schon die erste Etappe verlangte körperliche Schwerstarbeit

Wie jedes Jahr begann der wichtigste Tag des Jahres für Lange, Kienle und die anderen Top-Starter früh. Um 6.35 Uhr Ortszeit nahmen sie ihr "Bad" im Pazifischen Ozean, dessen Strömungen allerdings keinesfalls zur Entspannung einluden. Frodeno wäre dennoch gerne mittendrin gewesen. "Das tut schon ein bisschen weh", sagte der 37-Jährige: "Es gehört aber als Profi dazu, dann trotzdem an die Startlinie zu kommen."

Schon die erste Etappe des schier endlos langen Tages verlangte körperliche Schwerstarbeit und Konzentration, Josh Amberger bewältigte diese Herausforderung am besten und schnellsten. Nach 47:39 Minuten entstieg der Australier den Fluten, dicht gefolgt von: Maurice Clavel, 30 Jahre alt aus Offenburg, erstmals bei der WM dabei.

Lange verpasste den Anschluss an die Top-Gruppe überraschend klar und lag nach dem Schwimmen knapp drei Minuten hinter Amberger. Der starke Radfahrer Kienle, Trainingspartner von Clavel, folgte wie erwartet hinter Lange - allerdings nur wenige Sekunden. Und das durfte er schon als Teil-Erfolg im Duell mit dem ungeliebten Lange interpretieren.

Kienle hatte seinem Landsmann vor dem Rennen vorgeworfen, auf dem Rad mehr als erlaubt im Windschatten zu fahren, zu "lutschen". Deshalb habe Lange im vergangenen Jahr zum Schluss noch attackieren und erst triumphieren können. Auch diesmal wurde Lange früh verwarnt, allerdings nicht, weil er sich hinter Kienle verstecken konnte.

Der hatte nämlich zu Beginn der zweiten Teilstrecke wegen eines Defekts das Hinterrad wechseln müssen und dadurch mehrere Minuten verloren, die er im weiteren Verlauf nicht aufholen konnte. Gleichzeitig hielt Lange den Rückstand zur Spitzengruppe für seine Verhältnisse in Grenzen: Nach 95 km betrug er viereinhalb Minuten, bis zum Marathon wuchs er weiter an - und war dennoch nicht groß genug, um den wie entfesselt laufenden Lange aufzuhalten.

Auch in der Damen-Konkurrenz konnte das deutsche Team eine Erfolg feiern. Anne Haug ist bei ihrer Ironman-WM-Premiere auf den dritten Platz gekommen. Die 35 Jahre alte gebürtige Bayreutherin musste sich bei ihrem zweiten Wettkampf über die Langdistanz nur der Schweizer Seriensiegerin Daniela Ryf bei deren viertem Triumph nacheinander und der Britin Lucy Charles geschlagen geben.

Haug, die nach zwei Olympia-Teilnahmen erst im vergangenen Jahr auf die längeren Triathlon-Distanzen gewechselt ist, kam nach 8:41:58 Stunden ins Ziel. Sie sorgte damit für die erste Medaille einer deutschen Starterin seit Sandra Wallenhorst vor zehn Jahren.

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