Hannover 96:"Völlig ungenügend"

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0:11-Ecken, 5:25-Torschüsse, bescheidene Laufwerte: Die Mannschaft von Tayfun Korkut zeigte am Samstag gegen Leverkusen eine schlimme Darbietung. (Foto: Dennis Grombkowski/Getty Images)

Hannover 96 zeigt beim 0:4 in Leverkusen eine schlimme Darbietung. Die Zukunft von Trainer Tayfun Korkut ist unklar.

Von Philipp Selldorf, Leverkusen

"Puh!", stellte der aus Hannover mitgereiste Reporter zur Leistung der 96er fest, und der Manager Dirk Dufner bestätigte offiziell: "Ja, ist echt puh." Diesem fachlichen Zwiegespräch aus dem Keller der BayArena war im Grunde nichts hinzuzufügen. Hannover 96, von den Einheimischen auch HSV genannt, machte am Samstag dem in Verruf geratenen Kürzel alle Ehre. Auch der Hamburger HSV hatte kürzlich in Leverkusen vorgespielt und dort wie der Hannoversche HSV 0:4 verloren, das gab den Experten jetzt die Möglichkeit zu einem fairen Expertenstreit: Welcher HSV war der schlechtere HSV?

Die Zahlen besagen, dass sich der HSV aus Hannover im Bayer-Leverkusen-Testvergleich womöglich noch armseliger präsentiert hat als der Namensbruder aus dem Norden. Statistiken mögen trügerisch sein, aber diese Kennziffern sind doch bezeichnend: 11:0 Ecken und 25:5 Torschüsse wurden für Bayer notiert, und dass Hannovers Team in der Summe 102 Kilometer zurückgelegt hatte, das hätte zu Zeiten von Georg Schwarzenbeck zwar einen Bestwert bedeutet - im Jahr 2015 aber markiert die Zahl eine denkwürdig bescheidene Laufleistung. "Was soll ich sagen?", meinte Manager Dufner, "ich kann's nicht erklären". Als Leistungsschau sei dieser Auftritt "völlig ungenügend" gewesen.

Hannovers Klubchef Martin Kind erspart sich ein öffentliches Urteil

Die Meldung des Tages war am Sonntag deshalb die, dass Tayfun Korkut verabredungsgemäß das Training der Reservisten im Niedersachsenstadion geleitet hat. Wie lange ihm der Klub diese Amtsgewalt noch gewährt, ist unklar. Aus allen Richtungen kommen Meldungen, dass Korkut unmittelbar vor der Ablösung stehe. Örtliche Zeitungen spekulieren, dass Mirko Slomka seinen alten Posten wieder erhalten könnte, auch der Juniorencoach Daniel Stendel stehe als Aushilfe zur Debatte. Dufner ließ in Leverkusen wissen, er gehe davon aus, dass Korkut beim Heimspiel gegen Hoffenheim am kommenden Samstag die Mannschaft betreuen werde. Aber er gab auch zu erkennen, dass nicht er darüber befinden wird, sondern der allgewaltige Präsident Martin Kind. Dieser war nicht bereit, die Pein des Auftritts in Leverkusen bis zum Abpfiff zu ertragen. Er verließ vorzeitig seinen Platz auf der Haupttribüne, einen öffentlichen Kommentar ersparte er sich.

Im laufenden Kalenderjahr hat Hannover 96 noch kein Spiel gewonnen, und die Niederlage am Samstag war mehr als nur eine weitere sieglose Partie. Sie war das Zeugnis eines fortgeschrittenen Zustands. Dass Torwart Ron-Robert Zieler Korkut eine Solidaritätsadresse widmete ("der Trainer kann sich nicht in den Sechzehner stellen und die Bälle rausköpfen"), war in Anbetracht der schlimmen Darbietung eine fragwürdige Unterstützung. "Wenn das der Maßstab ist, wird es nicht reichen", sagte Korkut.

© SZ vom 20.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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