Handbikerin Christiane Reppe:"Im schlimmsten Fall gehen mir viele Tausend Euro flöten"

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Gewann 2016 in Rio Paralympics-Gold: Handbikerin Christiane Reppe. (Foto: Jens Büttner/dpa)
  • Wegen einer Panne darf Handbike-Weltmeisterin Christiane Reppe nicht bei der WM in Südafrika starten.
  • Der Deutsche Behindertensportverband vergaß, ihren Namen dem Radsportweltverband zu melden.
  • Reppe fürchtet sich vor den finanziellen Folgen.

Von Christopher Gerards

Bevor Christiane Reppe ins Zentrum einer großen Panne geriet, fuhr sie mit der Para-Radsport-Nationalmannschaft ins Trainingslager nach St. Moritz. Reppe ist Olympiasiegerin im Handbike, zweifache Weltmeisterin, eine der besten in ihrer Sportart. Beim Höhentraining auf 1800 Metern bereitete sie sich also auf ihre Rennen vor. Sie wähnte sich in guter Form, zwei Medaillen wollte sie gewinnen. Das war der Plan des Verbands, das war auch ihr eigener Plan. Aber er wird jetzt nicht aufgehen.

Am Dienstagabend hat Christiane Reppe, 30, einen Facebook-Eintrag geschrieben, es ging um "eine sehr schreckliche Nachricht", die sie bekommen habe. Von einem "schwarzen Tag" schreibt sie und davon, "sehr traurig" zu sein. Der Grund: "Ich werde bei der WM in Südafrika nicht starten, weil mein Verband vergessen hat, mich zu melden, und die UCI leider nicht bereit ist, eine amtierende Weltmeisterin nachzumelden."

Vergessen zu melden? Für die Weltmeisterschaft? Eine Weltmeisterin? Kann so etwas sein?

Der Verband sagt: "Der Fehler liegt bei uns"

Anruf beim Deutschen Behindertensportverband. "Der Fehler liegt bei uns", bestätigt Sprecherin Markéta Marzoli. In der Verwaltung seien die Listen mit den Athleten eingegangen, die dem Radsportweltverband UCI gemeldet werden sollten. Einer der Namen sei dabei aber offenbar nicht mit abgeschrieben worden: der von Reppe. Die Athletin erfuhr im Trainingslager von dem Versäumnis. Der Verband hatte noch versucht, Reppe nachzumelden und sich ans russische und schweizerische Team gewandt, gegen deren Athleten Reppe in einem Rennen hätte antreten sollen. Die hätten einem Start Reppes zugestimmt. Die UCI soll diesen jedoch abgelehnt haben. "Das tut uns wahnsinnig leid für die Athletin und für die Trainer, Betreuer und den Landesverband", sagte Marzoli: "Wir haben alles in unserer Macht Stehende getan, um den Fehler auszubügeln."

Reppe hat nach eigener Aussage inzwischen mit der Sachbearbeiterin gesprochen, der der Fehler unterlaufen war. "Ich habe ihr keinen Vorwurf gemacht", sagte sie am Mittwoch zur SZ; Reppe findet, dass so etwas nicht nur an einer Person liege, vielmehr jemand die Arbeit kontrollieren müsse. Sprecherin Marzoli sagte ihrerseits, dass dem DBS eine derartige Panne zum ersten Mal unterlaufen sei und dass es kein strukturelles Problem gebe.

Die Geschichte um Christiane Reppe könnte einerseits als kurios durchgehen, aber sie ist mehr als das. Es war ja so: Reppe wähnte sich in guter Form, "ich bin so gut drauf gewesen, im besten Fall hätte ich zwei Goldmedaillen gewonnen." Reppe gehört zu den Athleten, die von der Sporthilfe gefördert werden. Der DBS hat ihr zwar zugesichert, dass die Förderung erhalten bleibt, "aber das ist nur die eine Seite", sagt sie. Sie fürchtet, dass Sponsoren abspringen könnten, da sie keinen Titel holen wird, zudem entgehen ihr Prämien von bis zu 6000 Euro: "Im schlimmsten Fall gehen mir viele Tausend Euro flöten." Sie hofft, dass der Verband aus dem Fehler lernt und ihr einen Vorschlag macht, "wie man mich entschädigen kann".

Zur WM, die vom 31. August bis zum 3. September stattfindet, fährt Reppe trotzdem mit. Sie will die Mannschaft unterstützen, gute Laune verbreiten: "Und ich glaube, das gelingt mir auch".

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