Handball:Schwerer Start

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Zurück vor 1000 Zuschauern: Ihr erstes Bundesliga-Heimspiel seit 2017 verlieren die Coburger Handballer um Drasko Nenadic (am Ball). (Foto: Svenja Stache)

Der HSC Coburg verliert auch sein zweites Spiel der neuen Bundesliga-Saison. Geschäftsführer Jan Gorr fordert nun mehr Mut.

Von Sebastian Leisgang

Am Ende des Gesprächs gehen Jan Gorr die Antworten aus. Wobei, eigentlich muss es heißen: Selbst Jan Gorr gehen die Antworten aus, denn es ist ja durchaus bemerkenswert, wenn der Geschäftsführer des HSC Coburg mal nicht weiter weiß.

Seit Mitte der Neunziger führte Gorr, 42, ein Trainerleben, ehe er sich in diesem Sommer zurückzog und sich dazu entschloss, ins Geschäftsführerdasein einzutreten. Nun kennt Gorr beide Welten: die Halle und das Büro. Er hat deshalb im Grunde auf alle Fragen rund um den Handball eine Antwort. Er kann erklären, was am Dienstagabend bei diesem 22:29 (9:15) gegen Leipzig schiefgelaufen ist, was dazu geführt hat, dass der Aufsteiger Coburg auch seine zweite Partie dieser Saison, das erste Bundesliga-Heimspiel seit 2017, mit sieben Toren Unterschied verloren hat - Gorr kann aber auch über all das referieren, was den HSC abseits des Spielfeldes im Sommer beschäftigt hat und teilweise noch beschäftigt: Kaderplanungen, wirtschaftliche Fragen, Hygienekonzepte.

Jetzt aber, an diesem einen Punkt, da muss selbst Gorr passen. "Ich weiß es nicht. Ich bin noch unentschieden", sagt Coburgs Geschäftsführer auf die Frage, wie es denn für ihn persönlich am Dienstagabend gewesen sei, nach sieben Jahren als HSC-Trainer auf einmal nicht mehr auf der Bank, sondern auf der Tribüne Platz zu nehmen und von dort zu beobachten, wie sich die Mannschaft da unten auf dem Spielfeld vergeblich müht. Die Niederlage gegen Leipzig war ja bereits die zweite im zweiten Saisonspiel nach dem 26:33 (13:14) in Lemgo - und an diesem Donnerstag steht Coburg ein anspruchsvolles Auswärtsspiel beim TSV Hannover-Burgdorf bevor. "Wir haben uns sowohl in Lemgo als auch gegen Leipzig zu lange Phasen geleistet, in denen wir zu fehlerbehaftet agiert haben", sagt Gorr und spricht dann die Vielzahl an Ballverlusten im Positionsangriff an. "In der Bundesliga sind diese Fehler tödlich", betont Gorr, "damit haben wir uns letzten Endes den Zutritt zu den Spielen verwehrt."

Geschäftsführer Jan Gorr: "Keiner erwartet Fabelergebnisse, aber wir müssen mutiger werden.

So steht Coburg nach zwei Partien mit zwei deutlichen Niederlagen da. Das allerdings ist längst noch kein Grund, unruhig zu werden, wie Gorr aus seinem Trainerleben weiß: "Das darf uns nicht berühren, weil das nichts Außergewöhnliches ist. Ich habe nicht erwartet, dass wir mit unserer Truppe in diese Liga kommen und spielen, als wären wir nie woanders gewesen."

Mit einer Sache hat Coburgs Geschäftsführer aber nicht gerechnet: dass sich die Mannschaft von den Gegnern zumindest in gewissen Phasen derart beeindrucken lässt, dass sie vergisst, was sie selbst auszeichnet. "Keiner erwartet von uns Fabelergebnisse", sagt Gorr, "aber wir müssen mutiger werden. Ich wünsche mir mehr Selbstbewusstsein und mehr Vertrauen in die eigenen Stärken." Auch wenn (oder vielleicht gerade weil) den HSC am Rande des Leipzig-Spiels eine Hiobsbotschaft ereilt hat: Rückraumspieler Jakob Knauer hat sich bereits zum zweiten Mal eine schwere Schulterverletzung zugezogen. Er muss operiert werden und fällt erneut mehrere Monate aus.

© SZ vom 08.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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