Frauen-Handball:Gallier aus Gröbenzell

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Ann-Christin Steinhart (Mitte) ist nicht nur Spielerin beim HCD Gröbenzell, sondern mit ihrem eigenen Modelabel auch eine der Sponsoren. (Foto: Johannes Simon)

Die Aufsteigerinnen aus dem Münchner Westen gehen nicht nur finanziell ein Abenteuer in der zweiten Handball-Bundesliga ein. Regensburg ist zwar etabliert, hat aber einen Umbruch zu bewältigen.

Von Heike A. Batzer

Weil sie im Umgang mit ihrem Erscheinungsbild genauso ehrgeizig sind wie in der Sporthalle, haben die Handballerinnen des HCD Gröbenzell ihre neuen Trikots mit größtmöglicher Liebe zum Detail entworfen: blau für zu Hause und orange für Auswärtsspiele, flieder oder mint für die Torhüterinnen. Die Sponsorenschriftzüge müssen natürlich auch drauf - und als Zugabe die Silhouetten von Frauenkirche, Siegestor und Olympiaturm. Dabei zählt Gröbenzell streng genommen gar nicht zu München, in der Wahrnehmung der 15 Konkurrenzteams der zweiten Handball-Bundesliga dürfte das allerdings anders sein.

Der HC Damen Gröbenzell ist - neben Freiburg - der südlichste Punkt auf der Zweitliga-Landkarte. 2016/17 befand er sich dort schon mal - für eine Spielzeit. Ein paar der Protagonistinnen von heute waren damals schon dabei, Kirsten Walter zum Beispiel. Spielerisch habe sie sich in der Zweitligasaison deutlich weiterentwickelt, erzählt sie und ist deshalb "froh, dass wir noch mal angreifen". Zweimal in Folge beherrschten sie zuletzt als Meisterinnen ihre Drittliga-Staffel, beim ersten Mal mussten sie auf die Aufstiegsrunde verzichten, beim zweiten Mal dominierten sie die Runde der fünf Bewerberteams um den Aufstieg.

Der sportlichen Herausforderung in der neuen Spielklasse wolle man sich stellen, "auch wenn es schwierig wird", betont Stefan Weidinger, der mit dem HCD in seine dritte Saison geht und mit 29 Jahren jüngster Trainer der Liga ist. Schwierig werden könnte es, weil in Saskia Putzke die Ideengeberin des HCD-Spiels aufgehört hat und nicht ersetzt werden konnte. Um den Verlust aufzufangen, würden eben jetzt "alle ein Stück weit Verantwortung übernehmen", sagt Weidinger. Neu im Team sind Simone Padberg, die vom bisherigen Ligakonkurrenten Würm-Mitte kam, und Torhüterin Leni Frey (Haunstetten). Schwierig werden könnte es auch in finanzieller Hinsicht. 200 000 Euro soll das Saisonbudget umfassen, sagt Vereinschef Rüdiger Hoch, man habe dafür bereits "eine sehr gute Basis". Heißt aber auch, dass weitere Unterstützung notwendig ist.

Die bayerischen Teams haben die längsten Anfahrten, unter anderem an die dänische, niederländische und tschechische Grenze

Ligakonkurrent ESV Regensburg muss in Amelie Bayerl (früher HCD), Anna Fuhrmann und Franziska Höppe unter anderem auf drei Spielerinnen verzichten, die alle eine Pause einlegen. Robert Torunsky, der Sportliche Leiter, zeigt dafür durchaus Verständnis: So sei zum Beispiel Bayerl viermal pro Woche von München nach Regensburg gependelt und müsse sich nun erst einmal auf ihr Examen konzentrieren. Dafür sind Maxie Fuhrmann (Frankfurt/Oder), Carolin Hübner (Würm-Mitte) und Torhüterin Joelle Arno (Allensbach) neu im Kader, auch Sophia Peter, die Schwester von Franziska Peter - der "Zweitligaspielerin der Saison" 2022/23 - ist nach längerem Ausfall wieder dabei.

Lediglich den Klassenerhalt nennt Torunsky nach den Tabellenplätzen fünf und vier in den vergangenen beiden Jahren als Ziel. Das mag überraschen, doch die Mannschaft befinde sich im Umbruch, sagt er. Zudem wird Kapitänin Nicole Schiegerl nach einem Kreuzbandriss längere Zeit ausfallen und am Saisonende müssen wegen der geplanten Verkleinerung der ersten Bundesliga gleich vier Teams direkt absteigen. In Bernhard Goldbach haben sie einen neuen Cheftrainer in Regensburg, noch während der erfolgreichen vergangenen Saison hatte man sich für eine Trennung von Csaba Szücs entschieden.

Die beiden einzigen Zweitliga-Teams aus Bayern haben nun die weitesten Fahrten durch die ganze Republik zu absolvieren. Sie führen unter anderem an die Landesgrenzen von Dänemark, den Niederlanden und Tschechien. Regensburg startet an diesem Samstag bei der TG Nürtingen, der HCD beim Titelfavoriten Füchse Berlin. Nicht nur wegen der München-Wahrzeichen auf den Trikots werden die Berlinerinnen sofort wissen, mit wem sie es zu tun haben. Auf den Ärmeln sind Asterix und Obelix zu sehen: Gröbenzell, das kleine gallische Dorf der Liga.

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