Handball:"Das ist absolut peinlich"

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Wurf- und wortgewaltig: Der in Diensten des THW Kiel stehende Norweger Sander Sagosen (rechts) hat einiges an der bevorstehenden WM zu kritisieren. (Foto: Christof Koepsel/Getty Images)

Die Debatte um die WM in Ägypten nimmt wieder Fahrt auf: Während Spitzenspieler wie Sander Sagosen die Zulassung von Zuschauern kritisieren, verteidigen die deutschen Funktionäre das Hygienekonzept.

Von Carsten Scheele, München

Der Norweger Sander Sagosen nimmt im Welthandball eine gewichtige Rolle ein. Er hat mit dem THW Kiel gerade die Champions League gewonnen, gilt als aktuell bester Mittelmann der Welt und deshalb als kommender Welthandballer. Wenn sich einer wie Sagosen, 25, also hinstellt und die Pläne des Handball-Weltverbandes IHF als "peinlich" bezeichnet, kann das kaum ignoriert werden.

Sagosen bezieht sich auf die Ankündigung der IHF, bei der Weltmeisterschaft in Ägypten (13. bis 31. Januar) Zuschauer in die Hallen zu lassen. Nicht alle, aber immerhin 20 Prozent, wie der Verband am Dienstag bekräftigte. In eine Arena mit einem Fassungsvermögen von 5200 Zuschauern dürften also 1040 Fans hinein. "Ich finde, das ist absolut peinlich, so wie die Welt gerade aussieht - und da wollen sie Zuschauer dabei haben", erklärte Sagosen der Nachrichtenagentur NTB in seinem Heimatland.

Die WM während der Corona-Pandemie hatten auch schon Spitzenspieler kritisiert wie der Kroate Domagoj Duvnjak ("zu gefährlich") und der Isländer Aron Pálmarsson ("sollte das absagen"). Sie alle verstehen nicht, weshalb die IHF trotz nach wie vor hoher Infektionszahlen am Megaturnier mit erstmals 32 Mannschaften aus aller Welt festhält. Einige deutsche Spieler wie Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek haben bereits abgesagt; der dänische Weltklassemann Mikkel Hansen gestand, er würde "lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht eine Absage erwogen hätte". Da wird eine WM angesetzt, und die besten Spieler wollen gar nicht hin.

Hanning reagiert auf die Kritik von Bissel

Beim Deutschen Handball-Bund (DHB) sehen sie die Lage etwas entspannter. Man werde nach Ägypten fliegen und vertraue dem Hygienekonzept der Veranstalter, versicherte Sport-Vorstand Axel Kromer in dieser Woche. Man müsse jedoch "nicht alles machen, was formell erlaubt ist". Gut möglich also, dass die Nationalspieler bei der WM strengere Regeln befolgen werden als vom Veranstalter vorgesehen.

DHB-Vizepräsident Bob Hanning nutzte zudem die Gelegenheit, öffentlich auf Erlangens Geschäftsführer Carsten Bissel zu antworten, der in der SZ deutliche Kritik an der WM-Teilnahme des DHB geäußert hatte. Die Weltmeisterschaft sei "nicht tragbar", findet Bissel; das Hygienekonzept und die geplante Blase in Kairo für alle Mannschaften, Spieler, Betreuer und Journalisten sei "ein Witz". Er tue sich "sehr schwer" mit solcher Kritik, sagte Hanning dem RBB: "Ich finde das sehr hart, so etwas ständig zu behaupten."

Bissels Äußerungen waren nicht die ersten Verlautbarungen aus der Bundesliga; auch die Bosse des THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt hatten sich für eine Verlegung der WM ausgesprochen. "Ich weiß nicht, woher wir die Arroganz nehmen, dass wir das alles besser können als andere Länder", entgegnete Hanning nun. Der Manager der Füchse Berlin fliegt am kommenden Dienstag mit der deutschen Mannschaft nach Kairo, und zwar "sehr positiv gestimmt auf das, was kommen wird".

Diese Haltung vertritt auch Kapitän Uwe Gensheimer. Man habe sich mit allen Schwierigkeiten auseinandergesetzt, "natürlich reden wir über die Corona-Regeln. Aber sie sind keine Last oder kein Hemmnis", sagte er und versicherte: "Alle, die hier sind, wollen dieses Turnier spielen." Und die Sache mit den Zuschauern? Bundestrainer Alfred Gislason glaubt, man werde in der Blase "sicherer sein als zu Hause, wo wir gelegentlich raus müssen zum Einkaufen". Gensheimer findet, die Hallen seien ja groß: "Ich glaube nicht, dass auch nur ein Zuschauer nah an uns herankommt."

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