Handball-Bundesliga:Zarte Hoffnung

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Erwischte einen guten Tag: Erlangens Rückraum Nicolai Theilinger ward sechs Tore. (Foto: imago/Zink)

Der HC Erlangen schlägt Friesenheim deutlich und hat nun noch eine kleine Chance, auch nächstes Jahr noch in der höchsten Spielklasse zu spielen.

Von Ralf Tögel, Erlangen

Nikolas Katsigiannis hatte von einem Playoff-Spiel gesprochen, dabei darf es als gesicherte Erkenntnis gelten, dass in der Handball-Bundesliga mitnichten auf diese so amerikanische Weise nach irgendwelchen Titelträgern gesucht wird. Der Torhüter der Handballer des HC Erlangen wollte damit auf die Bedeutung dieses Heimspiels gegen die TSG Ludwigshafen-Friesenheim hinweisen, in dem es auch nicht um irgendeine Meisterschaftsentscheidung ging. Vielmehr war es die wohl letzte als reell zu erachtende Möglichkeit der Mittelfranken, den Klassenerhalt noch im Bereich des Möglichen zu halten.

Die Chance immerhin haben sie genutzt, Ludwigshafen-Friesenheim mit 37:26 Toren überdeutlich geschlagen und die Pfälzer damit ebenfalls wieder in höchste Abstiegsnot gebracht. Erlangen bleibt zwar Vorletzter, hat nun aber zu Friesenheim bis auf einen Punkt aufgeschlossen, der rettende 15. Rang ist noch drei Punkte entfernt. Das Restprogramm mit Spielen beim Letzten Bietigheim, zu Hause gegen die Füchse Berlin und in Nettelstedt-Lübbecke gibt zwar Anlass zu zarter Hoffnung, freilich ist das Szenario wahrscheinlicher, dass die beiden Kontrahenten, die sich an diesem Abend in Erlangen gegenüberstanden, dies in der kommenden Saison wieder tun: in der zweiten Liga.

Erlangen fegte zu Beginn über den Platz

Vor Wochenfrist noch hatte der Aufsteiger gegen die MT Melsungen eine verstörende 23:37-Pleite einstecken müssen, obwohl sich die Spieler wegen der Länderspielpause wochenlang hatten auf das Spiel vorbereiten können und durchaus zuversichtlich nach Nordhessen gereist waren. Dort aber stellten sie fest, dass dieser Gegner, der noch um die Teilnahme am internationalen Wettbewerb kämpft und mit dem Sieg auf den dafür berechtigenden fünften Platz gesprungen war, ein Gegner von zu großer Qualität war. Was wiederum das Spiel gegen Aufsteiger Friesenheim, ein Kontrahent von deutlich ähnlicherem Zuschnitt, mit noch mehr Bedeutung beladen hatte.

Entsprechend legten die Gastgeber los, in den ersten Minuten fegten die Erlanger regelrecht über die Pfälzer hinweg, 8:2 stand es, Friesenheim schien gegen die bissige Abwehr des HC phasenweise überfordert. Katsigiannis war es, der den gegnerischen Werfern große Probleme bereitete, in seinem Team hatten vor allem die Rückraumschützen Nicolai Theilinger (6 Tore) und Sigubergur Sveinsson (8) einen guten Abend erwischt und allein bis zur Halbzeit für acht der 18 Treffer verantwortlich gezeichnet. Und natürlich Ole Rahmel: Der Neu-Nationalspieler war einmal mehr der überragende Akteur der Partie, nicht nur wegen seiner 13 Treffer.

Die zwei Besten werden den Verein wohl verlassen

Nach dem Wechsel waren es weiterhin Keeper Katsigiannis und Rechtsaußen Rahmel, die ihre Farben immer beruhigender nach vorne brachten und auch für die schönste Aktion des Spiels verantwortlich waren, als der ehemalige National-Torhüter einen verdeckten Wurf parierte und sofort einen millimetergenauen Pass über das ganze Spielfeld losschickte. Den Ball fing Rahmel mit einer Hand quer in der Luft liegend und wuchtete ihn zum 25:17 ins Friesenheimer Tor. Ausgerechnet diese beiden Spieler werden in der kommenden Saison wohl nicht mehr in der Nürnberger Arena zu sehen sein, denn Katsigiannis hat bereits beim THW Kiel unterschrieben und dass Nationalspieler Rahmel in die zweite Liga geht, darf stark bezweifelt werden.

Die Erlanger haben aber wirtschaftlich wie sportlich die Voraussetzungen geschaffen, dass das Projekt, wie Geschäftsführer Stefan Adam sagt, weitergeht. "Wir sind sicher, dass wir in der übernächsten Saison in der ersten Liga spielen, ob in der nächsten wird sich zeigen."

Eine Viertelstunde vor Spielende war das Spiel entschieden, Rahmel traf zur erstmals zweistelligen Führung (29:19) und der Friesenheimer Widerstand erlahmte zusehends. Der Rest war Erlanger Schaulaufen und die eindrückliche Erinnerung an die 3208 Zuschauer, was sie in der kommenden Saison verpassen könnten: ansehnlichen Erstliga-Handball.

© SZ vom 17.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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