Handball bei Olympia:"Wir werden sie bestrafen"

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Stark in Form: Der deutsche Handball-Torhüter Andreas Wolff. (Foto: dpa)

Beim beeindruckenden 34:22 gegen die Weltauswahl Katar begleichen die deutschen Handballer eine alte Rechnung - im Halbfinale wartet der Weltmeister.

Von Saskia Aleythe, Rio de Janeiro

An einer Szene ein komplettes Viertelfinale beschreiben? Schwierig. Aber dann gab es diese Sekunden, die wesentliche Charakterzüge der deutschen Mannschaft offenbarten. Paul Drux war aus der Abwehr herausgerückt - der Berliner hechtete in einen Pass des Gegners, landete bäuchlings, vom Hallenboden aus drückte er den Ball zu Uwe Gensheimer. Der Kapitän lief, der Kapitän prellte, dann entschied er sich für ein Abspiel auf Tobias Reichmann. Das ist immer eine gute Idee, denn der Rechtsaußen verwirft nahezu nie bei einem Gegenstoß. Belohnt wurde die Energieleistung mit dem Halbzeit-Treffer zum 16:12.

Es war eine kurze Etappe auf dem Weg zu einem souveränen 34:22 gegen Katar. Wobei es sich, wie längst bekannt, ja nicht um eine echte Landesauswahl des Scheichtums handelt, sondern um eine eingebürgte Weltelf des Hallenhandballs.

Dies ist viel diskutiert worden bei der WM 2015, als Katar erst das Finale gegen Frankreich verlor. Im Viertelfinale hatten die Gastgeber vom Golf die deutsche Auswahl ausgeschaltet, allerdings nicht allein, wie nicht nur die Unterlegenen meinten, sondern mit tätiger Hilfe der Schiedsrichter. Das alles ist nicht vergessen, das alles spielte auch am Mittwoch in Rio eine Rolle, herauszuhören in jenem Moment, in dem in der Spielpause ein Fernseh-Richtmikrofon in die deutsche Gruppe gehalten wurde.

Nun wartet Frankreich

"Wir werden sie bestrafen!", war aus der Traube zu vernehmen, zu einer Zeit, in der allerdings nur noch die Höhe des Erfolges verhandelt wurde - zu dem Gensheimer (Paris St. Germain), Reichmann (Kielce/Polen) und Fabian Wiede (Füchse Berlin) jeweils fünf Tore beisteuerten.

Und weil die Dramaturgie nicht nur von Revanche-Gelüsten geleitet war, sondern auch sehr kreative und clevere Elemente enthielt, hat die DHB-Auswahl am Freitag einen weiteren Termin. Einen, den sie vielleicht lieber erst am Sonntag im Finale gehabt hätte, aber es kommt wie es kommt, und auf dem Spielplan steht jetzt bereits im Halbfinale: Europameister fordert Weltmeister, Deutschland gegen Frankreich, der Aufsteiger gegen die Etablierten.

Mit dem Gewinn der Europameisterschaft im Januar hatte sich die Mannschaft von Bundestrainer Dagur Sigurdsson in der Weltklasse zurückgemeldet - der Verlauf des olympischen Turniers kann jetzt bereits als Bestätigung gewertet werden. Den Vorrunden-Siegen gegen Schweden, Polen, Slowenien und Ägypten stand nur die unerwartete Niederlage gegen die Brasilianer entgegen, deren erstaunliche Tempoläufe am Mittwoch aber beim 34:27 von den Franzosen gebremst wurden.

Die wiederum hatten in der Vorrunde gegen Kroatien gepatzt, weshalb es nun bereits im Halbfinale zum Handball-Hit kommt.

Letzter Olympiasieg: 1980 durch die DDR

Für die jungen Deutschen wird dies eine Reifeprüfung, allerdings stellte Sigurdsson nach dem Katar-Sieg selbstbewusst fest: "Ich würde gerade nicht so gerne gegen unsere Mannschaft spielen. Unsere Abwehr war überragend, und unser Torwart war super."

Andreas Wolff nähert sich immer mehr jener Form, in der er half, die EM zu gewinnen; und herausragende Torhüter hatten die Deutschen stets, wenn sie etwas gewinnen konnten: Die letzte Medaille gab es 2004 in Athen (Silber), den letzten Olympiasieg 1980 in Moskau durch die Auswahl der DDR.

© SZ vom 18.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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