Hamburger SV:Feilschen um Hochstätter

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Mann mit Brille vor schwerer Mission: Christian Hochstätter. (Foto: Thomas Eisenhuth/dpa)

Der Hamburger SV ist sich offenbar mit dem ehemaligen Bundesliga-Manager Christian Hochstätter einig. Er soll der neue Sportchef beim Tabellenletzten an der Alster werden. Doch schon gibt es ein neues Problem: Der Zweitligist Bochum fordert eine Ablöse.

Kürzlich hat Christian Hochstätter einige lehrbuchhafte Manager-Sätze gesagt. Einen "vielschichtigen Entwicklungsprozess" habe sein Verein angestoßen, sagte Hochstätter zum Beispiel. Er sei "überzeugt", dass sein Klub in Zukunft "noch wettbewerbsfähiger und erfolgreicher werde", fügte er an, es brauche nur "ein wenig Zeit". Kurz zur Erinnerung: Christian Hochstätter, 53, ist der amtierende Sportvorstand des VfL Bochum, und die Sätze sagte er, als sein Vertrag dort bis 2020 verlängert wurde. Das war im September. Doch nur zwei Monate später deutet einiges darauf hin, dass er den Vertrag beim Zweitligisten nicht erfüllen wird.

Der Hamburger SV soll sich mit Hochstätter laut Bild bereits auf die Übernahme des Sportchef-Postens geeinigt haben. Dem Bericht zufolge soll Hochstätter beim Bundesliga-Letzten einen Vertrag bis 2019 erhalten. Allerdings feilschen die Klubs noch über die Höhe der Ablösesumme. Der HSV wollte die Meldung nicht bestätigen. Bochums Aufsichtsratschef Hans-Peter Villis widersprach der Darstellung teilweise. Er sagte reviersport.de, dass die genannte Ablöse-Summe von 1,6 Millionen Euro "frei erfunden" sei.

Aufsichtsrat stützt umstrittenen Vorstandschef Beiersdorfer

Allerdings hatte Bochum schon am Montag Gespräche zwischen dem HSV und Hochstätter bestätigt. Dabei wies der Klub auf den bis 2020 laufenden Vertrag des Managers hin, und das Arbeitspapier beinhalte keine Ausstiegsklausel. Hochstätter arbeitet seit 2013 für den VfL. Er hatte stets Ambitionen geäußert, schnell aufzusteigen. In seinen gut drei Jahren beim VfL ist ihm das aber nicht gelungen. Vorher war er Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach - dem Klub, für den er 339 Mal in der Bundesliga spielte - und Hannover 96.

Wettbewerbsfähiger, erfolgreicher - die Sätze nach seiner Vertragsverlängerung in Bochum könnte Hochstätter so ähnlich verwenden, falls er tatsächlich in Hamburg unterschreibt: Der HSV ist Tabellenletzter, mit nur zwei Punkten aus zehn Spielen. Das Amt des Sportchefs ist seit Mai vakant, seit der Freistellung von Peter Knäbel.

Der Klub hatte nun auch mit Nico-Jan Hoogma (Heracles Almelo) und Horst Heldt (vormals Schalke 04) verhandelt - erfolglos. Hoogma, 48, der als Kandidat für den Posten des Sportchefs galt, hat sich mit HSV-Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer sogar komplett überworfen. Beide Seiten verhandelten miteinander, ehe der HSV die Gespräche abbrach. So stellte es zumindest der Klub da. Dagegen wehrte sich Hoogma massiv: "Nicht Beiersdorfer hat mir abgesagt, sondern ich dem HSV", sagte er - "wenn ich lese, dass Beiersdorfer alles umdreht, dann ist das nicht gut." Es steht Aussage gegen Aussage.

Beiersdorfer füllt seit Knäbels Beurlaubung die Position des Vereinschefs und Kaderplaners in Personalunion aus. So wurde unter seiner Anleitung eine neue Mannschaft entworfen, die den Anforderungen in der Bundesliga aktuell nicht genügt. Die Stimmung wendet sich immer deutlicher gegen Beiersdorfer; wie die Mopo berichtet, musste er zum Rapport beim Aufsichtsrat erscheinen. Das Gespräch soll aber, wie die Zeitung am Dienstag berichtete, zugunsten des Klubchefs ausgefallen sein.

Schon vor einigen Tagen hatte der Aufsichtsratsvorsitzende Karl Gernandt gesagt: "Wir sind definitiv nicht auf der Suche nach einem Vorstandsvorsitzenden." Beiersdorfer betonte kürzlich, er werde in dieser Situation nicht zurücktreten ("Stelle mich der Verantwortung"). Er kämpft - und ein neuer Sportchef soll die Lage in Hamburg beruhigen.

© SZ vom 09.11.2016 / SZ, DPA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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