Hamburger SV:Favorit gerupft

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(Foto: imago/Eibner)

Die Hanseaten kassieren gegen Regensburg ein 0:5 - es ist die höchste Heimniederlage seit viereinhalb Jahren.

Julian Pollersbeck torkelte ein paar Meter, dann musste auch er einsehen, dass nichts mehr zu retten war. Pollersbeck plumpste auf den Rasen, der Länge nach, die Augen auf das Tor gerichtet. Auf das Tor, das er, der Torwart des Hamburger SV, eigentlich bewachen sollte. Und auf das nun Sargis Adamyan zulief, weil er, Pollersbeck, den Ball vor dem Strafraum verdaddelt hatte. Pollersbeck sah, dass Adamyan ganz ruhig blieb, dass er den Ball ins Tor schoss. Und wie er da so ausgestreckt auf dem Boden lag, ahnte Pollersbeck womöglich bereits, dass dies noch ein ganz unangenehmer Nachmittag werden könnte.

Adamyans Tor in der elften Minute war der Auftakt zu einem denkwürdigen Tag. Der Angreifer von Jahn Regensburg traf noch zwei weitere Male (ohne vorherigen Patzer von Pollersbeck), die Gäste gewannen 5:0 (3:0). Für den HSV war es die höchste Heimniederlage seit viereinhalb Jahren - und eine verpasste Chance. Vier Spiele hatte die Mannschaft zuvor gewonnen, durch einen weiteren Sieg hätte sie dem 1. FC Köln die Tabellenführung abgenommen. "Wir werden das sicher aufarbeiten. Heute ist es erst einmal gut, alles sacken zu lassen", sagte Trainer Christian Titz.

Nach dem frühen Aussetzer durch Pollersbeck, der in den vergangenen Spieler einer der wichtigster Spieler des HSV gewesen war, wirkte die gesamte Hamburger Defensive überfordert. Gerade in dieser Verunsicherung zeigte sich auch, dass Titz seine Mannschaft zu optimistisch umgestellt hatte. Zum Auftakt der englischen Woche hatte er die Startelf auf sechs Positionen verändert, und nun fehlten die nötigen Mechanismen zur Absicherung. Regensburg, das vor diesem Spieltag nur einen Punkt Vorsprung auf die Abstiegsplätze hatte, hatte viel Platz und Zeit, um die eigenen Angriffe in Ruhe zu strukturieren. Adamyan traf noch vor der Pause zweimal (21., 35.). Der negative Höhepunkt aus Hamburger Sicht: Fünf Minuten vor dem Ende der ersten Halbzeit bot sich Aaron Hunt vom Elfmeterpunkt die Gelegenheit, seine Mannschaft mit einem guten Gefühl in die Pause gehen zu lassen. Dem Kapitän gelang allerdings nur ein ziemlich kümmerlicher Schuss; Jahn-Torwart Philipp Pentke hielt problemlos. Für Regensburg trafen im zweiten Durchgang noch Marcel Correia (53.) und Jann George (75.).

"Ein gebrauchter Tag" sei das gewesen, sagte Hunt später. Und er merkte an, dass dieser Mittag zumindest ihn nicht überrascht habe: "Wir dürfen uns nichts vormachen. Wir haben in vielen Spielen nicht gut verteidigt und einige Male Glück gehabt. Dafür haben wir es heute brutal abbekommen." Viel Zeit, um all das sacken zu lassen hat das Team nicht. Am Donnerstag spielt der HSV in Fürth - und nächsten Sonntag empfängt die Mannschaft zum Stadtderby den FC St. Pauli.

© SZ vom 24.09.2018 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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