Hamburger SV:Erstes tiefes Tal

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Die Hamburger stehen nach der Niederlage gegen Heidenheim enttäuscht am Spielfeldrand. (Foto: Axel Heimken/dpa)

Der HSV tut sich schwer, der Favoritenstellung gerecht zu werden. Nach der nächsten Niederlage tröstet höchstens ein Blick auf das Schicksal der vergangenen Herbstmeister.

In der ersten sportlichen Krise des Hamburger SV in dieser Zweitliga-Saison bemühte sich Sportvorstand Jonas Boldt um Normalität. "Es ist so, wie wir es vor der Saison gesagt haben. Es wird Täler geben, die nicht einfach sind. Die müssen wir jetzt durchschreiten, aber wir schauen nach vorne", sagte er am Samstag am Rande des Trainings der Reservespieler. Dennoch schmerzte auch ihn das 0:1 gegen den 1. FC Heidenheim einen Tag zuvor.

Durch die zweite Niederlage nacheinander und der ersten der Saison im Volksparkstadion verspielte der Aufstiegsfavorit aus dem Norden nicht nur die Herbstmeisterschaft einen Spieltag vor Abschluss der Hinrunde. In den letzten beiden Spielen vor der Winterpause beim SV Sandhausen und bei Darmstadt 98 muss der Tabellenzweite fürchten, sogar noch aus den Aufstiegsrängen zu rutschen. Ein Szenario, das nicht unwahrscheinlich ist angesichts der Leistung am Nikolaustag. "Uns fehlt derzeit einfach ein Stück weit die Leichtigkeit", analysierte Kapitän Aaron Hunt. "Wir probieren alles, rennen 90 Minuten an, haben aber im letzten Drittel nicht die richtige Lösung parat."

In der heimischen Arena haben es die Hamburger noch mehr als sonst mit Teams zu tun, die eher tief in der eigenen Hälfte stehen, ganz auf die Defensive setzen und auf Fehler warten. Die Heidenheimer machten dies so konsequent und gekonnt wie kaum ein Gegner in dieser Saison zuvor im Volksparkstadion. Zwar hatten die Gastgeber einige Torchancen vor allem in der zweiten Halbzeit, doch fehlen dem HSV derzeit die spielerischen Mittel, die Lösungen zu finden. "Ich denke, dass wir noch lange hätten spielen können, aber es wäre dennoch schwer geworden, ein Tor zu erzielen", erkannte Trainer Dieter Hecking. "Das müssen wir uns ankreiden."

Die Stürmer lassen ihren Klub im Stich

Gegen die Heidenheimer, die sich längst in die Rolle eines Aufstiegsanwärters gespielt haben, zeigte sich, wo die Schwachstellen im Spiel von Heckings Mannschaft derzeit liegen. Im Angriff wird ein echter Goalgetter vermisst. Martin Harnik agierte am Freitag als Sturmspitze bei einigen Chancen unglücklich. Lukas Hinterseer begann die Saison gut, sucht aber seit einigen Wochen seine Form und war zudem zuletzt verletzt. Bobby Wood konnte sich unter anderem beim 1:2 beim VfL Osnabrück nicht als Alternative empfehlen. Sonny Kittel, mit neun Saisontoren erfolgreichster Hamburger, und Mittelfeld-Mann Adrian Fein, die hochbegabte Leihgabe des FC Bayern München, hinken ihren starken Leistungen aus dem ersten Saisondrittel derzeit hinterher. Und die Defensive wirkt trotz der lediglich 16 Treffer in 16 Saisonspielen nicht immer sicher. "Wir wissen, dass wir eine gute Mannschaft sind", ist Hunt dennoch überzeugt. "Das werden wir auch nächste Woche wieder zeigen. Da mache ich mir keine Sorgen."

Allerdings ist die jüngste Serie auf fremden Plätzen wenig ermutigend. Die Hamburger warten bereits seit sechs Partien auswärts auf einen Erfolg. Bislang konnten sie dies noch immer durch die glänzende Heimbilanz mit einem Unentschieden und sechs Siegen nacheinander ausgleichen. Doch diese hat nun auch einen dicken Kratzer bekommen.

Immerhin darf sich der HSV bei seinen Aufstiegsambitionen mit einem Blick auf die Statistik trösten: In den vergangenen drei Saisons stieg der jeweilige Herbstmeister der 2. Bundesliga am Ende nicht auf. Im vergangenen Jahr waren es die Hamburger selbst, die zur Saison-Halbzeit vorne lagen und es dann doch nicht schafften. Insofern könnte es etwas leichter fallen, diesmal Arminia Bielefeld den Vortritt zu lassen.

© SZ vom 08.12.2019 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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