Hamburger SV:Alarm an der Elbe

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Lewis Holtby. (Foto: Kai Pfaffenbach/Reuters)

Der HSV suspendiert Holtby und läuft Gefahr, den Aufstieg zu verpassen.

Von Carsten Scheele, Hamburg/München

Lewis Holtbys Gnadengesuch beim Hamburger SV kam zu spät. Der dreimalige Nationalspieler (zwischen 2010 und 2012) hatte Trainer Hannes Wolf gebeten, ihn nicht für das Spitzenspiel bei Union Berlin zu nominieren - als Stammkraft wollte er mitreisen, als Ersatzspieler nicht. Holtby offenbarte ein seltsames Verständnis des Profidaseins, später bedauerte er seine "Kurzschlusshandlung", da seien "die Gäule im wahrsten Sinne des Wortes mit mir durchgegangen". Trotzdem wird Holtby, 28, kein Spiel mehr für den HSV absolvieren. Er habe auf Milde gehofft, doch der Verein habe "die Tür nicht mehr aufgemacht". Er wird den Klub verlassen.

Die Hamburger sind ohnehin im Alarmmodus: Nach dem 0:2 bei Union Berlin ist der einstige Aufstiegsfavorit drei Spieltage vor Schluss auf Rang vier abgerutscht - die Bundesliga-Rückkehr ist akut gefährdet. "Die HSV-Saison liegt in Trümmern", urteilte die Morgenpost bereits, auch vom "GAU" war zu lesen. Ein weiteres Jahr in der zweiten Liga könnte fatale finanzielle Folgen haben, sogar die Lizenz gefährden. Die Wut entlud sich gegen Holtby, aber auch gegen Trainer Wolf, der seit Wochen nach einem funktionierenden Konzept sucht.

In der zweiten Halbzeit bei Union hatte sich der HSV keine Torszene mehr erspielt. "Unerklärlich, so kann man kein Spiel gewinnen", klagte Kapitän Aaron Hunt. In der Rückrundentabelle ist der HSV auf Platz 14 abgerutscht, diese Bilanz ist Wolf zuzuschreiben; das Trainertalent scheint sich dem Niveau in Hamburg angepasst zu haben. Sportvorstand Ralf Becker betonte jedoch: "Ich bin nicht bereit, jemanden zu opfern, nur weil gewisse Dinge nicht so laufen, wie sie bei einer Mannschaft wie uns laufen müssten."

Bei einer Mannschaft wie uns, das sollte wohl bedeuten: Die Verantwortlichen sehen den HSV noch immer als Aufsteiger. Klar ist aber: Gewinnen Köln (59 Punkte), Paderborn (54) und Union (53) weiter, bleibt der Hamburger SV (53) in der zweiten Liga.

© SZ vom 30.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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