Hängende Spitze:Tanz den Götze

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Am Samstag veröffentlichte Jérôme Boateng um 19.46 Uhr ein Video, und nun weiß der weniger kundige Betrachter Bescheid über Vorgänge in der Kabine des FC Bayern, die besser in der Kabine des FC Bayern geblieben wären.

Von Benedikt Warmbrunn

Die Kabine des FC Bayern gehört zu den letzten sagenumwobenen Orten der Bundesliga. Dort ereignen sich angeblich allerlei unmögliche Dinge, die sich selbst der kundige Betrachter der Liga kaum vorstellen kann. Der nette Herr Guardiola soll dort zum Beispiel manchmal gar nicht so nett sein. Außerdem soll es dort übergewichtige Spieler geben und Spieler, die noch Alkohol im Blut haben. Nun verlässt der nette Herr Guardiola die Stadt, und auf einmal berichten Spieler das Intime aus der Kabine nicht heimlich, sondern sie stehen mit Gesicht und Klarnamen dazu.

Am Samstag veröffentlichte Jérôme Boateng um 19.46 Uhr ein Video auf Twitter, acht Minuten später teilte David Alaba eine längere Fassung der Aufnahme auf Facebook, und nun weiß selbst der weniger kundige Betrachter Bescheid über Vorgänge in der Kabine des FC Bayern, die besser in der Kabine des FC Bayern geblieben wären. 32 Sekunden lang ist zu sehen, wie Spieler an der #RunningManChallenge teilnehmen, bei der es darum geht, zu dem Song "My Boo" der Ghost Town DJs möglichst kleine Schritte zu machen - was zumindest Boateng und Alaba hervorragend beherrschen. In dem Video sind aber unter anderem noch Mario Götze, Robert Lewandowski, Holger Badstuber und Philipp Lahm zu sehen, die von Alaba und Boateng nun bloßgestellt worden sind als weniger hervorragende #RunningManChallenge-Tänzer. Lahms Tanz muss dabei milde beurteilt werden, er wird eingeführt als "Filippo", ein Spitzname, der hohe Erwartungen weckt. Und bei Götze kommt das nicht ganz so stimmige Bild möglicherweise daher, dass er von der Hüfte abwärts nur eine graue Unterhose, weiße Söckchen und weiße Sneakers trägt. Dennoch werden sie lange unter diesem Video leiden - wer zum Beispiel auf einer Hochzeitsfeier eine weniger gute Figur auf der Tanzfläche macht, kann nun entschuldigend anführen, er imitiere doch nur den Kapitän des FC Bayern oder den WM-Finaltorschützen von 2014.

Carlo Ancelotti, Nachfolger des netten Herrn Guardiola, wäre gut beraten, sofort knallhart durchzugreifen. Zu empfehlen wäre ein Tanzverbot für Alaba und Boateng. Noch effektiver wäre es wohl nur, zukünftige Straftrainingseinheiten einzuleiten, indem in der Kabine die Töne von "My Boo" erklingen.

© SZ vom 17.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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