Hängende Spitze:Spaß für grüne Männchen

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(Foto: N/A)

Das Champions-League-Finale wird bald auf dem Mars ausgetragen - oder in New York, was aufs Gleiche hinausläuft.

Von Philipp Selldorf

Niemand weiß genau, woher Aleksander Ceferin kam, bevor er am 14. September zum Uefa-Präsidenten gewählt wurde. Er behauptet, er sei Slowene, 49 Jahre alt und Rechtsanwalt von Beruf, aber dabei könnte es sich auch um eine dieser Jason-Bourne-Identitäten handeln, die von der Central Intelligence Agency (CIA) entworfen werden. Natürlich soll damit nicht behauptet werden, dass Ceferin das Werkzeug eines ausländischen Geheimdienstes ist. Aber diese Theorie ist mindestens so plausibel wie die "Rechtsanwalt aus Slowenien"-Version. Und wenn jetzt jemand behaupten würde, dass sich Ceferin bei Neumond in einen Habicht verwandelt und dass er von einer Schule stammt, in der die schwarze Kunst gelehrt wird - wer wollte das Gegenteil beweisen? Tatsache ist, dass Aleksander Ceferin plötzlich auf dem Uefa-Kongress erschien und gewählt wurde, auch von den Vertretern des Deutschen Fußball-Bundes, obwohl diese ursprünglich einen ganz anderen hatten wählen wollen. Wurden sie manipuliert? Hatte der DFB-Chef Reinhard Grindel Stimmen gehört, die ihm das Votum diktierten?

Ja, das hört sich abwegig an. Aber auch nicht viel abwegiger als die Gedanken, die Ceferin jetzt zur Champions League äußerte. Er könne sich vorstellen, das Finale der Champions League auf dem Mars auszutragen, damit die grünen Männchen auch mal ihren Spaß hätten, hat er gesagt.

Okay, Mars hat er nicht gesagt, aber New York hat er als Endspiel-Ort vorgeschlagen, was ungefähr aufs Gleiche hinausläuft. So ein Vorschlag mache ihn "verrückt", hat am Wochenende der BVB-Chef Hans-Joachim Watzke erklärt, doch da hatte er wohl noch nichts von der anderen "Idee" des Uefa-Präsidenten zur Pflege exterritorialer Märkte gehört. Ceferin will nämlich die Champions-League-Halbfinals von Dienstagabend und Mittwochabend aufs Wochenende verlegen, damit die Endspiel-Teilnehmer nicht zu einer Zeit ermittelt werden, in der werktätige Chinesen ihre Nachtruhe halten. Sämtliche europäischen Profiligen sollen also im Frühling zwei Wochenenden für zweimal zwei Halbfinals opfern? Damit die Chinesen ausgeschlafen haben, wenn sie sich diese Spiele angucken möchten?

Es müssen sehr laute Stimmen gewesen sein, die den Funktionären am 14. September dieses eindeutige Votum für Ceferin befohlen haben.

© SZ vom 24.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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